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Zum rau(s)chenden Fest: Rudolf Brenneisen – Cannabis-Forscher und Pharmazeut

Dank dem Berner Rudolf Brenneisen könnte Cannabis oder besser gesagt die Cannabidiole den Heilmarkt in der Schweiz erobern. Der Bundesrat hat eine Vorlage durchgewinkt, die Cannabis den Rückweg in die Medizin erlauben soll. Denn bis in die 50er Jahre war der Industriehanf eine in der Schweiz weit verbreitete Nutzpflanze, die als vielseitiges Heilmittel eingesetzt wurde und erst in den 70er Jahren aus den Apothekerbüchern verschwand. Brenneisen bezeichnet den Beschluss des Bundesrates als «cannabis-historisch»

Als Rudolf Brenneisen in der Zeitglocken-Apotheke ein Praktikum absolvierte wurde er beauftragt, mit einer Cannabistinktur ein Hüneraugenpräparat herzustellen. Damals waren Cannabispräparate noch Bestandteil des Schweizer Arzneibuches.

Das weckte sein pharmazeutisches Interesse an der Pflanze doch musste er angesichts der Repression in den 70er Jahren die Sache von der von der forensischen Seite antratt. Begonnen hatte alles mit einem Besuch der Drogenpolizei im pharmazeutischen Institiut der Uni in Bern. Nein sie wollten hier nichts illegales beschlagnahmen, sondern den THC-Gehalt der Blüten überprüfen. Ein Verfahren dazu gab es damals noch nicht.

Aus diesem Kontakt ergab sich später eine jahrelange Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Gesundheit (BAG). Dann kam die UNO und last but not least wurde auch die Antidrogenbehörde der USA (DEA) auf den Berner aufmerksam. Auf deren Wunsch entwickelte er ein noch viel präziseres Verfahren zur Bestimmung des Tetrahydrocannabinolgehlates, das weltweit patentiert wurde.

Fast zeitgleich setzte er sich aber auch medizinisch mit der Heilpflanze auseinander, da das Unispital Zürich ihn für eine Pilotstudie bei Spastikpatienten, diue mit THC behandelt werden sollten, beraten sollte. Die Studie war erfolgreich und damit gelang Brenneisen der Sprung in die klinische Forschung.

Nun also setzt sich der „Hanfpapst“ dafür ein, dass die medizinisch wertvollen Cannabidiole und nicht etwa die unter Kiffern beliebte stark THC-haltige Hanfpflanze wieder in die Regale der Apotheken kommt und dort als rezeptpflichtiges Medikament für Patientinnen erhältlich ist.

Daran verdienen werden dann einmal mehr die Ärzte (Rezepte) das BAG (Bewilligungen), die Apotheken und die Pharmaindustrie (hohe Preise/synthetische Produkte). Dabei wird übersehen, dass es besser wäre, den Markt und das Kiffen ganz zu legaliseren und entkriminalisieren. Ein jeder könnte das Kraut auf dem Balkon oder im Garten anpflanzen und zu Kecksen, Kuchen oder Guetzli verarbeiten, als Tee Trinken oder eine Tinktur machen.

Natürlich gäbe es auch hochwertige klinische Produkte wie Nasenspray’s, Lutschbonbons oder Tabletten und darüber hinaus würde die ganze Nahrungsmittel- und die Beautybranche ebenso davon profitieren wie die Landwirte, welche die Nutzpflanze für unvorstellbar viele Produkte (Öle, Bier, Textilien, Hanfseile etc) anbauen könnte. Die Hanfpflanze ist darüber hinaus gerade in Alpen-regionen gut gegen Bodenerosion und sie sorgt für stabile Hänge und gut durchlüftete Erde.

Ein mutiger Schritt und eine konsequente Freigabe (mit einem wie bei Alkohol vergleichbaren Jugendschutz samt Prävention) könnte die Schweiz wirtschaftlich, gesundheitspolitisch, medizinisch weiterbringen, als die unhaltbare und sinnlose Kifferjagd samt Bussen- und Verfahrensandrohungen.

Ob Bundesrat Ueli Maurer mit der durchgewunkenen Vorlage im entferntesten Sinn auch seinen Sohn unterstützt, der ja auch schon im Garten in Hinwil Hanf zu medizinischen Zwecken anpflanzte, wie aktenkundlich bekannt ist, ist hingegen nicht bekannt.

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