Die Bergbahnen hängen an einem Seidenfaden

Alpenpanorama vom Gipfel des Piz Corvatsch ob St. Moritz. Swiss alps panoramic view from the top of Piz Corvatsch in St. Moritz

Der Ausblick vom Corvatsch auf die kaum verschneiten Alpen. Bild: GMC/Gerd Müller.

Der zweite schneearme Winter legt die strukturellen Schwächen der Schweizer Bergbahnen schonungslos offen. Die kapitalintensive Intrastruktur wird zur kaum mehr tragbaren Last. Rote Zahlen und Konkurse stehen bevor, wenn die Gemeinden und Tourismusorte nicht einspringen, um die für sie zentrale Infrastruktur mitzufinanzieren.

„Bei 80 Prozent der Bergbahnen werde die Ertragslage künftig in einem Missverhältnis zu den notwendigen Investitionen und stehen“, sagt Manfred Fiegl von der Beratungsgesellschaft Trimea. Fiegls Hypothese wird unterstützt von der Tatsache, dass sowohl Savognin in die Lücke der defizitären Bergbahnen gesprungen ist, als auch die Gemeinde Saanen.

Wintersport, Bergbahnen, Kunstschneepiste, Parsenn, Davos | Mountain railway artificial snow, Jakobshorn, swiss alps,  DavosIm Geschäftsbericht der Bahnen von Saas-Fee, einem Ort, dem es dank Gletscherskigebieten noch relativ gut geht, steht, dass bloss 10 Prozent der Schweizer Unternehmen mittelfristig noch in der Lage sein werden, Ersatzinvestitionen aus eigener Kraft zu tätigen. Das Geld reicht nicht mehr aus, um Beschneiungs- und Transportanlagen gleichzeitig zu erneuern. Ein latenter Problem- und Sanierungsfall sind auch die Bergbahnen Sestination Gstaad (BDG), die seit 2005 mit schweren finanziellen Problemen zu kämpfen hat. Auch im Dezember 2014 hat die Gemeinde ihren finanziellen Beitrag an die BDG erneuert. Ansonsten stünden die Lifte in der Promi-Gemeinde still.

Das Problem der Bergbahnen ist, dass sich die Situation in den letzten Jahren durch die rückläufigen Gästezahlen generell verschärft hat und die Bahnen jeweils 20 bis 25 % ihres Umsatzes über Weihnachten und Neujahr machen. Fehlt es in dieser Zeit an Schnee oder Gästen bricht ein grosser Umsatzkuchen weg, der bis Ende Saison kaum mehr wett gemacht werden kann.

 Skifahren ist nicht „out“, aber zu teuer geworden

Schweizer Skigebiete und Bergbahnen klagen seit vielen Jahren, dass jedes Jahr weniger Schweizer auf die Piste gehen und insbesondere bei den Jüngeren das Interesse nachlasse. Richtig ist die Tatsache, dass die Gesamtzahl der von den Bergbahnen verkauften Skipässe rückläufig ist und mit 23,9 Millionen Franken gelösten Tickets im vergangenen Winter einen zehnjährigen Tiefststand markiert haben.

Headerbild Kals-Matrei Skiregion, Grossglockner, Osttirol | Ski area Kals-Matrei in east Tyrol

Skifahren in der Schweiz ist teuer, da gehen viele lieber in die Vorarlberger oder Tiroler Alpen. BIld: GMC

Falsch ist hingegen die Annahme, dass der Skisport „Out“ sei und die Behauptung, dass Jüngere seltener auf die Piste gehen. Gemäss der Studie „Sport Schweiz 2014“ des Bundesamtes für Sport (Baspo) wird Skifahren immer beliebter. Die Zahl der Personen, die angeben, Ski zu fahren sei demnach um 12,6 Prozent gestiegen. 2014 gaben 35,4 Prozent der Befragten an, dass Sie Wintersport ausüben.

Der Rückgang der Gesamtzahl der Besuchertage  in den Schweizer Skiorten dürfte demnach vielmehr auf drei Faktoren zurückzuführen sein. Erstens: Die heutige Arbeitswelt einerseits und die gestiegenen Präferenzen bei den Reisenden andererseit  lässt kaum mehr einen ausgedehnten Skiurlaub zu. Zweitens: Skifahren ist ein Sport der Wohlhabenden geworden. Die Kosten für Übernachtung und die Skipässe sind derart hochgeklettert, dass sich eine durchschnittliche Familie kaum mehr den Skiurlaub in der Schweiz gönnen kann.  Und damit kommen wir zum Dritten Punkt. Die Schweizer gehen lieber im Vorarlberg und im Tirol Skifahren, da sie in den ¨Vorarlberger oder Tiroler Alpenregionen eine vergleichbare Leistung für gut einen Drittel weniger Geld erhalten.

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