
Wildlife im Okavango-Delta: Antilopen sprinten durch die Sumpflandschaft des weltgrössten Binnendeltas. Bild. GMC
Botswana darf für sich in Anspruch nehmen, alle Facetten eines funkelnden Diamanten zu besitzen. Der grandiose Artenreichtum von Fauna und Flora, die facettenreiche Wildnis, die ihr Antlitz ständig ändert. Das Okavango-Delta zählt zu den besten Wildlife-Gebieten der Welt. Ein Augenschein als Zaungast im Garten Eden Afrikas.
Ein lebenswichtiges Geflecht von Wasseradern durchzieht das grösstenteils ausgedorrte südliche Afrika vom Atlantik bis zum Indischen Ozean. Der Okavango, drittgrösster Fluss unter dem südlichen Wendekreis, entspringt dem regenreichen Hochland Angolas. Obschon es nur wenige Hundert Kilometer zum Meer wären, steuert der Strom nach 1600 Kilometern Irrweg auf die 800‘000 Qua-dratkilometer grosse Kalahari zu – und fächert sich im weltgrössten Binnendelta auf.
Wüste unter Wasser in Grün-/Blautönen schillernd
Der Pirschflug über das Delta bietet einen atemberaubenden Blick auf die urwüchsige Schönheit der Okavango-Sümpfe. Die bis zum Horizont mal goldgelb, dann wieder tiefgrün ausgelegten Schilfteppiche, von einem Labyrinth aus Flussarmen, Sümpfen, Inseln, Steppen und Lagunen durchzogen.
In Mändern dringen die Fluten in die öde und dürstende Wüste vor und formen ein einzigartiges Biotop mitten in der Kalahari. Das weltgrösste Binnendelta hat ungefähr die Grösse Schleswig-Holsteins. 95 Prozent aller Wasserreserven Botswanas stammen aus dem Okavango-Delta durch das in normalen Jahren mehr als 18,5 Milliarden Wasser fliessen. Wobei der grösste Teil im Sand der Kalahari versickert. Tatsächlich aber verdunsten rund 80 Prozent auf dem Weg durch die Wüste.

Elefanten so winzig wie Ameisen. Luftaufnahme des Okavango-Deltas in der Kalahari. Airshot Elephant herd in the Okavango Delta in Botswana
Als der Autor vor 25 Jahren das erste Mal im Okavango-Delta war, war dieses komplett ausge-trocknet und nur wenige Wasserlöcher (Savuti) hatten noch Wasser. Sandfarben-, Gelb- und Rot-Töne dominierten damals das Landschaftsbild. Mit den traditionellen Fortbewegungsmitteln den Mkoros (Einbaubäumen) kam man nicht sehr weit. Viele Tiere verendeten, die überlebenden waren abgemagert bis auf die Rippen. Die Elefanten liefen wie wandelnde Gerippe umher. Völlig ausgezerrt. Auch unsere Reisegruppe litt unter der enormen Hitze, die Nachts kaum unter 40 Grad sank und unter latentem Wassermangel.
Bei dieser Reise war alles ganz anders, als jeder Wüstentrip zuvor. Denn die Wüste unter mir schillerte beim Überflug in allen Grün- und Blautönen. Nicht nur prall mit Wasser gefüllte Kanäle, nein riesige Seen hatten sich gebildet. Ein Fortkommen mit 4×4 war in vielen Teilen des Okavango Deltas bei Moremi und rund um Chief Island unmöglich. Hier liegt nun ein riesiges Binnenmeer. Auch viele Landepisten bei den Luxus-Lodges mussten geschlossen werden. Viele Orte waren nur per Schnell-boot oder im Wasserflugzeug erreichbar. Und so wandelte sich das Erinnerungsbild des Autors schlagartig wie Tag und Nacht. Nach der Feststellung: Hier gibt’s ja mehr Wasser als Wüste und der bangen Frage, fällt der Wüstentrip ins Wasser kam die Frage: Wie kommt das? Jao-Game Ranger Cedric Samotanzi kennt die Antwort: „Seit 46 Jahren wurde das Delta, das sich über 150‘000 km2 in der Senke Afrikas ausbreitet, nicht mehr so stark geflutet. Und letztes Jahr kam seit 25 Jahren zum ersten Mal nach tektonischen Verschiebungen das Wasser auch wieder durch das unterirdische Geflecht in den Lynanti und Savuti-Channel zurück“, so erklärte und Cederic das Phänomen Wüste unter Wasser.
Auf der Pirschfahrt mit dem Mkoro (Einbaumboot), in dem die Tswanas auch zwei ausgewachsene Rinder transportieren können, staken wir durchs dichte Schilf an den Flusspferden, Wasserbüffel und Krokodilen vorbei zum Jao Camp. Es ist, als würde man auf einem Seerosenblatt über die spiegel-glatte Wasseroberfläche gleiten, da der Bootsrand der M’koros nur wenige Zentimeter aus dem Wasser ragt. Ein mulmiges Gefühl. Öffnet ein Hippo sein riesiges Maul, könnte man mit dem Mkoro wie in einen Tunnel hineinfahren. Doch bleibt uns dieses Schicksal dank der Vorsicht des Stakers erspart.
Und so verliefen auch die Game Drives da und dort ein wenig anders als gewohnt. Statt auf ausgetrockneten und staubigen Sandpisten zwischen kargem Buschwerk herumzukurven und nach Wildtieren zu spähen, fuhr der Landrover meilenweit auf den halbwegs erkennbaren Sandpisten durch riesige Seen, das Wasser immer bis zur Tür hochquellend und immer einer leichten Strömung ausgesetzt. Der erfahrene Game Ranger lotete alle Grenzen des Machbaren mit seinem 4×4 aus, bevor wir endgültig aufgeben und aufs M’koro umsteigen mussten. Bei einem stecken gebliebenen Fahrzeug zurück zum Camp zu schwimmen, wäre keine gute Alternative gewesen. Gewiss hätte man bald im Schlund eines Nilpferden und Krokodilen geendet.
Botswana bietet mit seiner natürlichen Umwelt und der unberührten Natur die höchste Wildlife-Konzentration im südlichen Afrika und spektakuläre Wildtierbeobach tungen. Und schützt seine natürlichen Ressourcen, denn sie sind Botswanas grösster Schatz nach den riesigen Diamantenvorkommen, die das Land zu einem der reichsten afrikanischen Ländern machen. Zwar setzt Botswana nicht nur auf nach- haltiges Wirtschaften sondern seit vielen Jahren auch auf ökologischen Tourismus, was das Land auch teuer macht und Okavango-Delta-Reisen sehr exklusiv ge worden. Das Okavango Delta ist nicht mehr dasselbe, das es noch vor 25 Jahren war. Ein Refugium für Expeditionen, ein Eldorado für Survivel-Trips und echte Abenteuerfreaks, monieren die Südafrikaner.
Mit dem Schweizer Wüstenpionier …
Auf der Reise vor 25 Jahren fuhr ich mit einer kleinen Gruppe Schweizer Reiseleiter von zwei südafrikanischen Guides begleitet von Johannesburg aus über die Makgadikgadi-Saltpanels mit zwei Fahrzeugen ins Okavang-Delta rein. Dort trafen wir auf eine Safari-Gruppe in Not, deren Führer gerade mit seinem Landrover einem Elefanten in die Hinterbeine fuhr, weil dieser ein Zelt auseinander nahm. derweil die Gästeschar wie Gazellen in alle Winde stob. Der Mann, der da Notrecht und Brachialgewalt anwendete und die Reisegruppe vor dem in Rage geratenen Elefanten schützen wollte, hiess Willi Zingg und er war ein ehemaliger Schweizer Militärpilot aus Solothurn, der sich in den 70er Jahren nach Botswana abgesetzt hatte und hier als einer der ersten Wildnis-Trips ins Okavango-Delta anbot. Zingg war ein Haudegen mit einem grossen Herz. Und dieses schlug auch für die Bushmänner. Willi war ein Pioneer, der sich früh auf die Spuren von Laurence van der Post zu den San aufmachte und bis zu den Tsodillo Hills vorstiess. Dort in den heiligen Hügeln ist das beeindruckenste Vermächtnis der San-Kultur“ zu sehen.
… beim „Louvre der Bushmen-Kultur“
Im Nordwesten der Kalahri liegt ein Schatz der San-Kultur. Heute führt eine Strasse von Shakawe nach Tsodillo, das Sir Laurence van der Post in seinem Bestseller „Die verloren Welt der Kalahari“ zum „Louvre der Bushmen-Kultur“ hochstilisierte. Rund um den steil aufragenden Pyramidenhügel „Male“ sind über 4000 jahre alte Felsmalereien der Buschmänner zu sehen. Seit Juni 2002 zählt diese Kulturstätte zu den UNESCO Weltkulturerbe. Die Nebenhügel werden von den San „Female“, „Child“ und „Grandschild“ genannt. Zingg baute nach einigen Abstechern zu den Tsodillo-Hill-Sippen zur Überbrückung der dreitägigen Fahrt einen Airstrip und landete zwei Jahre später als erster dort. Nach der ersten Landung lud er den Dorfältesten Bushmann zu einem Rundflug ein. Und weil sich das Fahrwerk nicht öffnete kam der Bushmann auch noch in den Genuss eines Loopings.
Trick 77 klappte und beide landeten wieder sicher auf dem Boden. Seither schwebe der Dorfälteste immer ein wenig abgehobener rum, sagen die anderen Clan-Mitglieder. Und Willi Zingg? Der tollküne Alligator-Jäger und Bush-Pilot stürzte in den Ferien beim Spaziergang am Matterhorn tödlich ab. Aber er hinterliess viele gute Tipps, wie man in der Wildnis zu Fuss unterwegs trotz allen Gefahren überleben kann:
Beim Büffel auf den Baum, dem Löwen die Stirn bieten
Bei einer Löwenattacke nicht wegrennen und dem Löwen den Rücken zukehren. Einfach so tun, als wäre man für ein paar Sekunder der König der Wildnis, den Angreifer mit Steinen, Stöcken bewerfen und dazu durchaus ein bisschen Lärm machen wie fauchen und brüllen. Beim Büffel helfen behende Sprünge auf den nächsten Baum. Einen Leoparden sollte man nicht aus den Augen lassen aber nicht in die Augen sehen sondern einfach Wachsamkeit und Präsenz zeigen und auch hier im Notfall zur Scheinattacke ansetzten. Wie hoch die Durchfallquote ist konnte mir Willi Zingg allerdings nicht sagen.
Botswana ökologische Vorreiterrolle
„Bereits seit 1990 geniesse der Schutz von Fauna und Flora und die Entwicklung eines ökologisch orientierten nachhaltigen Tourismus höchste Priorität in Botswana, sagt Tlhabolongo Ndzinge, die Direktorin des Tourismusministeriums in Botswana. Nahezu Zweifünftel des Landes seien geschützte Naturflächen, die zu den grössten ökologischen Ressourcen der Welt zählen. Botswana hat den Global Codes of Ethics for Tourism der Welthandelsorganisation WTO unterzeichnet, der den Rahmen für verantwortliche und nachhaltige Entwicklung zu Beginn des 21. Jahrhunderts setzten. Dem fortschreitenden Aufbau von Öko- und Ethnotourismus kommt der schonenden Entwicklung des ländlichen Raums besondere Bedeutung zu: So sind mehr als ein Drittel der in Botswana laufenden 90 Programme im Rahmen der „Community based Developpment projects“ angesiedelt.
Reisetipps
Einreise: Für die Einreise nach Botswana benötigen EU- und Schweizer Bürger kein Visa, aber der Pass muss noch mindestens sechs Monate gültig sein.
Anreise: Die Anreise erfolgt zumeist über Johannesburg und von dort mit der Air Botswana zur Hauptstadt Gaborone oder direkt nach Maun am südlichen Rande des Okavango-Deltas www.airbotswana.co.bw. Von dort aus bringen Sie kleine Cessna-Propellermaschinen der Fluggesellschaft Sefofane zum Ziel. Sefofane bietet auch Flugsafaris im ganzen südlichen Afrika an und fliegt die Gäste direkt von Camp zu Camp in Botswana, Namibia, Sambia, Malawi und Südafrika. www.sefofane.com.
Fremdenverkehrsamt: www.botswanatourism.gov.bw
Bevölkerung: In Botswana leben 1, 6 Mio. Menschen was im Vergleich zur Grösse des Landesmit 581‘730 km2 ca. 2,7 Einwohner pro km2 entspricht. 200‘000 Personen leben in der Hauptstadt Gaborone. 60 Prozent der Bevölkerung sind Tswanas. In Botswana leben noch die die meisten Bushmänner. Ihre Zahl wird auf knapp 50‘000 Personen geschätzt.
Bildung/Gesundheit: Heute gehen fast 95 % aller Kinder zur Schule. Das Gesundheitssystem ist gut ausgebaut und für die Bevölkerung ist die Gesundheitsversorgung fast kostenlos. Sie wird durch die Einnahmen aus den riesigen Diamantenvorräte finanziert, die dreiviertel des Staatshaushaltes
Sicherheit: Botswana ist eines der sichersten und politisch stabilsten Länder Afrikas.
Elefanten-, Pferde- oder Bike-Safaris Grosser Beliebtheit erfreuen sich die Bush walks. D.h. dass die Gäste mit einem einheimischen und bewaffneten Wildhüter zu Fuss durch den Busch laufen und an einem Wasserloch die Zelte auf-schlagen. Zudem kann man viele Touren im Mkoro bzw. in den Glasfiber-Kanus unternehmen. Auch Elefanten-Safaris, bei denen die Gäste auf dem Rücken von Elefanten durch den Busch pirschen oder Pferde-Safaris werden angeboten. Neuerdings gibt es auch Bike-Safaris entlang des Chobe Rivers.
Unterkünfte
In Botswana gibt es sowohl einfache als auch sehr luxuriöse Camps. Allein über 60 Camps liegen im Moremi Game Reserve. Zudem gibt es eine stattliche Anzahl sogenanter „tented Camps“. Sie bestehen aus einem zentralen Versorgungszelt und in ausreichendem Abstand aufgestellten Zelten mit festem Unterboden und Betten. Wildes Campen ist in Botswana allerdings untersagt. Wir beschränken uns hier auf eine Auswahl im High End Bereich und stellen die edelsten Bush-Camps von Wilderness Safari vor, einem der grössten ökologischen Anbieter in der südlichen Hemisphäre mit Luxusunterkünften in sieben afrikanischen Ländern. Das mit 2500 Angestellten in Botswana, Namibia, Malawi, Sambia, Südafrika, Zimbabe und auf den Seychellen vertretene Unternehmen hat drei soziale Einrichtungen die „Wilderness Safari HIV Task Force“, den „Wilderness Wildlife Trust“ www.wildernesstrust.com und die Organisation „Children in the Wilderness“ www.childreninthewilderness.com gegründet. (Mehr …) Zu den Wilderness Camps, die wir auf unserer Botswana-Reise besuchten, gehören:
Wilderness Safaris Jao Camp
Das Jao Camp liegt im 60‘000 Hektar grossen privaten Jao Schutzgebiet, das an das Moremi Game Reserve anschliesst und im Westen von Mombo begrenzt wird. Das Camp mit den luxurösen und riesigen Stelzenbungalows kann höchstens 16 Gäste aufnehmen. Jede Unterkunft hat ein Bad, WC und eine Aussendusche sowie eine grosse Veranda mit einer schattigen Lounge. Wilderness Safaris bietet abenteuerlustigen Gästen,die für drei Nächte im Jao Wildreservat bleiben, auch Übernachtungen im Freien in Zelten an. www.jao-camp.com
Wilderness Safaris Duma Tau Camp
Das Duma Tau Camp im Linyanti Wildlife Reserve hat 10 Bungalows am Rande des Chobe Nationalparks. Jeder Bungalow ist auf Stelzen gebaut, verfügt über ein Bad und eine Aussendusche und hat eine Veranda von der aus man den Hippo-Pool bestens beobachten kann. Die edle Innenausstattung im afrikanischen Stil bietet viel Komfort und Wohlbehagen. Im Hauptgebäude sind eine Lounge, eine Bar und ein Souvenier-Shop untergebracht. Auch ein Swimmingpool fehlt nicht. Das Gebiet des Linyanti-Channels ist ideal für Wildtierbeobachtungen zu Land und zu Wasser. Grosse Elefantenherden aber viele Hippos, Löwen, Leoparden, Geparde, Wildhunde sowie alle Arten von Antilopen sind hier zu sehen. www.dumatau.com
Weitere Lodges und Camps:
FOREST LODGE
Wenn man über Südafrika und Maun bis nach Gaborone gelangt ist, findet man in der Nähe des Ausgangsortes für Safaris im Okavango Delta eine ideale Unterkunft in der Forest Lodge vor. In diesem privaten Mini-Reservat kann man ebenfalls für den Menschen ungefährliche Tiere beobachten. Wir haben hier eine der äusserst seltenen Afrikanischen Wildkatzen nachts entdeckt.
DECEPTION VALLEY LODGE
Die Deception Valley Lodge liegt im Refugium der Buschmänner im Central Kalahari Reserve und bietet den Besuchern ebenfalls sehr komfortable Bungalows sowie Wildtierbeobachtungen Morgens und Abends. Auch die Begegnung mit Buschmännern gehört zu den Highlights der gediegenen Lodge. www.dvl.co.za
GRASSLAND SAFARI LODGE
Die Grassland Lodge im Central Kalahari Reserve ist der idealste Ort, um mehr über die letzten Buschmänner und ihr Leben in der Kalahari zu erfahren. Die Farmbesitzerin spricht die Naro-Bushmen-Sprache und befasst sich seit vielen Jahren mit den Geheimnissen und dem Wissen der Buschmänner. Daher kann sie alle Fragen stellen bzw. beantworten und ihre gesammelten Erkenntnisse an die Besucher/innen weitergeben. Das einfache Camp hat ein beleuchtetes Wasserloch, um dass sich abends viele Tiere drängen. www.grasslandlodge.com