Missbrauch, Misstrauen, Medien und Machtmonopole

Auszug aus dem Buch des Zürcher Fotojournalisten Gerd M. Müller. Das ganze Manuskript ist als E-Book-Version auf www.self-publishing.com zu finden.

VORWORT                                                                   

Das Buch des Zürcher Foto-Journalisten Gerd Michael Müller nimmt Sie ab den wilden 80er Jahren mit auf eine spannende Zeitreise durch 30 Länder und 40 Jahre Zeitgeschichte mit Fokus auf viele politische und ökologische Vorgänge in Krisenregionen rund um den Globus. Er beleuchtet das Schicksal indigener Völker, zeigt die Zerstörung ihres Lebensraumes auf, rückt ökologische Aspekte und menschenliche Schicksale in den Vordergrund, analysiert scharfsichtig und gut informiert die politischen Transformationsprozesse. Müller prangert den masslosen Konsum und die gnadenlose Ausbeutung der Ressourcen an, zeigt die Auswirkungen wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und politischer Prozesse auf und skizziert Ansätze zur Bewältigung des Klimawandels. Pointiert, hintergründig, spannend und erhellend. Eine Mischung aus globalen Polit-Thrillern, gehobener Reiseliteratur, gespickt mit sozialkritischen und abenteuerlichen Geschichten sowie persönlichen Essays – den Highlights und der Essenz seines abenteuerlich wilden Nomaden-Lebens für die Reportage-Fotografie eben. Nach der Lektüre dieses Buchs zählen Sie zu den kulturell, ökologisch sowie politisch versierten Globetrotter.

Als ich im Herbst 1986 nach dem Reportagekurs mit dem „Enfant Terrible“ der Schweizer Medienlandschaft, mit dem Historiker, Schriftsteller und Skandal-Autor Niklaus Meienberg meinen ersten Artikel über die unmenschlichen Zustände in der Asylanten-Empfangsstelle Kreuzlingen, in der damals noch renommierten «Weltwoche» publizierte, begann für mich der Startschuss für eine journalistische Laufbahn. Damals gab es noch in jeder grösseren Schweizer Stadt mindestens zwei Tageszeitungen, die sich konkurrenzierten oder ergänzten. Die Anzahl kritischer Zeitungen, Magazine und Fachpublikationen war damals extrem viel höher in allen Bereichen des Lebens und der politischen Meinungsvielfalt sowie Medienbildung. Rasch baute ich mir auch durch die Pressefotografie ein umfangreiches Netzwerk zu den führenden Presse- und Bildagenturen in Europa auf. Mit Partneragenturen wie «Keystone», «dpa», «action press», «agence france press», «Ringer Bild Dokumentation (RDB)», «Big Pictures», etc. habe ich gut Geld verdient.

Fast alle dieser Agenturen sind von der Bildfläche verschwunden, das Bildagenturgeschäft haben die Online-Plattformen wie «Adobe», «Alamy», «Fotolia», «Shutterstock», «Getty Images» übernommen. Damals, bei den Agenturen gab es noch Bildhonorare zwischen 50 bis 200 Franken bei Tageszeitungen und erheblich mehr bei renommierten Magazinen. Heute bekommt man noch zwischen 30 bis 60 Cents für eine Luftaufnahme in Polynesien oder andere Bilder. Von den zahlreichen Reise-Hochglanzmagazinen, wie «Globo», «Relax & Style» existiert keines mehr. Eigene Korrespondenten und/oder ein Heer von freischaffenden Journalisten, auch das sind tempi passati. Erst kam «Google», dann die ersten Online-Medien und schliesslich die Sozialen Medien, die den klassischen Zeitungen und vielen phänomenalen Publikationen den Garaus gemacht haben, weil die Werbeeinnahmen abflossen. Auch die einstigen Big-Players im Anzeigengeschäft wie «Publicitas», «ASSA» und «Ofa» sind Vergangenheit. Das führte zur Medienkonzentration und Ausdünnung der Presselandschaft, als auch zu einer grösseren Abhängigkeit von PR-Inhalten und damit verbunden zu einer Schwemme unkritischer Information und zu disruptiven Medienmogulen durch die medialen Machtkonzentrationen in vielen Ländern. Ein Beispiel:

Rupert Murdoch ist einer der übelsten Strippenzieher bei der Spaltung der Gesellschaft in Grossbritannien und in den USA, er war ein Irak-Kriegstreiber und ist ein bekennender Klimaskeptiker wie Donald Trump. So unterstütz-ten er und seine Medien nach dem Niedergang der Konservativen in Grossbritannien den Kurs der Regierung von Toni Blair, der ein Referendum über den Euro Beitritt Grossbritaniens im Wahlkampf 1997 versprach. Unter anderem wird Murdoch vorgeworfen, dass Fox TV und die 175 Zeitungen der «News Corporation» im Vorfeld des Irak-Krieges eine euroskeptische Grundhaltung eingenommen hätten. «The Sun» und die 2011 eingestellte «News of the world» waren für ihre EU-kritische und anti-deutsche Haltung bekannt. «Fox TV» wurde immer wieder wegen einseitiger Parteinahme zugunsten der Regierung Bush kritisiert. 2007 räumte Murdoch in einem Interview am «World Economic Forum» in Davos öffentlich ein, dass er aktiv versucht habe, die öffentliche Meinung zu Gunsten George W. Bush Nahost-Politik zu beeinflussen. Murdoch war öfters bei Blair, als der britische Aus-senminister oder andere Regierungsmitglieder in der heissen Phase und Debatte zum Kriegseintritt Grossbritan-niens in Allianz mit den USA. Murdoch hat Blair dazu gedrängt sich auf die Seite der USA zu schlagen.

Erst desavouirten Murdochs Boulevardmedien unter der Thatcher-Regierung alle Minister der Labour Regierung mit Schmutzkampagnen und brachten so die Torries an die Macht. Unter Cameron kam es dann zur Aufdeckung im gigantischen Abhörskandal der «News of the world“. Der Journalist Nick Davis hat 2009 hat die Hintergründe des Abhörskandals im «The Guardian» publiziert. Demzufolge wurden systematisch Hunderte von Politikern und Prominenten jahrelang ausspioniert, überwacht, erpresst oder bestochen. Vier britische Premierminister wurden schliesslich zum «Leveson-Untersuchungsausschuss» eingeladen. Dort erfuht man auch, dass Murdoch auch Nigel Farage von der «UKIP» dazu ermunterte, den Brexit weiter zu forcieren und es so geschafft hat, die britische Gesellschaft stark zu spalten.

Murdoch stelle eine echte Gefahr für liberale Demokratien dar – ohne ihn hätte es keinen «Brexit» gegeben, sind sich Politiker und Politologen einig. Der «Brexit» war der Höhepunkt Murdochs Macht in Grossbritannien und mit «FOX NEWS» hat er Trump gross gemacht und zum Präsidenten befördert – nicht die Russen. Yvanka Trump verwaltete offenbar die Vermögen von Murdochs Töchtern – so kam der Kontakt zustande. Erst war Murdoch von Trump nicht begeistert, aber er erkannte Trumps Potential für seine Zwecke. Das Treffen der Stammeshäuptlinge fand 2006 in Schottland auf dem Golfplatz statt. Dort entschied Rupert sich für Trump statt für Hillary Clinton. Der Rest ist Geschichte. Trump wäre ohne «Fox News» nie Präsident geworden, soviel steht fest. Murdoch ist direkt verantwortlich für die politische Verseuchung der Medien und damit die Verseuchung der Gesellschaft.

Das ist aber wie wir gut wissen, nur eines von vielen Beispielen der politischen Einflussnahme durch die Printme-dien, ein Virus der quer durch die ganze Presselandschaft in Europa wie anderswo auf der Welt grassiert, von Grossbritannien über Italien, Österreich und Ungarn und natürlich auch tendenziell in der Schweiz, ganz zu schweigen von den autokratischen Staaten und Pressezensur-Weltmeistern. Auch die USA und Donald Trump haben es gerade bewiesen und auf die Spitze getrieben, der disruptive Medien-Dämon ist rund um die Welt im Dauereinsatz,  dirigiert die Regierungen vor sich her und spaltet die Gesellschaft. Wir sind zwar medienfreudig aber nicht medien-mündig geworden – und die meisten verlieren sich bei der Verwendung dieser perfiden Techno-Tools, welche die Gesellschaft spalten, in der Endlosschlaufe der Filterblasen und perfider Einflussnahme.

Schuld daran ist einerseits die Kanibalisierung der klassischen Medien durch die Online-Plattformen, die dem kriti-schen und unabhängigen Journalismus das Wasser abgegraben haben, dann die Banalisierung der Inhalte mit Gratiszeitungen mit Null-Tiefgang oder Breite und schliesslich unserem unkritischen Medienkonsum.

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Über gmc

1992 gründete der Zürcher Fotojournalist Gerd Müller die Presse- und Bildagentur GMC Photopress und reiste hernach als Agenturfotograf und Fotojournalist in über 80 Länder. Seine Reportagen wurden in zahlreichen Reise- und Spa-Magazinen publiziert. 2021 publizierte er Auszüge aus seinem Buch Highlights of a wild life -Metamorphosen politischer und ökologischer Natur.

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