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Menschenrechte im Parlament: Frühjahr 2022

Die Menschenrechte und deren Schutz sind eng mit dem Klimawandel verknüpft, denn er hat nicht nur verheerende Auswirkungen auf die Umwelt, sondern auch auf unser eigenes Wohlergehen. Der Klimawandel bedroht nicht nur unsere Existenz, sondern hat auch schädliche Auswirkungen auf unsere Rechte auf Leben, Gesundheit, Nahrung, Wasser, Wohnen und Lebensunterhalt.

Deshalb teilt Amnesty International das Ziel der Gletscherinitiative, menschengemachte Treibhausgas-Emissionen auf Netto-Null zu senken, und fordert ebenfalls, dass fossile Energieträger so schnell wie möglich nicht mehr genutzt werden. Die Position von Amnesty zu diesen und weiteren Themen

Klima und Menschenrechte

21.055 | Geschäft des Bundesrates | Für ein gesundes Klima (Gletscher-Initiative). Volksinitiative und direkter Gegenentwurf

Asyl und Migration

21.3282 | Motion | Wiedereinführung des Botschaftsasyls

20.3776 | Motion | Schaffung einer unabhängigen Ombudsstelle für Asylsuchende

Afghanistan

21.3976 | Motion | Krise in Afghanistan. Beitrag der Schweiz zu Stabilität und Frieden in der Region

21.4045  | Motion | So schnell wie möglich wieder eine Vertretung in Kabul einrichten

21.4057  | Motion | Unterstützung für die Unabhängige Kommission für Menschenrechte in Afghanistan

China

21.3592 | Motion | Institutionalisierung des Austauschs und der Koordination von Schweizer Akteuren gegenüber China (Whole of Switzerland)

21.3321 | Motion | Anerkennung durch die Schweiz des Völkermords und der Verbrechen gegen die Menschlichkeit in der chinesischen Provinz Xinjiang

Rolle der Zivilgesellschaft

20.4395 | Keine öffentlichen Gelder an Projekte von NGO, welche sich an politischen Kampagnen beteiligen

Internationale Gerichtsbarkeit

21.037 | Geschäft des Bundesrates | Internationaler Strafgerichtshof. Änderung des Römer Statuts

Klima und MEnschenrechte

2. März 2022, Nationalrat
21.055 | Geschäft des Bundesrates | Für ein gesundes Klima (Gletscher-Initiative). Volksinitiative und direkten Gegenentwurf

Amnesty International teilt das Ziel der Gletscherinitiative, menschengemachte Treibhausgas-Emissionen auf Netto-Null zu senken, und fordert ebenfalls, dass fossile Energieträger so schnell wie möglich nicht mehr genutzt werden. 

Die Menschenrechte und deren Schutz sind eng mit dem Klimawandel verknüpft, denn er hat nicht nur verheerende Auswirkungen auf die Umwelt, sondern auch auf unser eigenes Wohlergehen. Der Klimawandel bedroht nicht nur unsere Existenz, sondern hat auch schädliche Auswirkungen auf unsere Rechte auf Leben, Gesundheit, Nahrung, Wasser, Wohnung und Lebensunterhalt.

So fordert Amnesty International insbesondere, dass Massnahmen zum Schutz des Klimas auf eine menschenrechtsverträgliche Weise umgesetzt werden, und dass diese Massnahmen dazu dienen, Ungleichheiten zu reduzieren statt zu fördern. 

Nachdem die Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Nationalrates das Geschäft beraten hat, ist nun der Nationalrat am Zug. Angesichts der Dringlichkeit des Klimaschutzes sollte das Netto-Null Ziel ohne Verzögerung festgelegt und gesetzlich verankert werden.

Asyl und Migration

15. März 2022, Nationalrat
20.3776 | Motion | Schaffung einer unabhängigen Ombudsstelle für Asylsuchende

Im Postulat 20.3776 wird der Bundesrat aufgefordert, die Schaffung einer unabhängigen Ombudsstelle im Asylwesen zu prüfen. Angesichts der breit dokumentierten Gewaltvorfälle in Bundesasylzentren, unterstützt Amnesty International diese Forderung, und empfiehlt das Postulat dem Nationalrat zur Annahme.

Falls ein solcher unabhängiger Mechanismus geschaffen wird, sollte dies in Übereinstimmung mit internationalen Menschenrechtsstandards und in Konsultation mit einem breiten Spektrum von Akteuren, einschliesslich der Opfer von Misshandlungen, geschehen.

16. März 2022, Ständerat
21.3282 | Motion | Wiedereinführung des Botschaftsasyls

Die Machtübernahme der Taliban in Afghanistan oder die Krise an der belorussisch-polnischen Grenze haben es mit neuer Dringlichkeit gezeigt: Bedrohte Menschen sind gezwungen, sich unter Todesgefahr auf unsichere Fluchtrouten zu begeben, um im Ausland um Asyl ersuchen zu können. Die Wiedereinführung des Botschaftsasyl – eine Forderung von Amnesty International für die laufende Legislatur – böte die Möglichkeit, Menschen diese Gefahren zu ersparen und ihnen eine sichere Flucht in die Schweiz zu ermöglichen.

Seit 2015 steckt die europäische Migrationspolitik in der Krise: Die Tendenz zur Abschottung hat sich in diversen Staaten verstärkt. Damit verschlimmerte sich die gravierende Lage an den europäischen Aussengrenzen. Die Leidtragenden sind in erster Linie Menschen auf der Flucht. Griechenland, Italien und Spanien, die die Hauptlast an Asylgesuchen tragen, werden vom Rest Europas weitgehend sich selbst überlassen. Was die Zusammenarbeit mit Drittstaaten wie der Türkei oder Libyen betrifft, hat sich gezeigt, dass das Fehlen funktionierender Asylsysteme zu schweren Menschenrechtsverletzungen an Geflüchteten und Migrant*innen führt.

Entsprechend empfiehlt Amnesty dem Ständerat entgegen seiner Staatspolitischen Kommission die Annahme der Motion 21.3282 zwecks Ausarbeitung einer Gesetzesgrundlage zur Wiedereinführung des Botschaftsasyls.

Afghanistan

10. März 2022, Nationalrat
21.3976 | Motion | Krise in Afghanistan. Beitrag der Schweiz zu Stabilität und Frieden in der Region

Motion 21.3976 fordert den Bundesrat auf, einen grösseren Beitrag zu Stabilität und Frieden und zur Stärkung der Menschenrechte in der Region zu leisten. Während Amnesty International die Stossrichtung der Motion unterstützt, muss ein solches Engagement gekoppelt sein mit einem klaren Bekenntnis zum Schutz von gefährdeten Personen. 

Dies soll insbesondere durch die Aufnahme einer bedeutenden Anzahl bedrohter Afghan*innen sowie die Schaffung neuer Resettlement-Plätze, die erleichterte Visa-Erteilung und die Erleichterung der Familienzusammenführung geschehen.

21.4045 | Motion | So schnell wie möglich wieder eine Vertretung in Kabul einrichten

Motion 21.4045 fordert, das die Schweiz schnellstmöglich wieder eine Vertretung in Kabul einrichten soll. Angesichts der Wichtigkeit der Erteilung von humanitären Visa für bedrohte Personen und der Erleichterung der Familienzusammenführung unterstützt Amnesty International dieses Anliegen.  

21.4057 | Motion | Unterstützung für die Unabhängige Kommission für Menschenrechte in Afghanistan

Die Motion fordert eine konkrete Unterstützung der Unabhängigen Kommission für Menschenrechte in Afghanistan (AIHRC). Eine starke Nationale Menschenrechtsinstitution kann eine wichtigen Beitrag zum Schutz und der Förderung der Menschenrechte leisten, gerade in Krisensituationen. 

Amnesty International empfiehlt die Motion zur Annahme. 

CHINA

10. März 2022, Nationalrat
21.3592 | Motion | Institutionalisierung des Austauschs und der Koordination von Schweizer Akteuren gegenüber China (Whole of Switzerland)

Eine glaubwürdige und nachhaltige Aussenpolitik muss gerade gegenüber einflussreichen Staaten wie China die Menschenrechte in den Mittelpunkt stellen. Nur so kann die Schweiz sicherstellen, dass der kulturelle, diplomatische und wirtschaftliche Austausch mit China von universellen Interessen und Werten geleitet wird, und dass das internationale Menschenrechtsregelwerk gestärkt wird.

Entsprechend erwartet Amnesty International, dass im Rahmen einer möglichen Schaffung eines Whole of Switzerland Ansatzes gegenüber China, wie von Motion 21.3592 verlangt, die menschenrechtliche Verantwortung verschiedener Akteure prominent auf der Agenda steht. An solchen Formaten sollen auch kritische zivilgesellschaftliche Akteure vertreten sein.

Aktuell ist zu erwähnen, dass in der Schweiz ansässige Sportverbände ihre Sorgfaltspflicht ungenügend wahrnehmen, die sie, wie auch Schweizer Unternehmen, gemäss internationalem Recht wahrnehmen müssen. Gleichzeitig ist die Schweiz als Staat rechtlich verpflichtet, dafür zu sorgen, dass hier ansässige Akteure ihre menschenrechtlichen Verpflichtungen wahrnehmen.

21.3321 | Motion | Anerkennung durch die Schweiz des Völkermords und der Verbrechen gegen die Menschlichkeit in der chinesischen Provinz Xinjiang

Motion 21.3321 verlangt, dass sich der Bundesrat klar und öffentlich zu den Menschenrechts-Verbrechen der chinesischen Regierung in Xinjiang äussert. Auch Amnesty International hat die Schweiz mehrfach zu einem robusteren Kurs aufgefordert. Unter anderem sollte sich die Schweiz aktiv für die Schaffung eine Uno-Untersuchung der schweren Menschenrechtsverletzungen gegen muslimische Minderheiten engagieren. 

Rolle der Zivilgesellschaft

Der Vorstoss verlangt – ähnlich wie die in der Wintersession abgelehnte Motion Noser 20.4162 – eine Einschränkung der Finanzierung von NGO aufgrund sogenannter „politischer Tätigkeit“. Wie der Bundesrat in seiner Antwort festhält, muss klar unterschieden werden zwischen der Verfolgung „politischer Ziele“ und dem Einsatz „politischer Mittel“ zur Erreichung eines gemeinnützigen Zwecks. Dies ist konsistent mit der Interpretation des UN-Sonderberichterstatters zum Recht auf Versammlungs- und Organisationsfreiheit, gemäss derer eine „politische Tätigkeit“ nicht zur Begründung der Einschränkung der finanziellen Mittel einer Organisation beigezogen werden kann.

Amnesty sieht im Ziel der Motion eine Einschränkung der Zivilgesellschaft in der Schweiz und empfiehlt dem Nationalrat, diese abzulehnen.

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Indien 2006: Im Reich der liebenden Hände bei den Ayurveda Pionieren

Auszug aus dem Buch des Zürcher Fotojournalisten Gerd M. Müller. Das ganze Manuskript ist als E-Book-Version auf www.self-publishing.com zu finden.

VORWORT

Das Buch des Zürcher Foto-Journalisten Gerd Michael Müller nimmt Sie ab den wilden 80er Jahren mit auf eine spannende Zeitreise durch 30 Länder und 40 Jahre Zeitgeschichte mit Fokus auf politische Skandale und ökologische Vorgänge in Krisenregionen rund um den Globus. Er beleuchtet das Schicksal indigener Völker, zeigt die Zerstörung ihres Lebensraumes auf, rückt ökologische Aspekte und menschenliche Schicksale in den Vordergrund, analysiert scharfsichtig und gut informiert die politischen Transforma-tionsprozesse. Müller prangert den masslosen Konsum und die gnadenlose Ausbeutung der Ressourcen an, zeigt die fatalen Auswirkungen wirtschaftlicher Ausbeutung, gesellschaftlicher Fahrlässigkeit und politische Ignoranz auf und skizziert Ansätze zur Bewältigung des Klimawandels. Pointiert, hintergründig und erhellend erzählt Müller anhand seiner persönlichen Erlebnissen aus seiner investigativen Reise und Reportagetätigkeit für nahmhafte Medien rund 30 Länder. Ein Mix aus spannenden Polit-Thrillern, tieferen Einsichten und tollen Bekanntschaften und Begegnungen mit berühmten Persönlichkeiten. Eine etwas ab gehobene, nicht alltägliche Reiseliteratur, gespickt mit sozialkritischen und abenteuerlichen Geschichten sowie persönlichen Essays – den Highlights und der Essenz seines abenteuerlich wilden Nomaden-Lebens für die Reportage-Fotografie eben. Nach der Lektüre dieses Buchs zählen Sie zu den kulturell als auch ökologisch sowie politisch versierten GlobetrotterInnen.

Im Reich der liebenden Hände bei den Ayurveda Pionieren

Sri Lanka: Ayurveda-Behandlung im Paragon auf Sri LAnka mit Reisstempel-Massage. Ayurvedic massage with rice-balls stamped on the body

1996 flog ich das erste Mal nach Indien und zwar nach Kerala an die Südspitze ins Land der aufstrebenden Ayurveda-Resorts und Kliniken. Ich hatte zuvor schon auf Sri Lanka mit der ayurvedischen Medizin hautnahen Kontakt aufgenommen und eine Pancha Karma Reinigungskur gemacht und auf der Tropeninsel sieben der damals besten Ayurveda-Resorts besucht und sie miteinander verglichen. Es waren dies das «Aida» in Bentota, das «Lanka Princess» in Beruwela, «Lawrence Hill» in Hikkaduwa, das «Paragon» in Unavatuna, das «Surya Lanka» in Matara und das «Vattersgarden» in Kottegoda. Der Bericht darüber hat in diversen Wellness-Magazinen reissenden Absatz gefunden. Die ayurvedische Medizin, die ich hier kennengelernt hatte, faszinierte mich derart, dass ich beschloss nach Kerala zu reisen und dort traf ich auf die südindischen Ayurveda-Pioniere die cgh earth group, die sich mit sehr exklusiven Resorts bereits einen Namen gemacht hat.

Die ayurvedische Medizin wurde vor über 5000 Jahren von hochbegabten Indern in der Tiefe ihrer Meditation und Spiritualität entdeckt, aber infolge der Kolonialisierung und Berufsverboten der britischen Kolonialregierung über 50 Jahre lang unterbunden, bevor sie in den 90er Jahren ein Revival erlebte. «Dadurch ging viel Wissen verloren», sagt Dr. Jayawardhana von der «Universität Colombo». Was vor tausenden von Jahren in Nordindien entwickelt wurde, ist ein ganzheitliches Natursystem, das Körper, Geist und Seele eine Einheit betrachtet, denn ndie Ayurveda-Philosophie geht davon aus, dass alle Materie, so auch der Mensch, auf die fünf Elemente Erde, Wasser, Luft, Feuer und Raum zurückzuführen sind.

Ein buddhistischer Ayurveda-Mönch, Ernährungs- und Krebsspezialist zeigt die uralten Sanskrit Inschriften in Galle, Sri Lanka | Buddhist monk and ayurvedic doctor showing old sanskrit letters in Galle-City, Sri Lanka

Aus der Verbindung der fünf Elemente bilden sich drei Grundkonstitutionen, die sogenannten Doshas. Die Elemente Luft und Raum bilden das Vata-Dosha und steht für das Lebensprinzip Bewegung. Es steuert also die Bewegungsabläufe im Körper, die Atmung und das Nervensystem. Die Pitta-Energie ist für alle Reaktionen zuständig, bei denen Wärme entsteht, also für den Verdauungstrakt und die Stoffwechselvorgänge. Die Elemente Erde und Wasser beeinflussen das dritte Dosha, das Kapha. Ihre Energie ist strukturierend, formgebend und verantwortlich für den Zell- und Skelettaufbau, gleichzeitig reguliert sie den Flüssigkeitsausgleich. Und dann gibt es noch die drei Säulen der Gesundheit: Es sind dies «Ahar» (Ernährung), « Nidra» (Schlaf) und « Bramacarya» (Mentale Ethik).

Nun hat jeder Mensch von Geburt an sein individuelles Zusammenspiel der Doshas und diese einzigartige Kombination beeinflusst seine Gesundheit und sein Körperbau als auch die charakterlichen Eigenschaften. Nur wenn sich die Doshas im Gleichgewicht befinden, sind Körper und Seele gesund. Das ist das Ziel einer Ayurveda-Behandlung, gerade im Bereich von chronischen Krankheiten. Wie Migräne oder Neurodermitis kann Ayurveda beträchtliche Erfolge aufweisen. Die Ayurveda-Kur beginnt zumeist mit einer Pulsdiagnose, wobei die Ayurveda Ärztin drei Finger sachte oberhalb der Daumenwurzel auf den Unterarm presst und den Pulsschlag misst. Sie stellt fest, ob er «stark pocht, wie Wellen durch den Körper gleitet, hüpft wie ein Frosch oder wie ein Elefant dahin trottet». So wird die Harmonie der drei Doshas festgestellt.

Sri Lanka: Ayurveda-Kräutersauna im Aida Hotel, Bentota, Sri LAnka. Ayurved

Ayurveda geht davon aus, dass in der Natur alles wächst, was es braucht um den Menschen gesund zu machen und und zu erhalten. So werden Pflanzen, Mineralien, Aschen, salze, Rinden, Hölzer, Wurzeln und tierische Produkte gekocht und pulverisiert und dann zu Pillen, Salben und Ölen verarbeitet. Das zartgelbe Sesamöl ist die Basis aller Massageöle. Es ist reich an ungesättigten Fettsäuren und macht spröde Haut weich und glatt. Dem Sesamöl mischt der Arzt oder die Arztin andere natürliche Zutaten bei, die spezifisch auf den jeweiligen Dosha-Typ abgestimmt sind. Das Öl kann somit optimal auf die individuelle Konstitution des Menschen einwirken.

Keine andere Medizin der Welt weist ein derart allgemeingültiges, tiefgreifendes und ganzheitliches Reinigungssystem auf, wie die ayurvedische Medizin und die Pancha Karma Kur insbesondere. Sie ist die Mutter aller Kuren! Während 21 Tagen werden zuerst alle Giftstoffe aus dem Körper ausgeschieden und das Gewebe bis auf die Knochen mit den Heilölen eingerieben. Die passende Kost und die wohltuenden Behandlungen führen dazu, dass man nach der Pancha-Karma Kur vor Vitalität nur so strotzt und sich wie ein neuer Mensch fühlt.

Der ehemalige Maharadscha-Palast Kalari Kovilakom ist heute ein führendes, luxuriöses ayurvedisches Gesundheitszentrum in Kerala. The ancient Maharadja palace Kalari Kovilakom is today one of the leading luxury ayurvedic healing resorts in Kerala.

Da sich Ende der 90er Jahre die Wellness und Wellbeing Tourismusindustrie zu etablieren begann, fokussierte ich mich einige Jahre sehr stark auf diesen Tourismuszweig und besuchte weltweit die besten Spa-Resorts, da ich nun über die Kooperation mit den Tageszeitungen hinaus auch viele weitere edle Hochglanzmagazine für Publikationen gesichert hatte und schliesslich für Publikationen wie das «Relax und Style», «World of Wellness» und «Wellness live» nicht nur Reportagen ablieferte, sondern auch Anzeigen generierte und so auch vom Verlagsgeschäft profitierte.

Die Ayurvedische Medizin entwickelte sich fortan auch in Europa mit rasanter Geschwindigkeit. Ayurveda-Zentren schossen wie Pilze aus dem Boden, denn die fernöstliche Medizin wollte sich rasch über den Wellnessbereich hinaus auch im medizinischen Sektor etablieren und insbesondere die Ernährungsberatung werde gefragt sein, waren sich die Fachleute damals einig. „Du bist, was du isst“, hatte Hypokrates einst gesagt und war sozusagen der erste westliche Ayurveda-Botschafter. Immer mehr Menschen drehen das Rad zurück und lassen sich von uralten Heilmethoden überzeugen oder probieren sie zumindest aus. Dass auch Yoga und Meditation ihre Wirkung auf eine gesundes Leben nicht verfehlen hat sich auch in der westlichen Welt zunehmend durchgesetzt. Zumindest Yoga ist zu einem unübersehbaren Trend geworden.

Yoga-Lehrer im Kalari Kovilakom Ayurvedic Healing Palast in Kerala. Yoga teachers practising at the Kalari Kovilakom Ayurvedic Healing Palace in Kerala.
Yoga-Lehrer im Kalari Kovilakom Ayurvedic Healing Palast in Kerala. Yoga teachers practising at the Kalari Kovilakom Ayurvedic Healing Palace in Kerala.

In Kerala angekommen, durfte ich das Kronjuwel der «cgh earth group», den alten Maharadscha-Palast «Kalari Kovilakom» besuchen und erlebte einen wahrhaft königlichen Empfang und bekam eines der zwölf Palastgemächer. Die Authentizität der alten Kultur und die Heilig-keit eines Ashrams verliehen diesem Ayurveda-Tempel ein einmaliges Ambiente. Wer hier eintritt, der lässt die alte Welt hinter sich und lebt ein ganz anderes, in sich gekehrtes von der Aussenwelt abgeschnittenes Urerlebnis und eine höchst qualitative Behandlung.

Besonders in Deutschland wurde die «Somatheeram» und «Malatheeram» in Chowara bei Trivandrum berühmt. Die beiden Resorts wurden regelmässig vom Department for Tourism als «beste Ayurveda-Resorts» ausgezeichnet und mit dem «Greenleaf-Award» geehrt. Ein weiteres Highlight war die «Duke’s Forest Lodge» inmitten einer Gummiplantage in Anapara. Das Bijoux, das aus fünf grosszügigen Pavillions besteht ist in der prächtigen tropischen Fauna mitten im Wald eingebettet.

Eine westliche Patientin erhält einen ayurvedische Behandlung mitten im Urwald im Dukes Forest Resort in Kerala. A western patient receives a ayurvedic treatment in Dukes Forest Lodge in Kerala. © GMC Photopress/Gerd Müller
Eine westliche Patientin erhält einen ayurvedische Behandlung mitten im Urwald im Dukes Forest Resort in Kerala. A western patient receives a ayurvedic treatment in Dukes Forest Lodge in Kerala. © GMC

Zu den Top Ayurveda Resorts gehörte auch die «Coconut Lagoon» in Kumarakom, das an einem zauberhaften See in einer prächtigen Gartenanlage liegt und durch die traditionellen Kerala-Häuser besticht. Sowohl das Essen, als auch die Therapeuten waren Spitzenklasse. Ebenfalls ein ganz spannender Ort ist das «Spice Village» in Periyar, das inmitten einer Teeplantage auf rund 1000 Höhenmetern liegt und daher vom Klima sehr angenehm ist. Wer ein internationales Luxushotel mit sehr guter Ayurveda-Abteilung und vielen Spa-Behandlungen sucht, der findet dies im «The Leela Meridien» an der Koralam Beach.

Genug des guten Wohlbefindes in Indien, nun werfen wir kurz einen Blick auf die zweite Indien-Reise als Narenda Moodi im Wahlkampfmodus war und eine der professionellsten internationalen Wahkam-pagnen (die ich je gesehen/miterlebt habe) orchestriert hatte und gleichzeitig ein Tourismusförderungsprogramm für den Bundesstaat Gujarat propagierte, aus dem sowohl Moodi als auch Ghandi stammt.

Danach geht es nochmals um ein gesundheitspolitisches Thema, das weltweit ein ähnliches Schicksal erlitten hat, wie die Ayurvedische Medizin, nämlich Cannabis, also die Hanfpflanze, die bei vielen Krankheiten und Beschwerden nicht nur über äusserst potente Heilkräfte verfügt, sondern auch zu den am vielfältigsten verwertbaren Pflanzen gehört und von der Faser bis zur Blüte zu vielen Zwecken eingesetzt werden können. Doch zuvor noch ein Abstecher in den indischen Bundesstaat Gujarat, den ich auf einer weiteren Indien Reise 2013 besuchte.

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Klimawandel: Die Chronologie des Versagens

Auszug aus dem Buch des Zürcher Fotojournalisten Gerd Michael Müller

VORWORT

Dieses Buch des Zürcher Foto-Journalisten Gerd Michael Müller nimmt Sie ab den wilden 80er Jahren mit auf eine spannende Zeitreise durch 30 Länder und 40 Jahre Zeitgeschichte mit Fokus auf viele politische Vorgänge in Krisenregionen. Er beleuchtet das Schicksal der indigenen Völker, zeigt die Zerstörung ihres Lebensraumes auf, rückt ökologische Aspekte und menschenrechtliche Schicksale in den Vordergrund, prangert den masslosen Konsum und die gnadenlose Ausbeutung der Ressourcen an, zeigt die Schmetterlingseffekte der Hedge Funds und Auswirkungen wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und politischer Prozesse auf und skizziert Ansätze zur Bewältigung des Klimawandels. Pointiert, hintergründig, spannend und erhellend Eine gelungene Mischung aus gehobener Reiseliteratur, globalem Polit-Thriller, gespickt mit abenteuerlichen Geschichten und persönlichen Essays – den Highlights seines abenteuerlich wilden Nomaden-Lebens für die Reportage-Fotografie eben. Der Autor publizierte Hunderte von Reportagen in deutschsprachigen Tageszeitungen und Magazinen.

2021 zeigte erneut, die Corona Pandemie ist Pipifax im Vergleich, was auf die Menschheit zurollt und im bald 50 jährigen Wissen um die schädlichen CO2-Emmissionen für unseren Planeten, wird fröhlich weitergewurstelt, immer mehr bedenken-los konsumiert, Ressourcen verschwendet, Fauna und Flora und der Lebensraum Millionen Menschen zerstört. Schon Präsident Nixon warnte in den 70er Jahren vor den dramatischen Folgen (einer seiner wenigen Lichtblicke) und der erste IPPC-Bericht von 1990 warnte vor den Konsequenzen unseres ungezügelten Raubbaus. Man braucht kein verrückter Welt-untergangsprophet mehr zu sein, die heutigen wissenschaftlichen Erkenntnisse und das Wissen, wie lahm wir auf die Bedrohung reagieren, lassen keinen anderen Schluss mehr zu, als dass unsere Spezies das Endzeitalter erreicht hat.

Gemäss Weltklimarat gibt es zwei Horrorszenarien: Zum einen der Anstieg des Meeresspiegels um zwei Meter bis Ende des Jahrhunderts, je nachdem, wie schnell der Eisschild der Antarktis weiter schmilzt. Ferner der Kollaps der Atlantischen Umwälzströmung (AMOC), die sich schon abgeschwächt hat. Sie verteilt kaltes und warmes Wasser im Atlantik und beeinflusst etwa den für Milliarden Menschen wichtigen Monsun in Afrika und Asien. Der Zusammenbruch des Golfstroms hätte auch Auswirkungen auf Europa. Bei gleichbleibenden Emissionen bis 2050 würde die Temperatur Ende dieses Jahrhunderts um 2,1 bis 3,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau liegen. Bei einer Verdoppelung der CO2-Emissionen bis Mitte des Jahrhunderts wäre ein Anstieg der Temperatur um bis 5,7 Grad möglich. Und so wird es leider auch weitergehen. Denn: Die Energie-Agentur der US-Regierung (EIA) hat 2019 berechnet, dass der CO2-Ausstoss infolge der erst beginnen-den Industrialisierung vieler Länder bis 2050 von heute jährlich rund 36 Milliarden Tonnen auf über 42 Milliarden Tonnen ansteigt. China produziert am meisten Treibhausgas, etwa ein Viertel der Gesamtmenge, vor den USA mit 18 und der EU mit 17 Prozent. Der Anteil der CO2-Emissionen, die in Senken wie Wäldern oder Ozeanen aufgenommen werden und nicht in der Atmosphäre bleiben, liegt nach dem Bericht bei etwa 44 Prozent.

1997 kam der dritte Bericht des «IPPC»-Klimarats heraus und was da skizziert und belegt wurde, übertraf all die Schreckensszenarien bei weitem und auch das Ausmass an Zerstörung, dass ich bereits seit 1993 Jahren bemerkt hatte! Der Bericht sollte auch meine Tätigkeit nachhaltig verändern. Ich unterliess fortan die vielen Fernreisen und konzentrierte mich vermehrt auf Nahziele und gründete mit zwei BerufskollegInnen Gisela Femppel von der «Südostschweiz» und Heinz Schmid, das «Tourismus & Umwelt Forum Schweiz». Auch der berühmte St. Moritzer Tourismusdirektor Hansruedi Danuser unterstützte uns dabei tatkräftig.

Das «Tourismus & Umwelt Forum Schweiz» war beim Flughafen Samedan domiziliert, da ich zu jener Zeit dort oben im fantastischen Oberengadin, im Jahrhundert-Winter und den darauf folgenden zwei Jahren lebte, weil ich nach der Trennung von Roberta mit meiner Freundin Eve, eine begeisterte Snowboarderin, von Zürich ins Engadin umgezogen war. Es war umso schöner im Engadiner Hochtal, weil ich regelmässig durch die verschneiten Wälder der Alpenhänge reiten konnte und zum ersten Mal im Leben auch Ritte im stiebenden Schnee und unberührter weisser Pracht vornahm.

Für das «Tourismus & Umwelt Forum Schweiz» schuf ich ein Webportal, welches wissenschaftliche Fakten, umweltrelevante NGO-Projekte, zuständige Behörden wie das «Bundesamt für Umwelt» (BUWAL),internationale Organisationen und kritische Medienberichte mit nachhaltigen Reiseangeboten und Tipps für umweltbewusste Reisende verknüpfte. Drei Jahre lang amtete ich als Geschäftsleiter und Präsident für diese Umweltorganisation und setzte im Bündnerland einige Akzente mit Wander-Ausstellungen zum Thema der Klimawandel in den Alpen mit einer «Rail-Expo» fahrenden Ausstellung der «Rhätischen Bahn», drei Bahnwagen, die in Davos, St. Moritz, Samedan, Pontresina und sechs anderen alpinen Orten im Graubünden stationiert wurden und die ersten Warnsignale aussendeten.

Mitglieder des «Tourismus & Umwelt Forum» wahren damals u.a. das «BUWAL/FLS», der Schweizer Nationalpark, das Biosphärenreservat Entlebuch, das «Forschungsinstitut für Freizeit und Tourismus» der Uni Bern und das «Europa-Institut» in Basel aber auch die die frisch ins Leben gerufene Autovermietung «Mobility» und «Toyota» mit dem ersten Hybrid-Fahrzeug, dem «Prius», nebst einigen Verkehrsvereinen, Hotels und Medien. Die drei Bahnwagons wurden an sechs Bündner Orten jeweils für 14 Tage an den Bahnhöfen stationiert. Dazu organisierten wir jeweils ein Live-Konzert mit der Larry Alexander Band zum Auftakt der Ausstellung. Auch an den jährlichen Ferienmessen in Zürich und Bern war das «Tourismus & Umwelt Forum» mit Referaten und Ausstellungen präsent. Bewusster reisen, mehr erleben, weniger zerstören, war das Motto für die Reisenden, um auch im Inland die nötigen CO2-Reduktionsmassnahmen und einen Energiewandel herbeizuführen, das Ziel.

„Das war das erste langfristige institutionelle «Corporate Social Responsability»-Engagement meiner eigenen Presseagentur hierzulande! Im Ausland hatte ich mich ja schon privat und publizistisch für einige Wildlife-Projekte und humanitäre Missionen engagiert. Zu dieser Zeit veröffentlichte ich zahlreiche umweltkritische Publikationen und Kommentare wie zum Beispiel «Ein Requiem aufs Korallenriff» in der «Mittelland-Zeitung» oder «Im Taucher-Paradies Malediven tickt eine Zeitbombe» Im Kommentar schrieb ich folgendes: «Nicht El-Nino» ist Schuld. Es ist der Mensch, der zu weit fort schreitet. Die Alarmglocken schrillen rund um den Erdball. Zentralamerika wurde verwüstet und um Jahrzehnte zurückgeworfen. Die Korallenwelt im Äquatorialgürtel ist bedroht bzw. schon grösstenteils vernichtet, die Meere verschmutzt, die Tierwelt da und dort ausgerottet, die Alpen verbaut und versaut». In der «Südostschweiz» ging ich 1997 als Reaktion auf den IPPC-Klimabericht auf den Klimawandel in den Alpen ein und hob unter dem Titel «Keiner kommt ungeschoren davon – Alpen von der Klimaerwärmung besonders hart betroffen». In der Zeitschrift «Touring» und im «Brückenbauer», beides Medien mit Millionen-Leserpublikum erschienen weitere kritische Berichte von mir, die weit über die Schweiz hinaus hallten, da ich den «UNEP» Direktor Klaus Töpfer, den Chef der UN-Umweltorganisation sowie mit Michael Iwand, damals Direktor Umweltmanagement bei «TUI» (Touristik Union International) und Iwand Widerpart von der deutschen Umwelthilfe und dem Naturschutzbund interviewte und an der ITB der grössten Tourismusfachmesse in Berlin intervenierte, das Thema auf die Agenda zu nehmen. Auch Prof. Hansruedi Müller vom «Forschungsinstitut für Freizeit und Tourismus» (FIF) plädierte für «mehr Heart-Liner als Hardliner». Aus dieser und den folgenden Erfahrungen und Beispielen kann man getrost sagen, dass die vom Volk angenommene «Konzernverantwortungs-Initative» und das von den Ständen abgelehnte Volksmehr nun ebenfalls zu viel mehr Papier ohne Wirkung führen und zahnlos bleiben wird. Wieder einmal ist die Schweiz und die sie beherrschenden Konzerne darum herum gekommen, ihre globale Verantwortung wahrzunehmen. Wir sind also, zu unserer Schande und gegen unseren Fortschrittsglauben keinen Schritt weiter gekommen in den letzten 30 Jahren. Im Gegenteil. Der Fussabdruck ist grösser geworden und wir haben es auf Platz 4 der Umweltsünder geschafft.

Diese dringende Appelle richtete ich also vor über 25 Jahren an die Schweizer Politiker und Bevölkerung und an der ITB in Berlin an die „Weltöffentlichkeit“ und hielt damals schon fest: «Die drastische Spur der Verwüstung, die der industrialisierte Mensch und der (un-)zivilisierte Tourist hinterlassen, wird zumeist auf dem Buckel der 3. Welt-Nationen ausgetragen und kommt immer dramatischer zum Vorschein. Aber auch wir hier in den Alpen sind wir ganz besonders vom Klimawandel betroffen. Der Temperaturanstieg dürfte weitaus höher, als im Weltdurchschnitt ansteigen und die Gletscher schmelzen genauso wie die Biodiversität dahin. Dem können wir nicht länger tatenlos zuschauen, sagte ich mir und verzichtete fortan auch auf ein Auto oder ein Motorrad und engagierte mich für den Ausbau der Bahninfrastruktur und von Velowegen.

«Chronologie der guten Absichten» und des Jahrezehnte langen Versagens

Auch in meiner Funktion als Präsident des «Tourismus & Umwelt Forum Schweiz» hielt ich kritische Referate über die eigene Reisebranche, die dazu aufgefordert wurde, mehr für die Umwelt und gegen die enormen Schäden durch den Flugverkehr und den überbordenden Massentourismus zu tun, was mir mehr Feinde als Freunde verschaffte. Die Tourismus-Propagandisten waren nicht gerade erfreut, dass die globalen Auswirkungen ihres Geschäftsmodell zunehmend kritisiert wurden. Nachdrücklich forderte ich den Reisebüroverband heraus, mehr als nur die üblichen Lippenbekenntnisse abzugeben. Doch was geschah: Um es mit den Worten von Greta von Thunberg auszudrücken: «Wenn ein Feuer ist, reiben sich die Leute oft am Feuermelder, anstatt das Feuer zu löschen». Auch mir war innerlich so zu Mute, «I want you to panic» zu sagen.

Die Behörden waren damals wie heute allerorts im Vollzugsnotstand. Ob es sich nun um die Einhaltung der Luftreinhalteverordnung, um die Lärmwerte zum Schutz der Bevölkerung, um internationale Abkommen über die Reduktion des CO2-Ausstosses oder um die Erfüllung von Absichtserklärungen und Zielsetzungen, wie der «Agenda 21», der «Charta von Lanzarote» oder der «Erklärung von Kreta» geht, wo immer wir hinschauen, müssen wir feststellen, dass keines der Ziele nur annähernd erfüllt worden ist. „Die Krux ist, dass die Notwendigkeit eines umwelt- und sozialverträglichen Tourismus zwar unbestritten ist, aber trotzdem nicht viel passiert“, was ich damals als Präsident des «Tourismus & Umwelt Forum» in den Referaten und Berichten aufs heftigste kritisierte. Die Reiseveranstalter, allen voran die drei grossen «Kuoni Reisen», «Hotelplan» und «Tui Reisen» kümmerten sich kaum um die Wasser- und Energieversorgung und das Abfallmanagement vor Ort, was insbesondere auf den Malediven und anderen Inseln zu verheerenden Verschmutzung der Strände und Meere geführt hat. Eine Untersuchung der «Höheren Fachschule für Tourismus» (HFT) kam damals zum Schluss, dass die «Erklärung von Kreta ein toter Papiertiger geblieben ist»!

Und das Greenwashing ging von da an unverändert aber inflationär weiter. Wir haben gewisse Klimakippunkte an einigen Orten rund um die Welt bereits erreicht, sind sich einige Wissenschaftler einig. Die kostbaren, lebensnotwendigen Schätze unserer Erde verschwinden mit Lichtgeschwindigkeit. Alle vier Sekunden wird weltweit Wald von der Fläche eines Fußballfeldes abgeholzt – auch oder vor allem für Soja oder Palmölplantagen. Die Zerstörung der Regenwälder durch Brandrodung im Amazonas, im Kongo und in Indonesien machen elf Prozent der weltweiten CO2-Emissionen aus! Die Biodiversität nimmt rasant ab, jeden Tag verschwinden bis zu 150 Pflanzen- und Tierarten von der Erde. Je mehr die natürlichen Lebensräume schrumpfen, desto grösser ist die Gefahr, dass Viren von Tieren auf den Menschen überspringen. Corona ist das jüngste Beispiel. Ebola, Dengue, Mers, Sars, Zika, all diese Viren sind nachweislich auch auf den Klimawandel und die schwindende Biodiversität  zurückzuführen. Deswegen müssen wir viel entschlossener die natürlichen Lebensräume schützen und gegen Wildtierhandel und Wildtiermärkte vorgehen.

Endzeit: Das Sechste Massensterben hat begonnen

Laut der Fachzeitschrift «Nature Ecology and Evolution» kommt es zu einem dramatischen Insektensterben mit dramatischen Folgen fürs Ökosystem und die menschlichen Gesellschaften. Die Prognosen zeigen, dass wir in den nächsten Jahren über eine Million Tierarten verlieren werden und viele Arten werden in ihren Beständen so dezimiert sein, dass sie keine Rolle mehr spielen. Mit maximalen Auswirkungen für die Menschen: Durch die Zerstörung der Regenwälder ebenso wie durch den Biodiversitätsverlust der einheimischen Fauna und Flora entstehen vermehrt z. B. auch Borreliose. Es ist erwiesen dass, bei weniger Kleinsäuger-Biodiversität eine höhere Borrelien-Last in den Zecken anfällt.

Durch die Klimaerwärmung mit heisseren und trockeneren Sommer entstehen in den gemässigten Zonen durch den Biodiversitätsverlust so auch mehr und mehr Pandemien. Auf einer der Erdoberfläche von 20 Prozent sind 80 Prozent der Biodiversitäts-Hot Spots aller Arten in den Tropen zu finden. Eine der umfangreichsten Studie um Anthony Warden von der Uni Cambridge bei der rund 100 Ökonomen weltweit untersucht haben, wie die globale Wirtschaft von der Natur profitiert und dabei feststellten, dass wenn 30 Prozent der Erdoberfläche mit den wichtigsten Schutzgebieten geschützt würden, dann überwiege der Nutzen des Schutzes dieser Gebiete die Kosten im Verhältnis 1:5. Das heisst, wenn wir einen Euro in den Schutz investieren, gewinnen wir längerfristig vier Euro hinzu. Aber bis diese Erkenntnis sich auch in den Niederungen der ressourcenintensiven Wirtschaft durchsetzt, wird wieder viel Zeit vergehen. Es ist einfach nicht nachvollziehbar, dass trotz all der Erkenntnisse, die schon in den frühen 90er Jahren, spätestens aber 1997 mit dem «IPPC»-Bericht vorlagen und den einsamen Rufern in der Wüste Recht gaben, kaum griffige Massnahmen getroffen bzw. konsequent umgesetzt wurden.

Allein zwischen 1961 und 1990 waren die Temperaturen bereits um zwei Grad Celsius gestiegen, während sie im weltweiten Mittel nur um 0,6 Prozent gestiegen sind. Die damaligen Voraussagen für den Alpenraum reichten bis zu fünf Grad mehr in den nächsten 30 Jahren. Passend zum «Kyoto-Gipfel» im Dezember 1997 wirbelte «El-Nino» durch die Schlagzeilen und mit ihm verdurstete Tiere in Australien, im Schlamm versunkene Felder in Malaysia, Waldbrände in Indonesien und anderswo. Die Warnung konnte deutlicher nicht genug sein. Noch 1992 beim Umweltgipfel in Rio hatten die Politiker versprochen das Klimasystem für heute und künftige Generationen zu schützen. Die Entwicklung verlief aber in die entgegengesetzte Richtung. Die «Generation Easy Jet» rollte bzw. flog gerade heran, alle düsten für einige Tage nach London oder New York zum Shoppen, nach Ibiza für «Raves» usw. und nach Milano um ein paar Schuhe zu kaufen. Plötzlich kostete ein Flugticket nach London weniger als die Zugfahrt von Zürich nach Bern oder Genf. Eine katastrophale Wende, die weiterhin nichts Gutes verheisst.

Wir vermeintlich so „sauberen“ Schweizer und unsere uns fast ebenbürtigen deutschen Nachbarn sind Weltmeister im Verbrauch, im Konsum, im Abfall und im CO2-Ausstoss. Die Schweiz hat es auf Platz Vier auf der Weltrangliste der Umweltsünder und CO2-Emmissionäre geschafft doch haben wir unseren grossen Fussabdruck ins Ausland exportiert. So wird der von der Entstehung bis zur Vernichtung entstehende Zivilisations-Müll unserer über alle Massen konsumierenden und Ressourcen verschleudernden Gesellschaft aus unseren Augen und unseren Umfeld verbannt. Eine der dreckigsten Branchen, die Textilindustrie und andere umweltbelastende Produktionen wurden in den letzten Jahrzehnten nach China, Vietnam und Bangladesch verlegt. Die CO-2 Emissionen werden so grösstenteils in strukturschwache oder menschenrechtsverachtende Regionen ausgelagert. Dafür haben «My climate»-Kompensationszertifikate und ähnliche Instrumente geschaffen, um unser Gewissen zu beruhigen, nicht aber, um die Situation zu entschärfen. Unsere Bilanz ist keineswegs gut und sauber sondern schlicht und ergreifend miserabel. Erst jetzt im November 2020 hat der Bundesrat die Vernehmlassung zur «Strategie Nachhaltige Entwicklung (SNE) vorgelegt, und sie sind erneut ein Armutszeugnis für die „saubere“ Schweiz. Noch übler sieht die Bilanz der Vorzeigeschweiz aus, wenn man die wirtschaftlichen Faktoren des grössten Off-Shore Finanzplatzes berücksichtigt.

Ende 2019 verwalteten Schweizer Banken ein Viertel des Weltvermögens. Sagenhafte 3742,7 Milliarden Franken. Aber das immense Vermögen wird kaum in nachhaltige Projekte investiert. Im Gegenteil. Die Goldgrube und Steueroase Schweiz begünstigt und schützt hunderte potenter Hauptsitze multinationaler Konzerne und trägt massiv zum Abfluss von Privatvermögen aus den Entwicklungsländern und damit zur weltweiten Umverteilung von unten nach oben bei. Die Ausbeutung und Gier kennt keine Grenzen, auch nicht in Zeiten von Covid-19. Im Gegenteil sie begünstigt die Globalen Technogiganten und Superreichen. Und dieser grosse Schatten fällt auf die Schweiz zurück. Egal wie weiss wir das Image waschen und wie schön wir es uns einreden oder anderen predigen!

Auch hierzulande ist es um die Biodiversität, die Gewässer, Gletscher und die Luftschadstoffe schlecht bestellt. Das «My-Climate» CO2 Kompensationsgeschäft ist reine Augenwischerei und hilft niemandem, wenn wir unseren Konsum und die Verschleuderung der Ressourcen stetig steigern, statt drastisch zu senken und unsere Wegwerfgesellschaft nicht radikal umdenken. Buchhalterisch gesehen, müssten über 30Millionen Tonnen CO2 (statt auf Schweizer Boden) ausserhalb der Landesgrenzen eingespart werden. Das wird nicht nur etliche Milliarden kosten, sondern ist auch ökonomisch und ökologisch unsinnig. Diese Beträge für die im Inland nicht erbrachten CO2-Reduktionen fehlen der Wirtschaft. Die «Dekarbonisierung der Gesellschaft» wird dergestalt keinen Millimeter vorwärts kommen, die Abhängigkeit und Sauerei würde immer grösser, allein schon durch die ansteigende Bevölkerungsdichte.

Nun die dünne Schutzschicht in der Atmosphäre ist in der freien Marktwirtschaft keinen Heller wert, sie kostet nichts und sie zu verpesten auch nicht. Die Bodenschätze werden gnadenlos ausgebeutet. Die junge und die nächste Generation werden fassungslos erkennen müssen, dass wir im Konsumrausch nach der Ölkrise 1975 und vor allem seit Beginn der 90er Jahre fast so viel Gas, Kohle und Öl verfeuert haben, wie in Million Jahre Erdgeschichte zuvor. Und das, obschon die Sonne seit je her 10000 Mal mehr Energie auf die Erdoberfläche schickt, als der Mensch braucht und die Menschheit trotz wissenschaftlichen Erkenntnissen politisch nicht zu folgen und schon gar nicht adäquat zu handeln vermag. Der Müllplatz der Menschheit ist mittlerweile nicht nur in den entferntesten Regionen und in den Weltmeeren sichtbar, auf und unter der Meeresoberfläche gleichermassen erkennbar. Ein Glück können wir all den Schrott im All noch nicht von Auge sehen. Und das ist bekanntlich nur die Spitze des Eisberges. Mikro-Plastik, Nanopartikel und Pestizid-Giftstoffe sind längst im Grundwasser und in der Nahrungskette angekommen und richten dort weitere Gesundheitsschäden und grosses Leiden an.

Ein radikaler Paradigmenwechsel ist notwendig

Gemäss «Copernicus» war das Jahrzehnt von 2011 bis 2020 global das heisseste Jahr seit Messbeginn. Auch in Europa vor allem aber in der Arktis wurden Rekordwerte bis sechs Grad im Zeitraum von 1981 bis 2010 über dem Durchschnitt verzeichnet. 2020 sind die hohen Temperaturen besonders extrem, da sie ohne El-Nino-Effekt im Vorjahr zustande kamen. 2021 dürfte infolge des La-Nina-Effekt wieder ein Temperaturanstieg zu verzeichnen sein und das, obschon wir nun ein Covid-19 Jahr lang einen sehr eingeschränkten Luftverkehr hatten. Auch die CO2-Zunahme wird mit Sicherheit weiter ansteigen. Die Arktis wird weiter schmelzen und wenn es zum „Worst Case“ Szenario kommt und sich die Atlantikwalze nicht mehr so wie bis anhin bewegt, blicken wir düsteren Zeiten entgegen. Angesichts der leidigen Tatsache, dass nach über 30 Jahren Zaudern und Zögern, Abwiegeln und Verleugnen, der Zerstörung zuschauen und den erdrückenden Fakten fast tatenlos ins Auge schauend im Bewusstsein und mit dem schlechten Gewissen lebend, noch viel mehr Raubbau als jemals zuvor zu betreiben, muss jetzt jeder von uns das Heft selbst in die Hand nehmen und substanzielle Beiträge leisten.

Reduce to the max“, lautet das Motto. Also den Ressourcenverbrauch auf allen Ebenen absenken. Wir sitzen alle im selben Boot. Das hat Covid uns eindrücklich vor Augen geführt. Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren. Daher ist es nur richtig, wenn die Klimabewegung und die Klimajugend die Grünen links überholen bzw. überflügeln und eine viel raschere und konsequentere Vorgehensweise fordern. Covid-19 kostet uns Billionen. Fügen wir ein paar Billionen für die Transformation der Wirtschaft hinzu, hätten wir enorm viel gewonnen. Wir müssen unbedingt weitere Pandemien vermeiden, da würde sich jede Investition lohnen. Jeder von uns hat es in der Hand, dazu beizutragen, doch geht es nicht mehr ohne einschneidende Schritte in nie gekanntem Ausmass. Lange gewohnte Lebensweisen werden sich stark verändern müssen. Zum Beispiel beim Konsumverhalten: weniger Fleisch-Konsum, weniger Verpackung, geringere Transport- und Arbeitswege, ökologische Verkehrsmittel zu nutzen und überall bio-diversifizierter, lokaler Anbau fördern usw. In der Landwirtschaft die Pestizide und Herbizide drastisch reduzieren und Anreize für den ökologischen Anbau schaffen sowie den Gewässerschutz konsequent anwenden. Alle Subventionen für die fossile Energiegewinnung sind einzustellen, im Flugverkehr muss flächendeckend eine hohe Treibstoffbesteuerung eingeführt und so der Flugverkehr erheblich reduziert werden. In der Geschäftswelt überall die CO2-Fussabdruck-Bilanzierung in den Unternehmen einführen, beim Bau die nachhaltige Gebäudetechnik fördern sowie die Begrünung der Städte an die Hand nehmen. Wiesen statt Grünflächen, Bodenversiegelung vermeiden und in der Forstwirtschaft, alters- und artengemischte Wälder kultivieren.

Zwar kam es 2020 zu einer Wiederbelebung der «Pariser Koalition der hohen Ambitionen» auf dem ersten virtuellen Klimaschutzgipfel der Vereinten Nationen, wo sich 75 Nationen zum Ziel der «Netto-Null-Emissionen» bekannt haben. Die meisten Staaten streben das Ziel bis 2050 an. Bisher haben aber nur 75 von 197 Staaten neue oder erhöhte Klimaziele vorgelegt. Aber nur Grossbritannien und die EU haben ihre Ziele substanziell erhöht. Bei allen anderen Staaten sind die Ambitionen gering. Viel zu gering, als dass die Ziele des Pariser Klimaabkommens je erreicht würden.

Damit verfügt die von Uno-Generalsekretär Antonio Gutierrez ausgerufene «Koalition für Kohlenstoffneutralität»  über gut 65 Prozent des weltweiten CO2-Ausstossvolumens, die noch ansteigen könnte, wenn die Finanzzusagen für den grünen Klimafonds von jährlich 100 Milliarden Franken vorankommen. Als zentrales Instrument gilt der auch von der EU anerkannte Kohlenstoffpreis der bis 2030 stetig ansteigen soll. Der Wirtschaftsnobelpreisträger William Nordhaus hatte 2015 vorgeschlagen, einen Klimaklub zu schaffen, der einen wechselseitigen Nutzen aus der Aufteilung des Klimaschutz zieht und Trittbrettfahrer ausschliesst, denn nur so komme man aus dem „Gefangenen-Dilemma“ heraus. Die Koalition der Willigen soll einen möglichst grossen Nutzen und Vorteile für die Mitglieder ein räumen. So könne man der Problematik des Nutzniessens ohne eigene Anstrengungen und Beitragszahlungen entgegenwirken. Auch der Kapitalmarkt wäre gut beraten, in nachhaltige und grüne Produkte und Ressourcen zu investieren und aus der Kohle rasant auszusteigen.  

Für UNO-Generalsekretär Guttierez ist das ein wichtiger Schritt nach vorne, aber es reiche noch nicht aus. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Welt noch immer auf dem Weg zu einem globalen Temperaturanstieg von über drei Grad sei, was einer Katstrophe gleich käme. Mit anderen Worten. Wir sind immer noch mit 180 kmh unterwegs, was den fossilen Verbrauch anbelangt. Eine Temporeduktion tut not. Gerade die Corona-Pandemie hat gezeigt, was in ausserordentlichen Lagen möglich ist und mobilisiert werden kann. Der Patient Erde liegt auf der Intensivstation und röchelt in den letzten Zügen. Es ist höchste Zeit zu handeln und einschneidende Massnahmen umzusetzen. Denn auch die Atlantische Meridionale Umwälzströmung (AMOC) in den letzten Jahrzehnten dramatisch an Kraft verloren. Die Meeresströmung ist auch als Golfstrom bekannt und führt in den höheren Wasserlagen selbst im Winter milde Temperaturen zu den Kanalinseln, nach Irland und Großbritannien, weiter Richtung Niederlande bis nach Westdeutschland und Skandinavien hoch. Das Golfstrom-System bewegt fast 20 Millionen Kubikmeter Wasser pro Sekunde, etwa das Hundertfache des Amazonasstroms“, so Stefan Rahmstorf, der Forscher vom «Potsdam Institut für Klimafolgenforschung» zur Bedeutung dieses Klimasystems (PIK). ist Initiator und Ko-Autor einer Studie, die im Frühling 2021 in der Fachzeitschrift «Nature Geoscience» erschienen ist. 

Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren. Daher ist es nur richtig, wenn die Klimabewegung und die Klimajugend die Grünen links überholen bzw. überflügeln und eine viel raschere und konsequentere Vorgehensweise fordern. Covid kostet uns Billionen. Fügen wir ein paar Billionen für die Transformation der Wirtschaft hinzu, hätten wir enorm viel gewonnen. Wir müssen unbedingt weitere Pandemien vermeiden, da würde sich jede Investition lohnen. Jeder von uns hat es in der Hand, dazu beizutragen, doch geht es nicht mehr ohne einschneidende Schritte in nie gekanntem Ausmass. Lange gewohnte Lebensweisen werden sich stark verändern müssen. Zum Beispiel beim Konsumverhalten: weniger Fleisch-Konsum, weniger Verpackung, geringere Transport- und Arbeitswege, ökologische Verkehrsmittel zu nutzen und überall bio-diversifizierter, lokaler Anbau fördern usw. In der Landwirtschaft die Pestizide und Herbizide drastisch reduzieren und Anreize für den ökologischen Anbau schaffen sowie den Gewässerschutz konsequent anwenden. Alle Subventionen für die fossile Energiegewinnung sind einzustellen, im Flugverkehr muss flächendeckend eine hohe Treibstoffbesteuerung eingeführt und so der Flugverkehr erheblich reduziert werden. In der Geschäftswelt überall die CO2-Fussabdruck-Bilanzierung in den Unternehmen einführen, beim Bau die nachhaltige Gebäudetechnik fördern sowie die Begrünung der Städte an die Hand nehmen. Wiesen statt Grünflächen, Bodenversiegelung vermeiden und in der Forstwirtschaft, alters- und artengemischte Wälder kultivieren.

Zwar kam es 2020 zu einer Wiederbelebung der «Pariser Koalition der hohen Ambitionen» auf dem ersten virtuellen Klimaschutzgipfel der Vereinten Nationen, wo sich 75 Nationen zum Ziel der «Netto-Null-Emmissionen» bekannt haben. Die meisten Staaten streben das Ziel bis 2050 an. Damit verfügt die von Uno-Generalsekretär Antonio Gutierrez ausgerufene «Koalition für Kohlenstoffneutralität»  über gut 65 Prozent des weltweiten CO2-Ausstossvolumens, die noch ansteigen könnte, wenn die Finanzzusagen für den grünen Klimafonds von jährlich 100 Milliarden Franken vorankommen. Als zentrales Instrument gilt der auch von der EU anerkannte Kohlenstoffpreis der bis 2030 stetig ansteigen soll.

Der Wirtschaftsnobelpreisträger William Nordhaus hatte 2015 vorgeschlagen, einen Klimaklub zu schaffen, der einen wechselseitigen Nutzen aus der Aufteilung des Klimaschutz zieht und Trittbrettfahrer ausschliesst, denn nur so komme man aus dem „Gefangenen-Dilemma“ heraus. Die Koalition der Willigen soll einen möglichst grossen Nutzen und Vorteile für die Mitglieder ein räumen. So könne man der Problematik des Nutzniessens ohne eigene Anstrengungen und Beitragszahlungen entgegenwirken. Auch der Kapitalmarkt wäre gut beraten, in nachhaltige und grüne Produkte und Resourcen zu investieren und aus der Kohle rasant auszusteigen.

Für UNO-Generalsekretär Guttierez ist das ein wichtiger Schritt nach vorne, aber es reiche noch nicht aus. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Welt noch immer auf dem Weg zu einem globalen Temperaturanstieg von über drei Grad sei, was einer Katstrophe gleich käme. Mit anderen Worten. Wir sind immer noch mit 180 kmh unterwegs, was den fossilen Verbrauch anbelangt. Eine Temporeduktion tut not. Gerade die Corona-Pandemie hat gezeigt, was in ausserordentlichen Lagen möglich ist und mobilisiert werden kann. Der Patient Erde liegt auf der Intensivstation und röchelt in den letzten Zügen. Es ist höchste Zeit zu handeln und einschneidende Massnahmen umzusetzen. Je länger wir zuwarten, umso teurer und aussichtslos wird es.

Der Flügelschlag des Schmetterlings

Seien wir uns bewusst, die Finanzmärkte stehen im Zentrum der Wirtschaft und bestimmen weltweit die Preise für Rohstoffe und Lebensmittel und sie diktieren das Geschehen rund um den Globus. Hedge-Fonds sind der Fluch des Nahrungs- und Wasser- sowie Rohstoff-Kapitalismus in Reinkultur. Schauen wir uns das einmal näher an: 2008 stiegen die Preise für Lebensmittel und Rohstoffe stark an, obschon sich die Welt nach der Finanzkrise in einer Rezession befand. Das zeigt, dass die Preise aufgrund von Spekulationen und nicht aufgrund einer erhöhten Nachfrage gestiegen sind. Was als Flügelschlag eines Schmetterlings an der Wallstreet 2010 begann, führte fortan zu Aufständen, Kriegen und weltweiten Flüchtlingskrisen. Den Flügelschlag lösten der damalige Präsident Bill Clinton und der Nationalbankpräsident Alan Greenspan mit dem Commodity Modernisation Act aus, d.h. mit der Liberalisierung der seit den 30er Jahren strikt regulierten Märkten und begrenzten Anzahl von Spekulanten. Doch von nun an, konnte jeder unbegrenzt mit Rohstoffen und Lebensmitteln spekulieren. Daraufhin leckten die Finanzmärkte Blut und die Wallstreet und die Hedge-Fonds diktieren das Geschehen auf übelste Art und Weise.

Im gleichen Jahr fuhr Russland aufgrund des Klimawandels und der Trockenperiode über 30 Prozent weniger Weizenernte ein. Die Wallstreet spekulierte auf eine Verknappung des Angebotes und trieb den Weizenpreis um 50% in die Höhe, was in Tunesien und Ägypten zum Arabischen Frühling führte, weil Ägypten fast 80 Prozent des Weizens aus Russland importierte. Ein rascher Anstieg der Lebensmittelpreise und ein geringer Anstieg der Erdölpreise führe zwangsläufig zu Konflikten und kriegerischen Auseinandersetzungen, stellten auch Wissenschaftler und Mathematiker fest.

So artete 2011 in Lybien nach dem Sturz Gaddhafis als auch im Irak-Krieg, beides führende Ölexportstaaten, die Kriege aus, befeuerten weitere Konflikte in der Region und lösten einen Flächenbrand aus, der den ganzen Orient überzog. So auch der unendliche Krieg in Syrien. Auslöser dafür waren wiederum die Hedge-Fonds und Spekulanten an der Wallstreet und in London. Sie trieben den Ölpreis massiv in die Höhe, weil sie auf Export-Verluste spekulierten. Der Flügelschlag des Schmetterlings hat auch hier zugeschlagen und so sind die deregulierten Märkte zu einem Motor des Chaos geworden.

Diese Spekulationen und die Entwicklung in den Ölstaaten hatte zudem noch weitreichendere Folgen. Durch den enormen Kursanstieg der Petrodollars kamen Russland und Saudi Arabien aber auch Venezuela zu immensem Reichtum und vergrösserten ihre Militärbudgets und Polizeikräfte entweder zur Unterdrückung von Revolten im eigenen Land oder für weitere Offensiven. Russland in Syrien, in der Ukraine und zuletzt auf der Krim.

Im Falle von Saudi Arabien kam es zu kriegerischen Zuspitzung in Jemen und in vielen anderen Regionen im Konflikt zwischen Shiiten und Suniten, derweil der Iran, den Nahen Osten auf seine Weise infiltrierte und mit seinen kruden Ideologien, Waffen und Kämpfern vollpumpte. Der Anstieg des Ölpreises war auch der Anfang des Verderbens für Venezuela, das am Ressourcen-Fluch zu Grunde ging. Die Spekulanten waren auch hier letztlich Auslöser und verantwortlich für die Flüchtlingsströme von Lateinamerika in die USA und von Afrika und dem Orient nach Europa. In Europa führten all diese Turbulenzen und der Einfluss des neoliberalen Medienmoguls Rupert Murdoch zum Brexit und zu den rechtsradikalen Regierungen in Polen, Ungarn und Italien, also auch den Auftrieb der Neonazis und Faschisten in Deutschland. Nach der Hausse folgt die Flaute, nach dem Boom folgt der Crash, soviel Ökonomie hat jedes Kind schon in der 3. Klasse mitbekommen.

Die Folgen sind wiederum verheerend. In Venezuela gibt es eine apokalyptische Hungersnot, dasselbe in Kuba, in Kenya und im gesamten Subsahara-Gürtel, wo verheerende Dürren zu Bürgerkriegen führen und im Orient, dem Nabel der Despoten zu desaströsen Wirtschaftskurs- und katastropalen Menschenrechtslagen führt. Der völlig entfesselte Rohstoff- und Finanzmarkt ist wie die Pest, weil er dank Algorithmen und Herdenmentalität sowie auf zynische Weise immer gegen den Wohlstand der fragilen Ökonomien wettet. Mit der Covid-Krise wurde überdeutlich, dass die Märkte über das Wohl der Menschen gestellt werden und ein System geschaffen wurde, das kein Mitleid mit den Menschen, sondern nur Gewinner und Verlierer kennt.

Die Dürren in Europa sind hausgemacht

Die drei Jahre extreme Hitze und Trockenheit in Europa wie von 2018-2020 hat es seit 250 Jahren nicht gegeben“, sagt Dr. Andreas Marx vom  «UFZ Helmholz Zentrum für Umweltforschung» in Leipzig, das einen Dürre-Monitor erstellt hat, der die Trockenheit in ganz Deutschland tagesaktuell anzeigt. „So eine Dürre hätten wir erst so um 2040 erwartet und nicht heute schon“, fährt Marx fort. Der Landwirtschaft geht das Wasser aus. Der Anbau kann oft nur noch mit künstlichen Bewässerungssystemen aufrecht erhalten werden. Doch auch der Grundwasserspiegel ist gesunken und damit wird das Bewässern der Felder ökologisch noch unsinniger und okonomisch aufwendiger. Auch der Wald leidet unter der Dürre und stirbt ab wie Frau Dr. Nicole Wellbrock vom «Thünen Institut für Waldökosysteme» feststellt „Der Zustand der Wälder ist in der Tat historisch schlecht. Die erhobenen Daten sind lebensbedrohlich für unser Okosystem. „Besonders die Fichten und die Buchen sterben rasch ab in den unteren Lagen“. Damit gehen wertvolle CO2 Speicher flächendeckend verloren. 1400 Milliarden Tonnen CO2 befinden sich in der niederen Atmosphäre. Wenn wir nicht sofort entscheidend unsere CO2 Emissionen reduzieren, haben wir das CO2-Ziel bereits in zehn Jahren überschritten.

Wie Dürren durch Fehler in der Land und Bodenbewirtschaftung hervorgerufen oder verstärkt werden, vor allem durch die Zerstörung des Bodens durch Monokulturen und Pestizide. So entstehen Teufelskreise, in denen die Hitze zu Dürre wird, und die Dürre zu noch mehr Hitze führt. Die Waldbrände nehmen zu, werden grösser und entstehen sogar in Regionen im hohen Norden. Flüsse und Seen trocknen aus, Wüsten entstehen wie beim Montasi See in Rumänien, wodurch nicht nur die Fische, die Amphibien, Insekten und Wasservögel aussterben sondern die gesamte Flora untergeht und das ganze Gebiet unter wüstenähnlichen Wetterbedingungen leidet, weil sich das ganze Mikroklima verändert und die Desertifizierung fortschreitet.

Der rumänische Umweltaktivist Octavian Berceanu sagt: „Der Klimawandel kommt viel rascher und dramatisch drastischer auf uns zu, als wir gedacht haben und verweist auf die eigenen Agrar-Fehler während der Ceaușescu Aera am Beispiel des Potelo Sees. Der wurde trockengelegt um die landwirtschaftliche Produktivität beim Anbau grosser Flächen zu steigern. Das Gegenteil ist passiert. Die nährstoffreiche Schlammschicht war bald aufgebraucht worauf  der Sand des Seegrund zum Vorschein kam und den Anbau obsolet machten. Heute ist die Region menschenverlassen und lebensfeindlich geworden.

Das «European Environmental Bureau» in Bruxell vertritt ein Netzwerk von 170 Umweltorganisationen in Europa.  Celia Nyssens vom EEB sagt: Was diese Dürren so zerstörerisch macht, ist hausgemacht, weil wir überall grossflächige landwirtschaftliche Monkulturen geschaffen haben, welche die Böden auslaugen und über keine Mikroorganismen verfügen. Denn es sind die Mikroorganismen, die dem Boden seine Wasserspeicherqualitäten verleihen. In einer Handvoll gesunder Erde befinden sich mehr Mikroorganismen als Menschen auf der Welt. Vom Einzeller bis zum Tausendfüssler über sind auch all die Pilze, Bakterien und Algen für die Saugfähigkeit des Bodens verantwortlich.

In Deutschland werden über die Hälfte der Ackerböden für den Anbau von Viehfuttermittel verwendet. Das Problem ist unser Hunger auf Fleisch und den damit verbundene Teufels-Kreislauf von Abholzung für Monokulturen, die binnen fünf Jahren zu ausgelaugten Böden degenerieren und der Versteppung und Verödung Vorschub leisten.  Das geschieht nicht nur in Deutschland oder Rumänien, sondern vielerorts in Europa u.a. auch in Spanien.

Der Umweltaktivist und UN-Experte David Dean von der Organisation Earth  Jurice .Prudence kritisiert den Monokulturenabau auf das schärfste und hat zusammen mit dem Geologen Jose Maria Calafora, der Professor an der von der Universität in Almeria die  Quelle des Rio de Aguas nahe dem Dorf Gotcha aufgesucht. Sie liefert kaum mehr Wasser und die ganze Bevölkerung mit über 8000 Bewohnern ist verschwunden, weil sie kein Wasser mehr zum Trinken haben oder ihre Felder bewirtschaften könnten.  Einer der wenigen der geblieben ist, sagt dass er sich das Trinkwasser kaufen müsse, da das wenige Wasser, das noch herauskommt zu salzig und zu kalk- und chlorhaltig geworden ist. Wenn man bedenkt, dass es allein zur Herstellung einer Plastikflasche 17 Liter Wasser braucht und der Transportweg bis zum Verbraucher auch noch viel Energie verschlingt, sieht man wie grotesk die Lage ist. Zum zweiten absurden Agrarsubventionismus-Moloch:

Ebenfalls in der Region von Almeria erstreckt sich zudem auch das «Mar del Plastico», das Plastikmeer auf 350 Quadratkilometern über das Land. Dort werden unter anderem die Tomaten für halb Europa angepflanzt. So eine Tomate braucht etwa 10 Liter Wasser bis zur Reife und so kommt es, dass aus einer der trockensten Regionen Europas die letzten Wasserreserven herausgepresst werden damit hoch subventionierten Früchte und Gemüse exportiert werden können. Zum Schaden der lokalen Bevölkerung, der Fauna und Flora und des gesamten Okosystems. Das ist der Schlüsselmoment, der die Desertifizierung bewirkt, sondern mitunter auch auf das Wetter und das Klima auswirkt bis hin zum Jetstream über dem Atlantik, der sich abschwächt und neue Wege sucht.  Politische Fehlentscheide in Brüssel und in den anderen EU Staaten bewirken, dass diese Katastrophe einfach so weiter geht.

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IN EIGENER SACHE: IHR BEITRAG AN HUMANITAERE UND OEKO-PROJEKTE

Geschätzte Leserin, werter Leser

Der Autor unterstützt noch immer zahlreiche Projekte. Infolge der COVID-19 Pandemie ist es aber für den Autor selbst für und zahlreiche Projekte schwieriger geworden. Die Situation hat sich verschärft. Für Ihre Spende, die einem der im Buch genannten Projekte zufliesst, bedanke ich mich. Falls Sie einen Beitrag spenden wollen, melden Sie sich bitte per Mail bei mir gmc1(at) gmx.ch. Vielen Dank im Namen der Empfänger/innen.

Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung

Um zur globalen Entwicklung beizutragen, menschliches Wohlergehen zu fördern und die Umwelt zu schützen, verabschiedete die Staatengemeinschaft 2015 die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung. Kernbestandteil sind die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung («Sustainable Development Goals», SDGs) und deren 169 Unterziele.

© globalgoals.org

Die SDGs integrieren neben der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung auch ökologische Nachhaltigkeit. Zudem greifen die SDGs Aspekte wie Frieden und Sicherheit, Rechtstaatlichkeit und gute Regierungsführung auf, welche für Nachhaltige Entwicklung von fundamentaler Bedeutung sind.

Die SDGs haben universelle Gültigkeit. Dies bedeutet, dass alle Länder gemäss ihren Kapazitäten einen Beitrag zum Erreichen der Ziele leisten sollen. Auch die Schweiz wird aufgefordert sein, die Ziele national umzusetzen. Daneben sollen Anreize geschaffen werden, damit nichtstaatliche Akteure vermehrt einen aktiven Beitrag zur Nachhaltigen Entwicklung leisten.

Ziele für nachhaltige Entwicklung

Armut in jeder Form und überall beenden

Den Hunger beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern

Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern

Inklusive, gerechte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten des lebenslangen Lernens für alle fördern

Geschlechtergleichheit und Selbstbestimmung für alle Frauen und Mädchen erreichen

Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung für alle gewährleisten

Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher, nachhaltiger und zeitgemäßer Energie für alle sichern

Dauerhaftes, inklusives und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle fördern

Eine belastbare Infrastruktur aufbauen, inklusive und nachhaltige Industrialisierung fördern und Innovationen unterstützen

Ungleichheit innerhalb von und zwischen Staaten verringern

Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig machen

Für nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sorgen

Umgehend Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen ergreifen*

Ozeane, Meere und Meeresressourcen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung erhalten und nachhaltig nutzen

Landökosysteme schützen, wiederherstellen und ihre nachhaltige Nutzung fördern, Wälder nachhaltig bewirtschaften, Wüstenbildung bekämpfen, Bodenverschlechterung stoppen und umkehren und den Biodiversitätsverlust stoppen

Friedliche und inklusive Gesellschaften im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung fördern, allen Menschen Zugang zur Justiz ermöglichen und effektive, rechenschaftspflichtige und inklusive Institutionen auf allen Ebenen aufbauen

Umsetzungsmittel stärken und die globale Partnerschaft für nach-haltige Entwicklung wiederbeleben

* In Anerkennung dessen, dass das Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen das zentrale internationale zwischenstaatliche Forum für Verhandlungen über die globale Antwort auf den Klimawandel ist.