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Schmetterlingseffekt: Hedge Fonds sind die Treiber von Kriegen und Klimawandel

Auszug aus dem Buch des Zürcher Fotojournalisten Gerd M. Müller. Das ganze Manuskript ist als E-Book-Version auf www.self-publishing.com zu finden.

VORWORT

Das Buch des Zürcher Foto-Journalisten Gerd Michael Müller nimmt Sie ab den wilden 80er Jahren mit auf eine spannende Zeitreise durch 30 Länder und 40 Jahre Zeitgeschichte mit Fokus auf politische Skandale und ökologische Vorgänge in Krisenregionen rund um den Globus. Er beleuchtet das Schicksal indigener Völker, zeigt die Zerstörung ihres Lebensraumes auf, rückt ökologische Aspekte und menschenliche Schicksale in den Vordergrund, analysiert scharfsichtig und gut informiert die politischen Transforma-tionsprozesse. Müller prangert den masslosen Konsum und die gnadenlose Ausbeutung der Ressourcen an, zeigt die fatalen Auswirkungen wirtschaftlicher Ausbeutung, gesellschaftlicher Fahrlässigkeit und poli-tische Ignoranz auf und skizziert Ansätze zur Bewältigung des Klimawandels. Pointiert, hintergründig und erhellend erzählt Müller anhand seiner persönlichen Erlebnissen aus seiner investigativen Reise und Reportagetätigkeit für nahmhafte Medien rund 30 Länder. Ein Mix aus spannenden Polit-Thrillern, tieferen Einsichten und tollen Bekanntschaften und Begegnungen mit berühmten Persönlichkeiten. Eine etwas ab gehobene, nicht alltägliche Reiseliteratur, gespickt mit sozialkritischen und abenteuerlichen Geschichten sowie persönlichen Essays – den Highlights und der Essenz seines abenteuerlich wilden Nomaden-Lebens für die Reportage-Fotografie eben. Nach der Lektüre dieses Buchs zählen Sie zu den kulturell als auch ökologisch sowie politisch versierten GlobetrotterInnen. Nun zum 1. Kapitel des Buchs:

Hedge Fonds sind die Treiber von Kriegen und Klimawandel

Seien wir uns bewusst, die Finanzmärkte stehen im Zentrum der neoliberalen Wirtschaft, sie bestimmen weltweit die Preise für Rohstoffe und Lebensmittel und sie diktieren das Geschehen rund um den Globus. Hedge-Fonds sind der Fluch des Nahrungs-, Wasser- und Rohstoff-Kapitalismus in Reinkultur. Schauen wir uns dies einmal näher an: 2008 stiegen die Preise für Lebensmittel und Rohstoffe stark an, obschon sich die Welt nach der Finanzkrise in einer Rezession befand. Das zeigt, dass die Preise aufgrund von Spekulationen und nicht aufgrund einer erhöhten Nachfrage gestiegen sind. Was in den 80er Jahren mit Thatchers und Reagans Neoliberalismus begann und als Flügelschlag eines Schmetterlings an der Wallstreet 2010 bekannt wurde, führte fortan zu Aufständen, Kriegen und weltweiten Flüchtlingskrisen. Den Flügelschlag lösten der damalige Präsident Bill Clinton und der Nationalbankpräsident Alan Greenspan mit dem Commodity Modernisation Act aus, d.h. mit der Liberalisierung der seit den 30er Jahren strikt regulierten Märkten und einer begrenzten Anzahl von Spekulanten. Doch von da an, konnte jeder unbegrenzt mit Rohstoffen und Lebensmitteln spekulieren, worauf die Finanzmärkte Blut leckten und die Wallstreet und Hedge-Fonds das Geschehen fortan auf übelste Art und Weise diktierten.

Im gleichen Jahr fuhr Russland aufgrund des Klimawandels und der Trockenperiode über 30 Prozent weniger Weizenernte ein. Die Wallstreet spekulierte auf eine Verknappung des Angebotes und trieb den Weizenpreis um 50% in die Höhe, was in Tunesien und Ägypten zum Arabischen Frühling führte, weil Ägypten fast 80 Prozent des Weizens aus Russland importierte. Der rasche Anstieg der Lebensmittel- und der Erdölpreise führt zwangsläufig zu Konflikten und kriegerischen Auseinandersetzungen, stellten auch Wissenschaftler und Mathematiker fest. So arteten 2011 in Lybien nach dem Sturz Gaddhafis als auch im Irak-Krieg, beides führende Ölexportstaaten, die Kriege aus, befeuerten weitere Konflikte in der Region und lösten einen Flächenbrand aus, der den ganzen Orient überzog. So war es auch im Krieg in Syrien. Auslöser dafür waren wiederum die Hedge-Fonds und Spekulanten an der Wallstreet und in London. Sie trieben den Ölpreis massiv in die Höhe, weil sie auf Export-Verluste spekulierten. Der Flügelschlag des Schmetterlings hat auch hier zugeschlagen und so sind die deregulierten Märkte zu einem Motor des Chaos geworden.

Diese Spekulationen und die Entwicklung in den Ölstaaten hatten zudem noch weitreichendere Folgen. Durch den enormen Kursanstieg der Petrodollars kamen Russland und Saudi Arabien aber auch Venezuela zu immensem Reichtum und vergrösserten ihre Militärbudgets und Polizeikräfte entweder zur Unterdrückung von Revolten im eigenen Land oder für weitere Offensiven. Russland in Syrien, in der Ukraine und zuletzt auf der Krim. Im Falle von Saudi Arabien kam es zu kriegerischen Zuspitzung in Jemen und in vielen anderen Regionen im Konflikt zwischen Schiiten und Sunniten, derweil der Iran, den Nahen Osten auf seine Weise infiltrierte und mit seinen kruden Ideologien, Waffen und Kämpfern vollpumpte. Der Anstieg des Ölpreises war auch der Anfang des Verderbens für Venezuela, das letzlich am Ressourcen-Fluch zu Grunde ging. Die Spekulanten waren auch hier letztlich Auslöser und verantwortlich für die Flüchtlingsströme von Lateinamerika in die USA und von Afrika und dem Orient nach Europa.

In Grossbritannien war es dem Einfluss des neoliberalen Medienmoguls Rupert Murdoch zu verdanken, dass es zum Brexit kam und bei den rechtsradikalen Regierungen in Polen, Ungarn und Italien, sind ebenfalls Medienmogule für den Auftrieb der Neonazis und Faschisten in Deutschland. Nach der Hausse folgt die Flaute, nach dem Boom folgt der Crash, soviel Ökonomie hat jedes Kind schon in der 3. Klasse mitbekommen. Die Folgen sind wiederum verheerend. In Venezuela gibt es eine apokalyptische Hungersnot, dasselbe in Kuba, in Kenya und im gesamten Subsahara-Gürtel, wo verheerende Dürren zu Bürgerkriegen und im Orient zu desaströsen Wirtschafts– und katastropalen Menschenrechtslagen führen.

Der völlig entfesselte Rohstoff- und Finanzmarkt ist wie die Pest, weil er dank Algorithmen und Herdenmentalität sowie auf zynische Weise immer gegen den Wohlstand der fragilen Ökonomien wettet Mit der Covid-Krise wurde dies überdeutlich, dass die Märkte über das Wohl der Menschen gestellt werden und ein System geschaffen wurde, das kein Mitleid mit den Menschen, sondern nur Gewinner und Verlierer kennt. Jedes Waschmittel und jede Nahrung muss heute jede Komponente deklariert sein, bei der künstlichen Intelligenz, bei der eine Machine die Entscheidungen über unser Sein oder Nicht sein Entscheiden, braucht hingegen keine Deklaration und Regulation. Absurder geht es nicht. Dieses Thema kommt im letzten Kapitel ausführlicher zur Sprache.

Gut 500 Firmen mit weit über 10000 Angestellten arbeiten in der Schweiz in der Rohstoffbranche, die mit March Rich ihren ersten berüchtigten Protagonisten hatte, der es zu zweifelhafter Berühmtheit brachte, als er zum erstenmal in den 70er Jahren in die Schlagzeilen geriet. Der in Belgien geborene US Bürger sorgte dafür, dass der Rohstoffhandel in der Schweiz bedeutend wurde. Seine skrupellosen Öldeals mit Südafrika und dem Iran unter Umgehung internationaler Sanktionen verhalfen dem „Vater des Schweizer Erfolgsmodels“ zu immensem Reichtum und ihn auf die Liste der meistgesuchten Verbrecher in den USA brachte, bis Bill Clinton, der Gottvater der Neoliberalen ihn 2001 begnadigte. Wir erinnern uns, dass Clinton und Greenspan auch die Liberaliserung der Nahrungsmittel-Märkte vorantrieben und damit die Hedge-Fond Plage auslösten.

Zurück in die Schweiz. Hier gehörten Christoph Blocher und Martin Ebner zu den skrupellosesten Liberalisierer in den 90er Jahren. Von den «Bloomberg» Journalisten Javier Blas und Jack Farchy wissen wir, dass Ebner zu den Rettern von Marc Richs Imperium gehörten und auch der heutige «Glencore» Ivan Glasberg Chef seine Sporen in Johannesburg in Südafrika abverdiente und viel von seinem Meister bei den illegalen Öl-Deals und der Umgehung von Sanktionen gelernt hat, auch wenn er in der Kohleabteilung tätig war. Tiefe Steuern, die zentrale Lage in Europa, der stabile Schweizer Franken und der Zugang zum internationalen Finanzsystem sowie die schwache Regulierung boten in den letzten Jahrzehnten in der Schweiz einen fruchtbaren Boden für Unternehmen, welche die Ressourcen weltweit ausbeuten und kaum Steuern bezahlen. Aus «Glencores» Umfeld gingen andere erfolgreiche Rohstoffhändler wie «Vitol» hervor, das dem Inselstaat Kuba zu Öldeals verhalf und dafür den Zucker zu günstigen Preisen abnahm, als Kuba in den 90er Jahren zahlungsunfähig war.

Es wurde gemunkelt, dass «Vitol» in Kuba ein Luxushotel finanzierte und betrieb und sich der damalige wie «Vitol»-Chef Ian Taylor ab und zu mit Fidel Castro zu einem Zigarrenschmauch und einen Cuba libre traf. In den 90er Jahren kamen dann die ehemaligen Sowjetrepubliken zu den neuen Rohstoff-Eldorados hinzu. Die Schweizer Rohstoffhändler kontrollieren fast 80 Prozent des weltweiten Handels und agieren skrupellos. Der Fall «Gunvor» im Kongo, die Machenschaften der «Credit Suisse» in Mosambik sowie die Geldwäscher-Affäre in Bulgarien zeigen exemplarisch die Spitze des Eisbergs der Korruption. Der Bundesrat bestätigte zwar in einem Bericht „das grosse Korruptionsrisiko“, tat aber nichts weiter, um die Bankenaufsicht zu stärken und die Geldwäscherei einzudämmen. Die Rohstoffhändler «Glencore», «Trafigura», «Vitol», «Mercuria» und «Gunvor» erhielten nach Recherchen von Public Eye von 2013 bis 2019 insgesamt 363,8 Milliarden US-Dollar an Krediten. «Public Eye» untersuchte auch die hochrisikoreichen Finanzinstrumente und –praktiken der Rohstoffhändler, die mittlerweile selbst als Banken fungieren, sich aber weitgehend der Finanzkontrolle und der Banken- und Finanzaufsicht «finma» entziehen. «Gunvor» zahlte in den USA 164 Millionen Strafe für die Verfehlungen in Brasilien, Equador und Mexico. Es ist stossend, dass sich grosse Konzerne, Banken und Superreiche immer wieder mit lächerlichen Bussen freikaufen können, derweil andere für viel geringe Taten ins Gefängnis wandern. Beispiele dafür gibt es auch in der Schweiz genug.

Erst im November 2020 hat der Bundesrat die Vernehmlassung zur «Strategie Nachhaltige Entwicklung (SNE) vorgelegt, und sie ist erneut ein Armutszeugnis für die „saubere“ Schweiz. Noch übler sieht die Bilanz der Vorzeigeschweiz aus, wenn man die wirtschaftlichen Faktoren des grössten Off-Shore Finanzplatzes berücksichtigt, denn Ende 2019 verwalteten Schweizer Banken ein Viertel des Weltvermögens. Sagenhafte 3742,7 Milliarden Franken. Allein die 300 reichtsten Schweizer besitzen ein Vermögen von über 400 Milliarden Franken, aber das immense Vermögen wird kaum in nachhaltige Projekte investiert. Im Gegenteil. Die Goldgrube und Steueroase Schweiz begünstigt und schützt Hunderte potenter Hauptsitze multinationaler Rohstoff-Konzerne und trägt massiv zum Abfluss von Privatvermögen aus den Entwicklungsländern und damit zur weltweiten Umverteilung von unten nach oben bei. Die Ausbeutung und Gier kennt keine Grenzen, auch nicht in Zeiten von Covid-19, ganz im Gegenteil, sie begünstigt die Globalen Technogiganten und Superreichen. Und dieser grosse Schatten fällt auf die Schweiz zurück, egal wie weiss wir das Image waschen und wie schön wir es uns einreden oder anderen predigen!

Die Schweiz glänzt in vielen Statistiken, wie beim Gold- und Geld-Reichtum, beim Glücklich sein, bei den Patenten, beim Receyclen doch die Realität sieht ganz anders aus. Neben den 810‘000 Millionären und einigen Milliardären gibt es in der kleinen Schweiz über 300‘000 Familien, die ihre Krankenkassenprämie nicht bezahlen können, 240‘000 Personen, die für ihre Steuerschulden betrieben wurden und über 400‘000 Menschen, die unter der Armutsgrenze leben. Die Sozialausgaben bei Bund, Kantonen und Gemeinden verdreifachten sich in den letzten 15 Jahren, hinzu kommt, dass ein Prozent die Hälfte des Gesamtvermögens für sich behält. Was heisst das? Das bedeutet das Unternehmen in der freien Marktwirtschaft Arbeitsplätze mit existenzsichernden Löhnen anbieten müssten und über Coperate Governance hinaus eine Wertschöpfung für die Gemeinschaft ausweisen müssten anstatt nur Dividenden für reiche Aktionäre.

Die «finma», die Schweizer Finanzmarkaufsicht ist eine Schlafmützen und Beschwichtigungsbehörde par excellence. Bei Whistleblowern sieht die Sache ganz anders raus, diese werden verfolgt und wie Kriegsverbrecher behandelt. ZU diesem Missstand komme ich noch ausführlicher im letzten Kapitel. Es scheint in der Schweiz zum guten Ton zu gehören, dass reiche Menschen und Finanzinstitute sich an keine Regeln halten müssen und für ihre Delikte nicht inhaftiert werden.

„Der Kuhhandel hat in der Schweiz eben Tradition“, möchte da wohl manch einer salbungsvoller Politiker sagen. Aber auch in Deutschland passieren unsaubere Dinge von gigantischem Ausmass, wenn man auf den Abgasskandal der Deutschen Autobauer schaut. Bisher wurde noch keiner der glorreichen Automanager dafür persönlich gebüsst und belangt und in der Schweiz warten die geprellten Käufer von Stinkautos noch immer auf eine Entschädigung oder Nachrüstung. Die Schweizer Banken haben nichts hinzugelernt und helfen noch immer, korrupten Politikern und Kleptokraten ihre unrechtmässig entwendeten Staatsgelder zu verstecken, wie die Pandora Papers zeigen. Man sollte endlich jeden einzelnen daran beteiligten Banker zur Rechenschaft ziehen.

Kapitalismus- und Globalisierungskritiker Jean Ziegler, Genfer SP-Nationalrat und UNO-Sonderberichterstatter von 2000 bis 2008 sagte: „Für den Neoliberalismus ist der Egoismus der Motor. Für Antikapitalisten und soziale Menschen ist der Mensch vom Wunsch nach Solidarität, Reziprozität und Komplementarität beseelt“. „Die Oligarchie des globalen Finanzkapitals, flankiert von Aussenminister Ignazio Cassis, will die NGOs zum Schweigen bringen“, sagt Ziegler.

Es sei die Aufgabe der NGOs, gegen das fiskalische Ausbluten der Entwicklungshilfe und gegen die Straflosigkeit für Konzerne und Superreiche zu kämpfen. „Die Tatsache, dass die Schweiz Mafiosi, Diktatoren und korrupten Eliten den roten Teppich ausbreitet und Unterschlupf bietet, ist skandalös“, ergänzt der ehemalige UNO-Sonderberichterstatter. Zwei Milliarden Menschen haben heute schon keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. 62 UN Staaten praktizieren Folter. „Wir sind uns bewusst, dass wir diese kanibalistische Weltordnung so nicht wollen und nicht akzeptieren“, so lautet Zieglers Fazit auf Aufruf.

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Im Trend: Ökologisch und köstlich gesunde Hanfküche

Die Wiederentdeckung des Hanfs – sei es als Arznei gegen viele Krankheiten, zur Herstellung von Bier oder andere Getränken sowie Lebensmittel, aber auch zur Textilien-Herstellung, als Werkstoff oder Energieträger und für Polster und Teppichbeläge der Autoindustrie – liegt erst wenige Jahre zurück. Über den Daumen gepeilt, können rund 20’000 Produkte aus Hanf hergestellt werden. Auch in der Küche wird die Hanfpflanze wiederentdeckt und vermehrt eingesetzt. Das Hanfkraut war Jahrtausende lang  ein wichtiger Bestandteil der Küche und wurde zu Unrecht als äusserst wertvolles Nahrungsmittel vom Teller verbannt.

Hanf ist in der heutigen Küche noch „ein Neuling, obschon er ein guter alter Bekannter sein könnte“. Hanf ist in Form von Samen, als Öl, Mehl oder Schrot verwendbar. Von der Vorspeise über das Hauptgericht bis zum Dessert bieten sich viele Variationen an, THC-freien Hanf zu verköstigen. Sein hoher Anteil an essentiellen Fett- und Aminosäuren , machten den Hanf nicht nur äusserst bekömmlich und schmackhaft sondern bietet auch eine gesunde Ernährungsbasis für Vegetarier und Veganer.

Bevor wir mehr über zauberhafte Rezepte berichten, ein Blick zurück in die Anfänge und Geschichte des Hanfkrautes. Archäologen und Geschichtswissenschaftler datieren seine erste Nutzung  um das Jahr 10’000 vor Christus. Spätestens seit 2700 Jahren v.Chr. ist die Hanfpflanze in allen Kulturen des mittleren Ostens, Kleinasiens, Indiens, Europas und Afrikas heimisch geworden.

Die Australier überlebten 2 Jahre Hungersnot dank Hanfpflanzen

Seither findet er Verwendung als wertvoller Rohstoff, höchst strapazierbarer Werkstoff  und als Grundnahrungsmittel. Sein guter Nährwert macht ihn zu der Pflanze für’s Überleben in Hungersnöten. Das bewiesen die Australier, die eine fast zwei Jahre lang andauernde Hungersnot dank reichlich viel Canabis glimpflich überlebten, in dem sie sich mit Hanfsamen und und von den Hanfblättern ernährten.

Wissenschaftler fanden später heraus, dass die Hanfpflanze alle essentiellen Fett- und Amionosäuren beinhalte und deren fachgerechter Verzehr sehr gesund sei (Jack Herrer). Der amerikanische Wissenschaftler Udo Erasmus kommt nach dem Studium zahlreicher Untersuchungen ebenfalls zum Schluss, „dass man sich ein Leben lang sich nur mit Hanföl ernähren kann, ohne Mangelerscheinungen zu erhalten. Dies dank dessen gut ausgewogenem Fettsäureprofil und allen Aminosäuren u.a. auch die Gamma-Linolen-Säure (GLA).

Andere Wissenschaftler wie William Eidlemann und R. Lee Hamilton von der University of California, stellen gar die kühne Thesen auf, mit dem Hanfanbau könne das Welternährungsproblem gelöst werden. Theoretisch vielleicht. Doch ist bei dieser These Skepsis angebracht. Denn wir wissen ja alle, dass es eigentlich genug Essen für alle gäbe, aber dass die Nahrungsmittelverteilung ungerecht funktioniert.

Hanf ist ein nachhaltiger Rohstoff, der vermehrt zur Wertschöpfungskette gehören sollte

Über Jahrtausende wurde der Hanf auch in Europa und in der Schweiz kultiviert und zu zahlreichen Produkten weiterverarbeitet. Hanf zählte lange Zeit zu den wertvollsten Kulturpflanzen. Faktisch ein Unkraut, dass ohne Dünger und Pestizide überlebensfähig ist und daher einen äusserst ökologischen Anbau zulässt. Hanf ist daher eine sinnvolle Alternative ökonomisch wie ökologisch. Rasch nachwachsend und äusserst robust. Würde das Kraut an den Alpenhängen wild wachsen, wären diese besser gegen Erdrutsche geschützt. Die Hanfpflanze dringt tief in den Boden ein und verwurzelt sich weitverzweigt, was zu höherer Stabilität der Hänge führen würde. Kein Mensch kam auf die Idee, den Hanfanbau zu verbieten, auch wenn bekannt war, dass man das Kraut auch rauchen könne und so in den Genuss einer angenehm entspannenden Wirkung komme. Doch zurück zu Küche und Herd.

Ein Genuss: Hanfsamen, Hanfschrot, Hanföl und Hanfmehl

Beginnen wir mit etwas einfachem: Einem Hanfsnackriegel. Hierzu muss man den Hanfsamen erst waschen, dann werden die Samen in ein Glas Wasser geschüttet, damit unerwünschte Sandkörner absinken und die Samen mit dem Sieb herausgefischt werden können. Gut abtropfen lassen und dann zwei bis drei Minuten auf kleinem Feuer rösten. Bevor die Samen eine dunklere Farbe annehmen und aufspringen, werden sie vom Feuer genommen.

Die gerösteten Hanfsamen schmecken köstlich zum Knabbern als Snack und ergeben einen feinen, würzigen Geschmack als Zutat bei Salaten, Sosen und vielen Hauptgerichten. Ein kleinen Nachteil gibt es allerdings. Die Hanfsamenschalen bleiben leicht zwischen den Zähnenhängen hängen.

Zerdrückt man die gerösteten Samen mit einem Mörser, erhält man Hanfschrot. Dieser lässt sich auf die gleiche Weise verwenden wie Buchweizen- oder Haferschrot und kann zum Beispiel  ins Müesli oder einem Haferbrei beigefügt werden. Auch für Desserts lässt sich Hanfschrott verwenden. Dazu kommen wir noch.

Werden die Hanfsamen gemahlen, gibt das logischerweise Hanfmehl. Dieses zeichnet sich durch bemerkenswerte Nährstoffinhalte aus. Schliesslich kann man die Samen auch auspressen. Dann gibt das Hanföl. Aufgrund seiner schonenden Behandlung ist die Haltbarkeit aber beschränkt. Man sollte es auch nicht zum braten verwenden. Durch die Hitze gehen wertvolle Inhaltsstoffe verloren.

Buchtipp: Rezepte von den Gourmet Hanf-Köchen

Die TreuHanf AG betreibt in Berlin das HanfContor am Senefelderplatz im Bezirk Brezlauer Berg. Hier werden ständig neue Kreation mit Hanf ausprobiert.Ferner ein Restaurant „french quarter“ an der Schwedter Ecke Choriner Strasse im Südstaatenflair.

Ein Meister seines Fachs ist Ralf Hiener, 1966 in Südbaden geboren und Koch in vierter Generation. Zusammen mit der Oberpfalzer Gastronomin Bettina Mack, die durch  Jack Herer’s Buch auf den Hanf aufmerksam wurde, worauf sie immer mehr Hanfprodukte in ihren Alltag  integrierte im Haushalt von Hanf-Seife und -Waschmittel über Hanf-Papier bis hin zu Textilien. Und dann hielt das Hanfkraut auch in die Küche Einzug. Der Dritte im Bunde ist der Hanfunternehmer Matthias Schillo aus dem Saarland, der im VOrstand der TreuHanf AG sitzt und Geschäftsführer der TreuHanf Investitions GmbH & Co. KG in Sachsen-Anhalt ist. Der einstige Jura-Student kam über die Umweltbewegung zum rasch nachwachsenden Rohstoff und war begeistert. Hinzu kommt Stefan Wirner, der Autor des Buches.

Die Adresse des Hanfküche Imbiss: Schönhauser Allee 176, Pfefferberg, Berlin, Tel. 030 44 05 04 25

Buchtipp

hanf – das kochbuch von Ralf Hiener, Bettina Mack, Matthias schillo und Stefan Wirner. Im Hädecke-Verlag, 71263 Weil der Stadt, +0 70 33 52 98 30

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