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Bei den Fremdenlegionären im Survival Camp

Auszug aus dem Buch «DAS PENDEL SCHLÄGT ZURÜCK – POLITISCHE & ÖKOLOGISCHE METAMORPHOSEN» des Zürcher Fotojournalisten Gerd M. Müller. Das ganze Manuskript ist als E-Book-Version auf www.self-publishing.com zu finden.

Vorwort:

Das Buch des Zürcher Foto-Journalisten Gerd Michael Müller nimmt Sie ab den wilden 80er Das Buch des Zürcher Foto-Journalisten Gerd Michael Müller nimmt Sie ab den wilden 80er Jahren mit auf eine spannende Zeitreise durch 30 Länder und 40 Jahre Zeitgeschichte mit Fokus auf viele politische Vorgänge in Krisenregionen rund um den Globus. Er beleuchtet das Schicksal indigener Völker, zeigt die Zerstörung ihres Lebensraumes auf, rückt ökologische Aspekte und menschenrechtliche Schicksale in den Vordergrund und analysiert scharfsichtig und gut informiert die politischen Transformationsprozesse. Müller prangert den masslosen Konsum und die gnadenlose Ausbeutung der Ressourcen an, zeigt die Auswirkungen wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und politischer Prozesse in einigen Ländern auf und skizziert Ansätze zur Bewältigung des Klimawandels. Pointiert, hintergründig, spannend und erhellend. Eine gelungene Mischung aus globalen Polit-Thrillern, gehobener Reiseliteratur, gespickt mit sozialkritischen und abenteuerlichen Geschichten sowie persönlichen Essays – den Highlights und der Essenz seines abenteuerlich wilden Nomaden-Lebens für die Reportage-Fotografie eben. Es erwartet Sie eine Reise durch die epochale Vergangenheit und metamorphorische Phasen vieler exotischer Länder rund um den Globus. Nach der Lektüre dieses Buchs zählen Sie zu den kulturell, ökologisch sowie politisch versierten Globetrotter.

Bevor wir Kuba mit der MS Bremen vom Amazonas herkommend ansteuerten war ein Zwischenstopp auf Französisch Guyana angesagt. Ich kannte das französische Departement d’outre Mer schon. Dank der Kooperation mit der Fluggesellschaft «AOM», welche die französischen Uebersee-Departements , also Französisch Guyana, Guadeloupe, Martinique, die Südsee oder Neu-Kaledonien mit Paris verband, flog ich fast jährlich einmal nach Kuba und war auch kurz auf Guadeloupe, drei Wochen in der Südsee und besuchte vor Jahren auch die «ESA», die Europäische Raumfahrtstation in Kourou und fuhr hernach mit dem Boot sowohl nach Cayenne als auch auf die Teufelsinsel.

Damals war ich mit einer kleinen Schweizer Journalisten-Truppe hier und nutzte die Zeit nach Ihrer Abreise um in das Survival Camp «CISAME» zu gehen und dort eine Woche den Ueberlebenskampf im Urwald üben. Das Camp hatten Ex-Söldner der Legion etrangère, also der Fremdenlegion gegründet. Zuerst um dort selbst das Überleben im Urwald zu trainieren, dann um Westlern dieses Existenzialisten-Abenteuer anzudienen.

Das exotischste aller EU-Mitglieder ist bestenfalls durch den Film „Papillon“, als einstige Strafkolonie bekannt und so ist das Bild von Französisch Guyana auch von diffusen Vorstellungen und schillernden Legenden geprägt. Guyanas Ruf als gemeingefährliches Land, das mit Heerschaaren von giftigen Insekten, fürchterlichen Vogelspinnen, tödlichen Schlangen, meterlangen Aligatoren und Piranhas bevölkert ist, stimmt wohl, aber darüber hinaus, ist das Land, wo Europa ausläuft, verdampft und im grünen Urwald-Dickicht verschwindet, eines der stabilsten in der Region.

«Das gefährlichste Wesen hier ist der Mensch, gefolgt von den Wespen», relativiert Philippe Gilabert, der Gründer von «CISAME» (Centre Initiation Survie et Aventure au Millieu Equatorial), einem idyllischen Camp inmitten der grünen Hölle nach ungefähr 60 Kilometern Pirogenfahrt flussaufwärts am Ufer des Approuague nahe der brasilianischen Grenze gelegen.

„Die Menschen“, so erzählt der einstige Fallschirmspringer der «Legion Etrangère» und Terrorismusexperte Gilabert, „ist die schädlichste Kreatur für den fragilen Ökokreislauf des Primärwaldes. Dann kämen die Wespen, die aber nur für den unachtsamen Menschen eine Bedrohung seien, fügte der damals 43-jährige Franzose ironisch hinzu. Er und Manoel, ein Karipuna-Urwald-Indio müssen es wissen, denn sie haben sich darauf spezialisiert, möglichst vielen Zivilisierten den wilden Urwald näher zu bringen (als ihnen lieb ist) und den Härtesten ein 10 Tage Survival Training anzubieten. Also übt sich der Zivilisationsgeschädigte erst einmal in Bogenschiessen, Fallen stellen, Klettern, Kanufahren, Fischen, Feuermachen und Behausungen bauen, bevor er seine eigenen Erfahrungen macht, wie es ist, im Urwald überleben zu müssen.

Auszug aus dem Buch «Das Pendel schlägt zurück» des Zürcher Fotojournalisten Gerd M. Müller

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Auszug aus dem Buch des Zürcher Fotojournalisten Gerd Michael Müller

VORWORT

Dieses Buch des Zürcher Foto-Journalisten Gerd Michael Müller nimmt Sie ab den wilden 80er Jahren mit auf eine spannende Zeitreise durch 30 Länder und 40 Jahre Zeitgeschichte mit Fokus auf viele politische Vorgänge in Krisenregionen. Er beleuchtet das Schicksal der indigenen Völker, zeigt die Zerstörung ihres Lebensraumes auf, rückt ökologische Aspekte und menschenrechtliche Schicksale in den Vordergrund, prangert den masslosen Konsum und die gnadenlose Ausbeutung der Ressourcen an, zeigt die Schmetterlingseffekte der Hedge Funds und Auswirkungen wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und politischer Prozesse auf und skizziert Ansätze zur Bewältigung des Klimawandels. Pointiert, hintergründig, spannend und erhellend Eine gelungene Mischung aus gehobener Reiseliteratur, globalem Polit-Thriller, gespickt mit abenteuerlichen Geschichten und persönlichen Essays – den Highlights seines abenteuerlich wilden Nomaden-Lebens für die Reportage-Fotografie eben. Der Autor publizierte Hunderte von Reportagen in deutschsprachigen Tageszeitungen und Magazinen.

Hört oder spricht man von Kolumbien, dann ist meistens von Drogen, Mord und Korruption die Rede. Selten dringen die Sonnenseiten des kolumbianischen Lebens und die Schönheiten des Anden und des Urwald-Staates ans Licht. Wer der Terra incognita im Garten Eden Südamerikas trotz Armut und Gewalt furchtlos gegenübertritt, der wird vom Zauber Kolumbiens und dem feurigen Temperament der Bevölkerung magisch angezogen werden. Wenige Länder sind mit der imposanter landschaftlicher Vielfalt und einer unvergleichlichen Fülle von Naturwundern gespickt, wie der Viert grösste Staat Lateinamerikas.

Im Norden Kolumbiens dominieren die Ost-, West- und Zentral-Kordillieren. Drei wuchtige bis auf 5000 Meter ansteigende Andenstränge mit schneebedeckten Gipfeln, sind das topografische Panoptikum des Landes. Sie bergen fruchtbare Täler mit vulkanischen Ascheböden auf denen Kaffeeplantagen, Gemüse- und Getreidefelder und Obstbäume gedeihen, duftende Blumen und Gewürzstauden blühen. Der Bergbau bringt die schönsten Smaragde sowie Gold, Platin, Silber und auch reichlich Kohle und Erdölvorkommen zu Tage. Leider profitieren auch hier die wenigsten vom Reichtum, der durch einige wenige Profiteure auf der Ausbeutung natürlicher und menschlicher Resourcen basiert.

In Amazonien ist es, als sei die Zeit stehen geblieben. Fitzgeraldos Abenteuer leben am geistigen Horizont wieder auf – noch immer lauern tausende Gefahren im tropischen Regenwald. Die Yaguas-Indios sind keine Bedrohung, obschon sie noch immer tödliche Giftpfeile aus ihren Blasrohren pusten, wenn Sie Jagd auf Tiere und Vögel machen. Krokodile und Pirahas verhindern ein Bad im kühlen Amazonas. Entlang der andinen Ausläufer breiten sich im Norden endlose Savannen mit Viehweiden aus,  die sich im Osten in wüsctenhafte Gebiete wie die Halbinsel Guajira verwandeln. Weisse Sandsstrände säumen die Küsten der Karibikinseln San Andres und Providencia vor Nicaraguas Küste. 

Ueber 40 Naturschutz und Nationalparks von insgesamt 10 Millionen Hektaren Grösse, die eine Art genetische Schatztruhe und Informationsbank über die Entwicklung unseres Planeten darstellen, zeugen vom imensen Fauna und Flora Reichtum Kolumbiens. Die Vorboten des Urwaldes beginnen keine 100 Kilometer von Bogota entfernt. Doch um dorthin zu gelangen muss man schon die mörderische Passstrasse der Sierra Oriental in einer Höhe von 3700 Metern über Meer überwunden haben und dann die kurvenreiche Talfahrt entlang abgrundtiefer Schluchten bis auf Hundert Meter über Meer gemeistert und überlebt haben.

Die Sonne senkt sich gerade am blutrot gefärbten Horizon über dem dampfenden Urwald, wo das tropische Gewitter kurz vor Einbruch der Dämmerung heftig auf den esmerald grünen Dschungel niederprasselt und auf den silbernen Rumpf der DC-6, mit der wir mit lautem Propellergeheul durch den peitschenden Regen fliegen. Auch die Stirn des Piloten ist mit dicken Wasserperlen überzogen, denn es sieht nach schwierigen Landebedingungen aus. Dröhnend kämpfen die Propellermotoren gegen die dichten, schnell vorbeisausenden Wolkenschwaden an. Der Blick aus den kleinen runden Fenstern schweift über das grüne Urwaldmeer im Amazonasbecken , die mäandrierenden Flussläufe und Inseltupfer und setzen zur Landung an worauf wir alsbald mit der alten Klapperkiste über die holprige Urwaldpiste.

Cartagena ist eine der schönsten Kolonial-Reliquien ganz Lateinamerikas und das höchste aller Gefühle für Historiker, Architekten und kulturell Ambitionierte. Die ehemals bedeutende Hafenstadt des Kontinents für den Sklavenhandel und Sitz des damals gefürchteten Inquisitionstribunals, ein Ort der Tragödie und der Helden, der Abenteurer und Legenden, ist reich an Burgen, Klöstern, und Museen, die alle zum Weltkulturerbe zählen.

Überragt von den Anden, vom Urwald umschlungen und von der karibischen und pazifischen Symphonie der Ozeane umwogt, brodelt das Leben der Kolumbianer zwischen Glück und Verzweiflung, Wut und Ohnmacht, pendelt von überschäumender Lebensfreude, getragen von fröhlicher Tanzmusik wie dem Cumbia, bis hin zur tiefsten Traurigkeit über die Opfer der Armut, der Drogenbarone, korrupter Politiker und Tyrannen. Kolumbianer und Kolumbianerinnen leben, lieben und erleiden das Leben in vollen Zügen. Man wird mitgerissen, taucht ein, vielleicht auch unter und mit etwas Glück wohlbehüteter wieder auf – fast Fuss und verlässt das Land wieder, gespickt mit unvergesslichen Erlebnissen.

In Bogota traf ich meinen Berufskollegen und Aviatik-Journalisten Hans-Jörg Egger und zusammen flogen wir von der Hauptstadt in alle Richtungen. Zuerst nach Letiza ins Dreiländereck Brasilien, Kolumbien und Peru im Süden des Landes am Amazonas, dann nach Cartagena in die Kolonialperle, nach Cali, damals die Drogenhochburg von Pablo Escobar, das nächste Ziel war Villa Vicencio und schliesslich flogen wir bis zur Karibikinsel San Andres hoch, die vor der Küste Nicaraguas liegt. Ein recht ambitioniertes Programm in einer Woche und das ging nur, weil wir jeweils knapp 15 Minuten vor Abflug der Maschine beim Flughafen eintrafen und noch einsteigen konnten.

Das klappte bestens bis zum letzten Flug nach Equador, der somit wieder ein Auslandflug war. Daran und dass das Prozedere ja viel länger dauern würde, hatten wir nicht gedacht.  Als wir am Schalter ankamen und erfuhren, dass das Boarding schon abgeschlossen war, zeigte ich auf den Check-in Counter Angestellten zwei Visitenkarten und sagte: „Stop the airplaine, now immediately“ ! Und rannte einfach durch das Gate vorbei an den überrumpelten Securities auf das Flugfeld hinaus, Hans-Jörg keuchte neben mir her, schliesslich hatten wir beide viel Kameragepäck umhängen und im Schlepptau.

Ohne, dass auf uns geschossen wurde rannten wir dem Flugzeug entgegen, das alle Türen geschlossen hatte und im Anrollen zur Startbahn war. Gleichzeig sahen wir ein Treppenfahrzeug auf das Flugzeug zu rasen und der Jet stoppte. Nach einigen Dutzend Metern hatten wir es dann geschafft und durften die Treppe hocheilen, die Boardtüre wurde geöffnet und wir konnten an Bord gehen. „Wow, was für eine geile Action!“ Warum das Flugzeug stoppte, fragen sie sich? Die eine Visitenkarte war die des kolumbianischen Luftfahrt-Ministers und die andere, die des Flughafendirektors von Bogota. Beide Personen hatten wir zuvor interviewt. Und so kam es also, dass für uns zwei Schweizer Journalisten in Kolumbien ein Verkehrsflugzeug auf einem internationalen Flug auf der Rollpiste zum Abflug gestoppt wurde. Das sollte man mal in Zürich, Frankfurt oder London probieren.

Da schon unser Boarding schon recht spektakulär verlief, durften wir auch gleich im Cockpit dieser Maschine abwechslungsweise auf dem dritten Piloten-Sitz Platz nehmen und den Flug nach Quito wie die Piloten erleben. Da wurde mir zum ersten Mal sichtbar bewusst, wie schnell es geht, wenn zwei Verkehrsflugzeuge mit je 700 Stundenkilometern auf einander zurasen. Das konnte ich beim spektakulären Landeanflug in Quito miterleben, als eine von dort gestartete Maschine recht nah und sehr schnell an unserem Cockpit vorbei flog. Erst sah man nur einen winzigen Punkt, der rasch grösser wurde und ganz schnell an einem vorbei zischte. Noch krasser war der Flug mit den Militärmaschinen über die Anden, bei dem ich infolge der Beschleunigung ziemlich benommen war. So fit wie ein Militärpilot war ich dann doch nicht!

Und wie sieht es heute in Kolumbien aus? Zwar haben die zähen Friedensverhandlungen zur Entwaffnung der Farc und Einstellung ihrer Attacken auf das Militär und die Zivilbevölkerung geführt, doch ist mit der Amnestie keine Sühne, kein Schuldeingeständnis und keine Aufarbeitung der Gräuel-taten der Farc-Guerilleros im Hinblick auf die zahlreichen Opferfamilien erfolgt und andererseits wurde den Bauern die notwendige Unterstützung bei der Infrastruktur Strassen, Strom, Wasser) in unzugängliche Regionen versagt, so dass diese in vielen Urwaldregionen keine andere Wahl haben, als Kokain anzubauen. Hinzu kommt, dass nun auch die kolumbianische Regierung mehr und mehr Urwald rodet und dies nicht für eine Agrarreform, die den Bauern helfen würde, sondern einzig der Ausbeutung durch die Holzwirtschaft dient und überdies dazu führt, dass die schmalen Gewässer, die einzigen per Boot zugänglichen Verkehrsachsen mit Holzstämmen verstopft werden, sodass andere Güter wie Bananen, Gemüse oder Früchte unmöglich weiter-transportiert werden könnten. Da es keine Strassen, kein Strom und auch keine Verwaltung gibt, sind die Bauern hilflos den Drogenkartellen ausgeliefert. Eine Alternative zum Coca-Anbau haben die Allerwenigsten.

Links zu ein paar Aviatik Print Publikationen:

Tempi passati am Amazonas  (Airport Magazi

Abenteuerlich von den Anden bis zum Amazonas (Der Bund)

Swissair: Personelle Probleme schon vor dem Start  (Facts) 

Wird die Swissair überleben? (Der Bund) 

Singapore Airlines: Im Himmelbett um die Welt (Relax & Style)               

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Highlights in Brasilien und Amazonas Cruise-Expedition

Auszug aus dem Buch des Zürcher Fotojournalisten Gerd Michael Müller

VORWORT

Das Buch des Zürcher Foto-Jouralisten Gerd Michael Müller nimmt Sie ab den wilden 80er Jahren mit auf eine spannende Zeitreise durch 30 Länder und 40 Jahre Zeitgeschichte mit Fokus auf viele politische Vorgänge in Krisen-regionen rund um den Globus. Er beleuchtet das Schicksal indigener Völker, zeigt die Zerstörung ihres Lebensraumes aDas Buch des Zürcher Foto-Journalisten Gerd Michael Müller nimmt Sie ab den wilden 80er Jahren mit auf eine spannende Zeitreise durch 30 Länder und 40 Jahre Zeitgeschichte mit Fokus auf viele politische Vorgänge in Krisenregionen rund um den Globus. Er beleuchtet das Schicksal indigener Völker, zeigt die Zerstörung ihres Lebensraumes auf, rückt ökologische Aspekte und menschenrechtliche Schicksale in den Vordergrund und analysiert scharfsichtig und gut informiert die politischen Transformations-prozesse. Müller prangert den masslosen Konsum und die gnadenlose Ausbeutung der Ressourcen an, zeigt die Auswirkungen wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und politischer Prozesse in einigen Ländern auf und skizziert Ansätze zur Bewältigung des Klimawandels. Pointiert, hintergründig, spannend und erhellend. Eine gelungene Mischung aus globalen Polit-Thrillern, gehobener Reiseliteratur, gespickt mit sozialkritischen und abenteuerlichen Geschichten sowie persönlichen Essays – den Highlights und der Essenz seines abenteuerlich wilden Nomaden-Lebens für die Reportage-Fotografie eben. Es erwartet Sie eine Reise durch die epochale Vergangenheit und metamorphorische Phasen vieler exotischer Länder rund um den Globus. Nach der Lektüre dieses Buchs zählen Sie zu den kulturell, ökologisch sowie politisch versierten Globetrotter.

Brasilien/Salvador de Bahia: Im Hexenkessel magischer Sklavenenergie

 ( Online: https://www.allmytraveltips.ch/?p=29227 / https://www.allmytraveltips.ch/?p=24071 )

Bei einer der ersten von insgesamt fünf Reisen nach Brasilien entdeckte ich nach den Iguacu-Fällen, Rio de Janeiro auch Salvador de Bahia, den Landeplatz der Europäer und die erste Hauptstadt Brasiliens. Wer die exotischen Facetten des baianischen Lebens kennen lernen will, der mache sich zumindest in Karnevalszeiten auf heisse anmache, coole Abweisung und köstliche Trostspender gefasst. Taucht man in die mystische Welt des Candoble ein und lässt sich von der überwältigenen Spiritualität überwältigen, verlässt die hiesige Welt und gerät in Trance bis zur Ekstase. Eine Reise nach Salvador de Bahia ist wie ein Aufbruch zu neuen Ufern. Zunächst einmal bewunderswert we beschwingt die Baihanos durch das Leben gehen. Bemerkenswert wie sie Ihre Freude und Trauer ausdrücken. Die mystische Göterwelt und spirituelle Quelle der Bahanos wiederspiegelt sich im Candomble, der Grund zur christlichen Mission gab zumal Bahia der Augangspunkt der westlichen Entdecker und Eroberer war Davon zeugen nicht nur die Bastionen entlang der Küste. Die Wurzeln des Sklaventurms sind in der hiesigen Kultur tief verankert. Gerade die im Verborgenene ausgelebte Candomble-Spiritualität zeugt davon. Wenn Hunderte von Gospelstimmern aus voller Inbrunst ertönen, dann erzittert nicht nur die Erde, sondern vibriert auch die Luft im weiten Umkreis, wie bei einem heranheulenden Orkan. Da hört sich der Pslame quietschende katholische Knabenchor nebenan im Kloster Sao Fransico im barocken Altstadtviertel Pelourinho wirklich eher kläglich an.

Selten entdeckt man so ein verspieltes Volk, dass unglaublich viele tänzerischen und musikalisch begabte Leute hervorgebracht hat. In Salvador de Bahia, der Wiege des Karnevals und des Samba gibt es kein Stillstehen und kein stocksteifes Auftreten. Alles ist im Fluss, alle sind ständig in Bewegung, mehr oder minder grazil. Eine weitere bahianische Spezialität ist der Capoeira, der als Tanz getarnte Kampfsport. Auch hier sind die anmutigen fliessenden Bewegungen erkennbar, die das ganze Leben durchströmen und Impulse auslösen. Doch nicht nur im Gefühle ausdrücken auch der Körperkult steht ganz oben auf der Agenda. Darin unterscheiden sich die Bahianos kaum von den Cariocas. Kaum ein Adonis, der nicht seinen sportlich gestählten Körpger im knappen Slip präsendtiert. Keine Frau, die nicht stolz in ihrem Fio dental (Zahnfaden)-Bikini am Strans rumspaziert und mit ihrer Grazie und Freizügigkeit kokettiert. Kein Wunder hat die Kirche hier her mehr Ordensbrüder entsandt, als sonstwo in der Welt. Allein in Salvador de Bahia wurden 165 Gotteshäuser errichtet.

2003 wurde ich für drei Monate als Resident Manager für ein Schweizer Reiseunternehmen in Fortalezza im Nordosten Brasilien stationiert und hatte dort eine verdammt gute Zeit. Wenig Gäste, also keinen Stress, ein Hotelzimmer direkt an der Beira Mar (das ist wie die Copaca-bana in Rio) und ein gutes Fahrzeug, mit dem ich bis nach Jericoacoara zu den fantastischen Sanddünen oder in den Süden bis nach Moro Branco fahren konnte. Das brasilianische Lebensgefühl, die Musik, die Sprache und die Kulturen haben mich schon auf früheren Reisen sehr angezogen, dadurch habe ich auch ein wenig portugiesisch gelernt. Da ich gut spanisch sprach, viel mir der Einstieg leicht und die brasi-lianischen Dialekte gefallen mir besser, als die harten spanischen Akzente. Auch die Musik vieler lateinamerikanische Klänge verzaubern mich: Vom Tango in Argentinien über den Bossa Nova eines Gilberto Gil in Brasilien oder den Volkstanz Forro, wie in Fortalezza, vom Salsa und Son auf Kuba zum Merengue auf der Dominikanischen Republik, all diese Musikstile und Tanzformen sprechen mich sehr an.

In Fortalezza lebte ich während dieser drei Monate als Station Manager an der Beira Mar, ideal gelegen auch für tägliche Auflüge an den schönen Stadtstrand die Praia do futuro und nachts hin zur Iracema am Ende der Beira Mar, wo sich das touristische Vergnügungsquartier mit allen Nachtclubs befand, was sehr praktisch für die Touristenbetreuung vor Ort war. Nach Ablauf der drei Monate wurde ich in den Sinai verfrachtet, kehrte aber nach dem sechsmonatigen Einsatz in Sharm el Sheikh, wieder arbeitslos nach Fortalezza zurück, weil der Tsunami über Asien heringebrochen war und dadurch alle Reiseunternehmen weniger Station Managers und Reiseleiter brauchten. Bei meiner Rückkehr nach Fortalezza, lebte und wohnte ich erst zwei Monate im Favela Serviluz nahe der Praia do Futuro bei einem Freund, der ein kleines Backstein-Häuschen nahe der Praia do Futuro hatte und fühlte mich da ganz wohl. Bald kannte ich via Heldon und seinen Freund Joaquin viele Leute und die Nachbarn im Favela kannten mich ebenfalls, sodass ich mich dort Tag und nachts frei bewegen konnte.

Es war eine gemütliche Zeit, denn ich hatte im Sinai und schon zuvor in Brasilien gute Devisengeschäfte mit den Touristen gemacht. Das war immer eine erträgliche Neben-Einnahmequelle bei diesem Job. In Polen bin ich so ja fast Zloty-Millionär geworden. Dann besuchte mich eine Freundin aus der Schweiz und wir mieteten uns einen «Highlux», also einen Offroader, um entlang der brasilianischen Küste von Fortalezza im Staat Ceara via die Bundesstaaten Maranhão und Piaui bis nach Manaus hochzufahren und im Inland die Rückreise zu vollziehen. Das sind gut 6000 Kilometer, die wir in 11 Tagen zurücklegen wollten. Die Geländefahrten waren bequemer, als die Fahrt auf der Asphaltstrasse, die mit Löcher, bis zu einem halben Meter tief, völlig übersät war.

Der Asphalt sah aus, wie nach einem flächendeckenden Bombenbangriff! Deshalb fuhr ich oft auf dem Geröllstreifen rechts der Fahrbahn. Da kommt man grundsätzlich schneller voran und wirbelte kräftig Staub auf, was schon von weitem zu sehen ist und der Unfallgefahr vorbeugt. Die Reise verlief über Jericoacoara, mit seiner fantastischen Dünnenlandschaft, die aber im nächsten Bundesstaat Maranhao noch an Schönheit übertroffen wurde von den kristallklaren Seen in den Sanddünen-Landschaften. Eine äusserst faszinierende Gegend! Der tiefblaue Atlantik mit einsamen Traumstränden zur Linken, ein gigan-tischer Sanddünenstreifen entlang der Küste und im Inland der esmeradgrüne Dschungel. Die Nationalparks von Jericoacoara und Lençóis Maranhenses an der Atlantikküste sind einzigartige Biotope.

Also fuhr ich mit viel Speed durch den gut 30 Meter breiten, seichten Flussverlauf auf die Insel zu, geriet dort aber durch die Steigung ins Stocken und hatte dadurch zu wenig Schwung um in den  Strömungskanal mit dem reissenden Durchfluss zu durchqueren. und kam mit der Motorhaube im 45 Grad Winkel zu dreiviertel im Wasser feststeckend abrupt an. Nach einigen Stunden kamen ein paar Fischer herbei. Nur dank eines Bootes im Strömungskanal, das den Wagen ein wenig anhob und einem Auto, das uns von hinten mit dem Drahtseil über die seichte Flussstelle zurück zog, schaften wir es aus dem Fluss herauszukommen.

Wüsten gefallen mir besser, als Urwälder. Man kommt besser voran. Im 4×4 wenigstens. Doch auch hier, wäre ich ohne die Hilfe der einhei-mischen Fischer arg gestrandet, denn auf dieser Reise mussten zahlreiche Flüsse überquert werden. Bis auf ein Mal ging das ganz gut, doch dann kamen wir zu einem Fluss, der auf unserer Seite erst ca. 30 Meter weit seicht war, dann gab es ein kleines Sandinselchen vor der Stelle, wo der Fluss eine enge, reissende Mündung, wie in einem Trichter durchfloss. Das konnte man aus 40 Metern Entfernung gerade noch erkennen und war wohl die gefährlichste Stelle. „Wenn ich nicht mit Vollgas die letzten zehn Meter nach der winzigen Flussinsel würde durchqueren können“, sähe es schlecht aus, dachte ich. Und genau so war es dann auch.

Abenteuer Brasilien: Mit dem Pick-up Car im Fluss steckengeblieben. Fischer helfen das Auto zu bergen
Mit dem Pick-up Car im Fluss steckengeblieben. Fischer helfen das Auto zu bergen.

Ein anderes Mal, als ich gerade alleine in der brütenden Mittagshitze unterwegs war, blieb ich im tiefen Treibsand stecken. Es dauerte vier Stunden, viele Schweisstropfen und unendlich viele Ruckelstösse für ein paar Meter weiter. Der Sand war glühend heiss, ich schaufelte stundenlang wie ein Verrückter und dachte nicht, dass ich es noch schaffen würde. Doch schliesslich klappte es doch noch. Und so ging die Reise weiter zur Ilha de Maranhão, eines der grössten Schwemmgebiete der Welt an den Ausläufern des Amazonas. 800‘000 Büffel bevölkern die Insel, die nur wenigen Hindert Grossgrundbesitzern gehören, welche kaum Arbeiter beschäftigen. Wo die Tiere in der Trocken-zeit passieren, dort entsteht in der Regenzeit ein Flusslauf. So wird das fragile Ökosystem und die dünne Humusschicht schon in wenigen Jahren zerstört. Jahr für Jahr werden riesige Urwald-Flächen erst für die Rinderzucht und dann für eine intensive Landwirtschaft wie die der Sojaplantagen vereinnahmt. In den vergangen 30 Jahrne wurde fast ein Viertel des Amazonas Deltas vernichtet. Dabei ist die Artenvielfalt hier unvergleichlich. Allein im Amazonas gibt es über 2000 verschiedene Fische. Zum Vergleich: In ganz Europa sind es gerade Mal 150 Fischarten. Das gleiche gilt für alle Tierarten und Spezies, die meisten davon sind endemisch.

Weiter verlief die abenteuerliche Reise durch den Bundesstaat Piaui und von dort bis nach Manaus weiter. Dann nochmals gut 3000 Kilometer im Inland zurück nach Fortalezza, wobei wir am Nationalpark Ubajara, rund 300 km westlich von Fortaleza entfernt, die Gruta de Ubajara, Brasiliens grössten Höhlen mit neun Kammern und einer Tiefe von gut einem Kilometer besichtigten.

Amazonas Artensterben durch Raubbau und Cruise von Peru bis Kuba

Brasiliens Urwald wurde schon zu einem Viertel zerstört. Mit gravierenden Folgen. © GMC

Sein Name ist Legende und klingt so exotisch, wie der Mythos, der ihn umrankt: Der Rio Amazonas. Er ist der zweitlängste und wasser-reichste Fluss der Erde, der mit den meisten Nebenflüssen, dem stärksten Wasserabfluss, dem grössten Einzugsgebiet und gewaltigsten Delta. In abertausenden von Mäandern fliesst er majestätisch durch den facettenreichsten und opulentesten Regenwald der Erde, nährt, tränkt und erhält eine unermessliche Vielfalt von Fauna und Flora und ist die Lebensader von Millionen von Menschen. Der spanische Konquistador Francisco de Orellana war sein erster Botschafter, als er der westlichen Welt nach seinem Vorstoss in „die grüne Hölle“ um 1542 vom grössten Flusssystem erzählte; der deutsche Forscher Alexander von Humboldt war sein aufregendster Berichterstatter und Cineasten erinnern sich bestimmt an die fantastischen Impressionen des Films «Fitzcarraldo» mit Klaus Kinsky in der Hauptrolle des verrückten und angefressenen Opernfans.

Der Amazonas wird von den Indios „Maranao“ genannt, der „den nur Gott allein enträtseln kann“ und besteht aus einem bizarren Geflecht von über 1100 Flüssen, davon 20 länger als der Rhein. Doch erst nach dem encuentro dos aguas, dem Zusammenfluss des Rio Negro und Rio Branco bei Manaus, wird der Fluss Rio Amazonas genannt. Mit seinem Einzugsgebiet, dass mehr als sieben Millionen km2 gross ist und seiner täglichen Ablagerung von drei Million Tonnen Sedimenten im Delta, läuft der Amazonas allen anderen Strömen den Rang ab. Ein Fünftel des Süsswassers in den Weltmeeren wird vom König der Flüsse gespiesen. Über 30’000 Pflanzenarten, die auf drei Etagen übereinander gedeihen und mehr als 2000 Fisch- und Vogelarten leben in seinem Einzugsgebiet.

Eine Expedition in den Amazonas-Urwald ist sowohl eine Reise in eine exotische Welt voller überwältigender Flora als auch eine Begeg-nung mit einer artenüppigen Fauna – voll von Riesenschlangen, wie die Anaconda, Ameisenbären, Faultiere, Brüllaffen, Piranhas, scheuen Flussdelfinen, bunten Papageien (Aras) oder prächtigen Tucans als auch flinken Kolibris. Die Liste liesse sich, so scheint es, fast unendlich fortsetzen. Doch das Gegenteil ist der Fall. Die Anzahl der vom Aussterben bedrohten Arten nimmt dramatisch zu.

Experten zufolge ist er Regenwald unwiderbringlich zerstört, wenn 40 Prozent seiner Fläche vernichtet wurden. In den letzten 50 Jahren wurde ein Viertel des Regenwaldes abgeholzt und abgebrannt – mit katastrophalen Folgen für das Klima, die Umwelt, die Menschen und die Tiere. Die Ureinwohner in den Regenwäldern hatten über den Zeitraum der letzten 15‘000 Jahre kaum ein Prozent des Regenwaldes vernichtet. Eine einzige Generation reicht nun aus, um das ganze Ökosystem des Planeten Erde aus dem Gleichgewicht und die Menschheit als solche in Gefahr zu bringen.

In Brasilien gibt es heute noch rund eine Million Quadratkilometer Amazonas Regenwald, der nicht geschützt und nicht eingezont ist und auch nicht indigenen Stämmen gehört (wobei die in langwierigen Prozessen erst ihre jahrhunderte alte Legitimität beweisen müssen) und damit das Ziel der Investoren-Raubgier ist. Das Prinzip verläuft folgendermassen. Die Gebiete werden illegal beschlagnahmt und abgebrannt und/oder gerodet und damit ausgebeutet und zerstört. In den Jahren danach wird dann versucht, die Landnahme auf diesem Gebiet durch die lukrative Viehwirtschaft zu legalisieren, was spätenstens seit Präsident Bolsonaro ein Kinderspiel ist. Die Bodenspekulation wird durch internationale Investoren angeheizt. In der Region werden in den nächsten Jahren rund 30 Milliarden US-Dollars in Strassenbau, Elektrizität und die Infrastruktur zur Erschliessung und Ausbeutung des Primärwaldes gesteckt. 92 Staudämme sind im Amazonas Gebiet geplant.

Zu allem Elend plant die Regierung von Jair Bolsonaro eine Eisenbahn fast 1000 Kilometer quer durch den Urwald und viele indigene Schutzgebiete zu bauen. Die Agrarlobby ist entzückt, verspricht das Infrastrukturprojekt des Ferrogrão doch in Zukunft tiefere Transportkosten bis zum Atlantik und damit höhere Gewinne. Das befeuert weitere Rodungen des Urwaldes mit desaströsen Folgen: Eine Studie der Ökonomen Juliano Assunçao, Rafael Araújo und Arthur Bragança hat ergeben, dass dadurch mit zusätzlichen Rodungen auf einer Fläche von 2050 Quadratkilometern, was rund 300000 Fussballfeldern entspricht. Das Abholzen dieses Urwaldes würde nicht nur rund 75 Millionen Tonnen Kohlenstoff produzieren, sondern der zunehmende Verlust der grünen Lunge führt bald zum Kollaps des ganzen Klima- und Bewässerungssystems im gesamten Amazonas Becken.

Wo jetzt Wald ist, droht Viehzucht, Sojaplantagen und dann die Wüste. Je weni-ger zusammenhängenden Regenwald vorhanden ist, umso weniger funktioniert der Kreislauf der im Amazonsbecken aufgesogenen Feuch-tigkeit und dem Abregnen an den Andenhängen, sagt der renommierte Amazonas-Ökologe Lovejoy von der «George Mason University». Er ist auch der Meinung dass der «Tipping Point», der Zeitpunkt an dem der Kollaps droht, bedrohlich nahe ist. Das renommierte Nature Magazin kommt zum Schluss, dass der Regenwald bereits heute so angeschlagen ist, dass er mehr CO2 ausstösst als absorbiert. Das wird sich auf für Fauna und Flora in allen Amazonasregionen katastrophal auswirken. Die nächsten zehn Jahre werden entscheind sein, ob wir das Amazonas-Refugium vernichten und für immer verlieren. Die Aussicht auf eine Abkehr der Abholzung und Ausbeutung sowie ein Umdenken erscheint allerdings minimal. Eine traurige Geschichte.

Einer der bequemsten und zugleich aufregendsten Wege, dieses opulente Naturwunder und ausgeklügelte Ökosystem zu erkunden, ist eine Schiffsreise, wie man sie beispielsweise mit der MS Bremen – dem Expeditionsschiff von Hapag-Lloyd Kreuzfahrten oder der Hanseatic, einem weiteren Kreuzfahrtschiff der Hamburger Reederei unternehmen kann. Da wird die sonst eher mühselige, schweisstreibende und gefährliche Amazonas-Expedition zum unbeschwerlichen Hochgenuss. Doch infolge (m)eines Terminfehlers, hatte die «MS Bremen» in der peruanischen Amazonas-Metropole Iquitos – einem 400’000 Seelen-Provinznest, dass zwar sehr ärmlich ist, aber unzählige Casinos mit Geldspielautomaten und Spieltischen hat – schon vor Stunden ohne mich abgelegt.

Nun stand ich da und versuchte während drei Tagen ein Boot zu chartern, um dem Luxusdampfer hinterher zu fahren. Es dauerte schliesslich eine ganze Woche lang, bis ich endlich mit kleinen Speed-Booten im brasilianischen Manaus ankam und die «MS-Bremen» nach 1000 km wilder Bootsfahrt durch den Urwald endlich eingeholt hatte. Auf der abenteuerlichen Bootsreise wurde mir ein Rucksack gestohlen und der Grenzübertritt von Peru nach Brasilien war auch nicht ohne. Wir kamen in finsterster Nacht an der Grenze an. Vor Ort gab es keine Hütte zum Schlafen. Auf der anderen Seite in Brasilien schon. Zwei Mitreisende und ich fanden einen alten Mann, der uns in der stockfinsteren Nacht über den Grenzfluss fuhr und am nächsten Morgen wieder in Brasilien abholte und uns nach Peru zurück brachte, da wir einen ordentlichen Grenzübertritt machen mussten, um nicht illegal in Brasilien anzukommen.

Nachdem die Operation ordentlicher Grenzübertritt soweit gelungen war und ich also sechs Tage später als geplant, abgebrannt sowie am Ende meiner Kräfte an Bord der «MS Bremen» war, entspannte ich mich erst einmal auf dem Luxusdampfer und wurde wahrlich köstlich und exotisch verpflegt. Nicht nur kulinarisch sondern auch mit wertvollen Informationen und super Vorträgen über die jeweilige Region, garniert mit fantastischen Büffets und niveauvollem Unterhaltungsangebot.

Die MS Bremen bietet alles, was das Entdeckerherz begehrt: Eine 100-köpfige, perfekt aufeinander abgespielte Crew, die stets darum bemüht ist, den Passagieren jeden Wunsch zu erfüllen und sie mit kleinen Aufmerksamkeiten glücklich zu machen. Auch bietet das Kreuz-fahrtschiff eine große Auswahl an Möglichkeiten zur abwechslungsreichen Gestaltung der Tage an Bord mit verschiedensten individuellen Tätigkeiten. Ausflüge mit den PS-starken Schlauchboten ermöglichen den Zugang zu sonst unzugänglichen Regionen und daher auch eine sehr intensive Wahrnehmung all der geheimnisvollen und wunderschönen exotischen Orte und Begegnungen mit der Fauna, die aus beeindruckender Nähe erlebt werden können. Und dank den sich an Bord befindlichen wissenschaftlichen Referenten erfährt man mehr über die ökologischen und ökonomischen Zusammenhänge zwischen Nutzung und Ausbeutung.

Zeremonie der indigenen Amazonas Völker in Paritins. © Gerd M. Müller

Kaimane, Rosa Flussdelfine und Wasserbüffel bevölkern den mächtigen Fluss und lassen sich höchst bequem vom Deck des Luxus-Kreuzschiffes aus beobachten. Das Schiff bahnt sich unbeirrt den Weg durch den Dschungel. Vorbei an flinken Affen und gemächlichen Faultieren geht die Fahrt von Peru, durch Kolumbien und Brasilien bis zum Delta am Atalantik. Da der Flusslauf des Amazonas im Oberlauf noch sehr untief ist, kommen eben nur kleinere Flusskreuzfahrt und Expeditionsschiffe zum Einsatz.

So verläuft die Schiffsreise über gut 1700 Kilometer via Pevas bis nach Leticia ins Dreiländereck Brasilien, Peru und Kolumbien und ins Reich der Drogenbarone und Schmuggler hinunter. In der oberen Amazonasregion am Rio Negro und Rio Tabajos werden die Expeditions-gäste komfortabel und sicher mit den Zodiac’s des Mutterschiffs in die umliegenden Wasseradern des grössten Flussgebietes der Welt geführt. Wissenschaftler begleiten die Ausflüge und erklären den Kreuzfahrern die üppige Wildnis sowie die artenreiche Fauna und Flora. Stück um Stück setzt sich ein komplexes Puzzle biologischer, geologischer und meteorologischen Einflüssen zusammen und ergeben ein facettenreiches Bild dieses fantastischen Ökosystems.

Durch die Vorträge renommierter Wissenschaftler, Amazonas-Forscher und Umwelt-schützern erhalten die Gäste an Bord der MS Bremen fundierte Hintergrundinformationen über die Biodiversität des Regenwaldes. In den täglichen „Recap’s“ fassen die Referenten die Eindrücke zusammen und geben weitere Geheimnisse des Urwaldes preis. So vergeht die Zeit an Bord der MS Bremen sehr schnell und nach fünf fantastischen Flussfahrtstagen ist bereits die Oper von Manaus in Sichtweite gerückt.

Das berühmte «Theatro do Amazonas» mit seiner glitzernden Kuppel ist das krönende Kulturerbe des hiesigen Kautschukbooms, der das Urwaldnest Mitte des 19. Jahrhunderts über Nacht in die reichste Stadt Brasiliens und der Welt verwandelte.Der Prachtbau im Urwald ist Zeuge des ungeheuren Reichtums der Gummibarone, die zu jener Zeit den höchsten Verbrauch an Diamanten und Edelsteinen hatten, ihre Hemden zum Stärken nach Lissabon schickten und die Fin-de-Siècle-Markthalle bei Gustave Eiffel in Auftrag gaben.50 Jahre lang dauerte die Goldgräberstimmung der eitlen und mächtigen Gummibarone an, bis ein Engländer die wertvollen Kautschuksamen in einem ausgestopften Krokodil ausser Landes nach England schmuggelte.

In London konnten daraufhin ein Dutzend Samen der hevea brasiliensis kultiviert und bald darauf in Malaysia en gros angepflanzt werden. Schon 1912 hatten die britischen Plantagen in Asien Manaus vom Weltmarkt verdrängt. Zwei Millionen Gummizapfer wurden innert Kürze im Amazonas arbeitslos. Heute baumeln in den Markthallen von Manaus nebst Fleisch- und Fischstücken zwischen Frucht- und Gemüseständen auch allerlei Indianer-Fetische. Auch breitet sich ein würziges Sammelsurium von Pulvern und Salben, Pasten und Wurzeln aus. Eine der Mixturen nennt sich Viagra regional und findet reissenden Absatz. Kondome hingegen sind bei mehr als der Hälfte der Bevölkerung verpönt. Der Kinderreichtum ist entsprechend hoch.

Gleich nach Manaus kommt es zur Vereinigung der beiden grossen Urwaldströme Rio Negro und Rio Solimoes. Aus der Luft siehtes aus. wie wenn zwei Riesen-Anacondas sich umschlingen. Erst nach der Vereinigung der beiden Flüsse, dem encouentro das aguas, erlaubt der Atlas die offizielle Bezeichnung Rio Amazonas. Die beiden Fluss-Mäander umschlingen sich wie zwei Riesen-Anacondas, bevor sie sich gemeinsam weit über tausend Kilometer durch die grüne Lunge Brasiliens winden. Sie hinterlassen links und rechts der Hauptschlagader zahlreiche Seitenarme, Tümpel und Biotope. In diesen Refugien steigen Wolken von bunten Papageien auf, schiessen die Eisvögel flink übers Wasser und die Brüllaffen turnen um die Wette im Geäst der tennisplatzgrossen Baumkronen.

Denn die Urwaldriesen wie die Parakautschuk-, Woll-, Paranuss- oder Kapokbäume werden 40 bis 60 Meter hoch und beanspruchen das meiste Sonnenlicht für sich und für die Fotosyntese, die der Welt ihren Atem einhauchen. In den darunter liegenden schattigen Etagen gedeihen Palmen, Myrten, Lorbeer, Zedrelen und die begehrten Mahagonibäume. Diese bieten ihrerseits wiederum anderen Pflanzen Lebensraum, insbesondere allen Arten von Epiphyten, die ohne Wurzeln im Boden als Schmarotzer in den Rinden ihrer Artgenossen vegetieren.

Der nächste Halt der «MS Bremen» ist in Paritins. Jeweils Ende Juni verwandelt sich die Stadt auf der Fluss- Insel für drei Tage in einen brodelnden Hexenkessel. Dann beginnt die grösste Amazonas-Party – ein Spektakel, dass dem Karneval ähnelt. Fast haushohe, fantastische Kostüm- kreationen paradieren durch die Strassen: Delphine in Schiffsgrosse, Riesen-Wildschweine, Schlangen, Federvieh und Fabelwesen gibt es zum tänzerischen und musikalischen Spektakel zu bewundern. Dazu drehen und winden sich federnumwölkte Primaballerinas und spärlich bekleidete Flussnympfen im Schein der bunten Lichter.

Auch die Sänger, Musikanten und das Publikum lassen ihre kräftigen, halbnackten Körper ekstatisch zu den Trommelwirbeln und Klängen der Sertaneja-Musik rythmisch zucken. Natürlich fliesst auch der Caipirinha (Zuckerrohrschnaps) in Strömen und Wolken von Marihuana liegen in der Luft. Bis zu 250’000 Besucher aus allen Teilen des Amazonasgebietes strömen auf Einbäumen, Yachten und Amazonasschiffen durch die zahlreichen Flussläufe nach Paritins. Der Höhepunkt findet im Bumbodromo, dem eigens für die Show eingerichteten Amphitheater am Flussufer statt. Bis zu 35’000 Menschen reiben sich dann schwitzend bis zum orgiastischen Delirium aneinander.

Der amazonische Regenwald verbraucht für die Fotosynthese mehr Kohlendioxyd, als irgendein anderes Gebiet auf der Welt. Durch die Bindung von Feuchtigkeit bilden tropische Regenwälder die grösste Süsswasserreserve der Welt. Existieren sie nicht mehr, verstärken sich die Verdunstungseffekte und die Niederschläge gelangen direkt ins offene Meer, was Trockenheit und Dürre zur Folge hat. Durch die Verringerung des Waldbestandes steigt der Kohlendioxydgehalt in der Erdatmosphäre, was wiederum auch den Treibhauseffekt anheizt.

Auch als Sauerstoff-Produzent dürfen die Regenwälder nicht unterschätzt werden. Nach dem Phytoplankton im Meer produzieren sie am meisten Sauerstoff. Anderseits binden Sie durch die Fotosynthese grosse Mengen an CO2. Durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe und Brandrodung verschärft sich das Problem ausserordentlich. Laut Wissenschaftlern sind bereits 17% des Amazonas-Regenwaldes durch Rodung verloren gegangen. Und ein Ende des Raubbaus ist nicht in Sicht. Dabei enthält ein Hektar Wald hier 60 bis 200 verschiedene Baumarten. In unseren Breitengraden sind es nur etwa zehn im Schnitt. Die Zahl der Pflanzenarten wird auf über 30’000 geschätzt, davon über 4000 Baum- und nahezu 1500 Bromelienarten.

Nach diesem vertieften Einblick in der brasilianischen Kulturszene ging die Schiffsreise weiter via Santarem zum brasilianischen Bade-ferienort Alter do Chao am Rio Tapajos, die den Gästen einen wunderschönen Badeausflug auf der Landzunge zwischen den beiden Fluss-armen bietet. Als die MS Bremen bei Sonnenuntergang von hier ablegt, bricht über Nacht auch der letzte Teil der Amazonas-Flussreise an, denn das Delta ist erreicht und das Meer in Sicht. Nun begibt sich das Schiff auf hohe See mit dem Ziel Frz. Guyana, wo Europa in der grünen Hölle des Amazonas ausufert und die exotischsten Europäer leben. Die Überfahrt war ruhig, spiegelglatt das Meer und endlos der Horizont. Zum ersten Mal bin ich in Havanna mit einem Kreuzschiff angekommen und an der Skyline des Malecons vorbeigefahren und das ist schon ein ganz anderer, erhabener Anblick und eine neue Form der Begrüssung auf der Zucker- und Tabakinsel. Viel besser als der Anblick auf die Bucht von der gegenüberliegenden Festung. Jetzt verlassen wir Lateinamerika und brechen nach Asien auf. Mal sehen, was es dort spannendes zu erleben gibt.

Körperkult und Keuschheit

Bei den Fremdenlegionären im Survival Camp

Bevor wir Kuba ansteuerten war ein Zwischenstopp auf Französisch Guyana angesagt. Ich kannte das französische Departement d’outre Mèr schon. Vor Jahren besuchte ich die «ESA»-Raumfahrtstation in Kourou und fuhr sowohl nach Cayenne als auch auf die Teufelsinsel. Damals war ich mit einer kleinen Schweizer Journalisten-Truppe hier und nutzte die Zeit nach Ihrer Abreise um in das Survival Camp «CISAME» zu gehen und dort eine Woche den Überlebenskampf im Urwald üben. Das Camp hatten Ex-Söldner der Legion etrangère, also der Fremdenlegion gegründet. Zuerst um dort selbst das Ueberleben im Urwald zu trainieren, dann um Westlern dieses Existenzialisten-Abenteuer anzudienen.

Dank der Kooperation mit der «AOM», welche die französischen Departements d’outre Mèr, also Französisch Guyana, Guadeloupe, Martinique, die Südsee oder Neu-Kaledonien mit Paris verband, konnte ich fast jährlich einmal nach Kuba fliegen und war auch kurz auf Guadeloupe, drei Wochen in der Südsee und nun auf dem Flug nach Französisch Guyana in den Hinterhof der Grande Nation, „wo der Pfeffer wächst“, wo politische Gefangene auf einer Insel verbannt wurden und die Europäische Weltraumstation (ESA) sich in Kourou niedergelassen hat. Das exotischste aller EU-Mitglieder ist bestenfalls durch den Film „Papillon“, als einstige Strafkolonie bekannt und so ist das Bild von Französisch Guyana auch von diffusen Vorstellungen und schillernden Legenden geprägt. Guyanas Ruf als gemeingefährliches Land, das mit Heerschaaren von giftigen Insekten, fürchterlichen Vogelspinnen, tödlichen Schlangen, meterlangen Aligatoren und Piranhas bevölkert ist, stimmt wohl, aber darüber hinaus, ist das Land, wo Europa ausläuft, verdampft und im grünen Urwald-Dickicht verschwindet, eines der stabilsten in der Region.

«Das gefährlichste Wesen hier ist der Mensch, gefolgt von den Wespen», relativiert Philippe Gilabert, der Gründer von «CISAME» (Centre Initiation Survie et Aventure au Millieu Equatorial), einem idyllischen Camp inmitten der grünen Hölle nach ungefähr 60 Kilometern Pirogenfahrt flussaufwärts am Ufer des Approuague nahe der brasilianischen Grenze gelegen. „Die Menschen“, so erzählt der einstige Fallschirmspringer der «Legion Etrangère» und Terrorismusexperte Gilabert, „ist die schädlichste Kreatur für den fragilen Ökokreislauf des Primärwaldes. Dann kämen die Wespen, die aber nur für den unachtsamen Menschen eine Bedrohung seien, fügte der damals 43-jährige Franzose ironisch hinzu. Er und Manoel, ein Karipuna-Urwald-Indio müssen es wissen, denn sie haben sich darauf spezialisiert, möglichst vielen Zivilisierten den wilden Urwald näher zu bringen (als ihnen lieb ist) und den Härtesten ein 10 Tage Survival Training anzubieten. Also übt sich der Zivilisationsgeschädigte erst einmal in Bogenschiessen, Fallen stellen, Klettern, Kanufahren, Fischen, Feuermachen und Behausungen bauen, bevor er seine eigenen Erfahrungen macht, wie es ist, im Urwald überleben zu müssen.

«Das gefährlichste Wesen hier ist der Mensch, gefolgt von den Wespen», relativiert Philippe Gilabert, der Gründer von «CISAME» (Centre Initiation Survie et Aventure au Millieu Equatorial), einem idyllischen Camp inmitten der grünen Hölle nach ungefähr 60 Kilometern Pirogenfahrt flussaufwärts am Ufer des Approuague nahe der brasilianischen Grenze gelegen. „Die Menschen“, so erzählt der einstige Fallschirmspringer der «Legion Etrangère» und Terrorismusexperte Gilabert, „ist die schädlichste Kreatur für den fragilen Ökokreislauf des Primärwaldes. Dann kämen die Wespen, die aber nur für den unachtsamen Menschen eine Bedrohung seien, fügte der damals 43-jährige Franzose ironisch hinzu. Er und Manoel, ein Karipuna-Urwald-Indio müssen es wissen, denn sie haben sich darauf spezialisiert, möglichst vielen Zivilisierten den wilden Urwald näher zu bringen (als ihnen lieb ist) und den Härtesten ein 10 Tage Survival Training anzubieten. Also übt sich der Zivilisationsgeschädigte erst einmal in Bogenschiessen, Fallen stellen, Klettern, Kanufahren, Fischen, Feuermachen und Behausungen bauen, bevor er seine eigenen Erfahrungen macht, wie es ist, im Urwald überleben zu müssen.

Zum ersten Mal bin ich per Schiff in Havanna angekommen und das ist schon ein ganz anderer Anblick. Viel besser als die der Bucht gegenüberliegenden Burg.

Blick:    Ein Land zum Abheben   

Mittelland Zeitung:  Guayana: Wo Europa im Amazonas ausufert

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IN EIGENER SACHE: IHR BEITRAG AN HUMANITAERE UND OEKO-PROJEKTE

Geschätzte Leserin, werter Leser

Der Autor unterstützt noch immer zahlreiche Projekte. Infolge der COVID-19 Pandemie ist es aber für den Autor selbst für und zahlreiche Projekte schwieriger geworden. Die Situation hat sich verschärft. Für Ihre Spende, die einem der im Buch genannten Projekte zufliesst, bedanke ich mich. Falls Sie einen Beitrag spenden wollen, melden Sie sich bitte per Mail bei mir gmc1(at) gmx.ch. Vielen Dank im Namen der Empfänger/innen.

Bei den Kopfjägern und Orang Utans in Borneo

Auszug aus dem Buch des Zürcher Fotojournalisten Gerd Michael Müller

VORWORT

Dieses Buch des Zürcher Foto-Journalisten Gerd Michael Müller nimmt Sie ab den wilden 80er Jahren mit auf eine spannende Zeitreise durch 30 Länder und 40 Jahre Zeitgeschichte mit Fokus auf viele politische Hot-Spots und Krisenregionen. Er beleuchtet das Schicksal der indigenen Völker, zeigt die Zerstörung ihres Lebensraumes auf und rückt ökologische Aspekte und menschenrechtliche Schicksale in den Vordergrund. Er prangert den masslosen Konsum und die gnadenlose Ausbeutung der Resourcen an, zeigt die Schmetterlingseffekte der Hedge Funds und Auswirkungen wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und politischer Prozesse auf und skizziert Ansätze zur Bewältigung des Klimawandels. Sein Buch ist eine spannende Mischung aus gehobener Reiseliteratur und globalem Polit-Thriller, gespickt mit abenteuerlichen Geschichten – den Highlights seines abenteuerlich wilden Nomaden-Lebens für die Reportage-Fotografie eben.

Der Orang Utan, auf malayisch der „Waldmensch“, ist seit Mitte der 60er Jahre vom Aussterben bedroht. Trotz internationaler Artenschutzabkommen, damals noch äusserst restriktiven Handelsabkommen und den beiden Rehabilitationsstationen auf  Semengho in Sarawak und Sepilok in Sabah auf der malayischen Insel Borneo sind die nahen Verwandten des Homo Sapiens akut gefährtet. Die Gier nach Tropenholz und Palmöl zerstören ihren Lebensraum, den Primärwald. Durch die Vernichtung ihrer Refugien sind sie heute in kleinen Gruppen isoliert. Bekannt sind die Menschenaffen durch den Schweizer Umwelt- und Menschenrecht-Aktivisten Bruno Manser geworden, der sich vehement für die Ureinwohner des Regenwaldes, die einstigen Kopfjäger, eingesetzt hat und dann spurlos verschwand und möglicherweise von der „Holzmafia“ ermordet wurde, denen er ein Dorn im Auge war.

1996 ging die Reise nach Malaysia zur Feier der 50 jährigen Unabhängigkeit von der britischen Krone und nach der Staatsfeier mit allen asiatischen Staatschefs flog ich nach Borneo und landete in Sarawak. Ziel war es, die Situation der Waldrodung für die Palmölgewinnung und die Lage der Orang Utan, deren Lebensraum zerstört wurde, zu erkunden. Beim Lake Batang Ai» startete ich die Expedition in den Regenwald und mietete einen Führer mit Einbaumboot der mich zu den hier lebenden Iban Headhunters, also zu den Kopfjägern führen sollte. Nach zwei Tagesreisen vom Lake Batang Ai aus mit einem Kanu Flussaufwärts durch das Meer der schwimmenden Tropenstämme, landete ich dann in so einem Langhaus-Dorf. Diese Langhäuser sind auf Stelzen gebaut, bis zu 100 Meter lang und haben einen durchgehenden breiten Gang der zur Längsveranda führt. Im Langhaus ist dann eine Wohnung neben der anderen angereiht. Damit jeder weiss, was der andere der Sippe macht.

Leider war es sehr umständlich, mit den Headhuntern Gespräche über ihre Traditionen und Lebensweise zu führen, da niemand Englisch verstand. Also ging alles nur über Beobachten und eine «Low-level» Kommunikation. Zudem erkrankte ich an Malaria, die mich komplett flach legte. Zwar hatte ich einige «Lariam»-Tabletten geschluckt, aber es ging mir immer noch sehr schlecht. Von Fieberkrämpfen geschüttelt und schachmatt. Nach drei Tagen im «Longhaus» der Kopfjäger herumliegend, fuhr ich mit dem Einbaum retour zu einem Dschungelcamp, das über eine Funkstation verfügte.

Dort versuchte ich mit der Schweiz eine über die Funkverbindung und dem ans Funkgerät gehalten Telefonhörer, mit meiner Familie Kontakt aufzunehmen. Als zu Hause in der Schweiz das Tonbandgerät statt einer Verbindung zustande kam, weil es dort mitten in der Nacht war, sagte ich nur kurz, dass ich mich verabschieden wolle, weil ich die Nacht wohl nicht mehr überleben würde. Danach legte ich mich von weiteren Fieberschüben durchgeschüttelt draussen unter den nächtlichen Sternenhimmel hin. Ich wollte wenigstens im Freien sterben und nicht in der winzigen und stickigen Bretterbude, in der man mich einquartiert hatte.

Was nun geschah war einzigartig und sollte meinen ausgeprägten Realitätssinn fundamental erschüttern. Ob es nur Halunzinationen waren oder ob ich tatsächlich von der Himmelfahrt zurückgeholt wurde, ist mir bis heute nicht klar. Jedenfalls hob mein Astralkörper ab und dann sah ich rein optisch schon die Sterne mit kometenhaft rasender Geschwindigkeit auf mich zukommen und fühlte mich schwerelos in den Orbit hoch gezogen und gleitete sozusagen wie das Raumschiff «Enterprise», das mit Lichtgeschwindigkeit durch den Orbit düste, dem Sternenhimmel entgegen. Aber da die Sterne ja nicht auf mich zukommen können, wurde mir klar, dass ich wohl wie ein Engel abgehoben bin und nun dem funkelnden Firmament entgegen raste, es sei denn, mein fieberndes Hirn treibe seine Mätzchen und hallunzigone Vision mit mir. So oder so die Reise zu den Sternen verlief ebenso spannend wie erleuchtend.

Kurz darauf erscholl ein Schrei und Kreischen in meinen Ohren und ich hörte meine Tochter und ihre Mutter in entsetzten Tönen heulen, verstand aber keines ihrer Worte. „Was zum Teufel wollen die denn hier oben“, dachte ich einen Moment lang und dann beschäftigte mich die Stimme meiner kleinen Tochter so sehr, dass mein Lichtgeschwindigkeit-Flug zu den Sternen jäh an Fahrt verlor und ich eine Schlaufe zurück zur Erde vollzog und mir sagte, dass die Zeit, abzutreten, noch nicht gekommen ist, da es ja zwei Menschen gibt, die mich brauchen. Also schluckte ich noch drei «Lariam»-Tabletten und hatte nun die Dosis für einen Elefanten erreicht, wie mir ein Tropenmediziner einige Tage später sagte. Doch ging es danach langsam wieder bergauf.

Mit Hilfe der Dschungelcamp-Bewohner kam ich nach zwei Tagenwieder auf die Füsse und reiste weiter nach Kota Kinabalu zur Orang Utan Rehabilitationsstation in Sepilok und kam gerade zur rechten Zeit, weil um 11.00 Uhr die Fütterung der Orang Utan von einer Plattform ungefähr zwei Kilometer weiter im Waldesinnern stattfand. Zwei Touristengruppen waren schon vor mir auf dem Holzsteg losmarschiert, der gut zwei Meter über Boden in den Regenwald zur grossen Besucherplattform und den dahinter befindlichen zwei Fütterungsplätze in den Bäumen rein führte.

Als ich mit meinem Teleobjektiv langsam auf die Szenerie zukomme und die jungen Orang Utans auf den Fütterungsplätzen, als auch den ausgewachsenen Orang Utan an dem Drahtseil hängend erkenne, das zwischen den beiden Fütterungsplätzen gespannt war, hörte ich auch die Rufe einzelner Besucher, die den grossen Orang Utan dazu bewegen wollten, sich umzudrehen, da er uns allen nur seinen Hintern entgegen reckte. Die vereinzelten Rufe waren vergeblich. Als Fotograf war ich ebenfalls interessiert, dass der fette Kerl uns sein Antlitz zeigt. So stiess ich ein paar laute Grunzlaute aus, wie ich sie schon gehört hatte und traf offenbar den richtigen Ton. Und siehe da, im Nu drehte sich der Orang Utan um und sah neugierig zu uns rüber. Perfekt: „Ready fürs Foto-Shooting!“ Klick, klick, klick.

Danach sah ich zu, wie die Babies ihre Nahrung bekamen und verschlangen und dann wieder abrupt in den Bäumen verschwanden. Doch wollte ich nach der Fütterung vor den anderen wieder zurück in der Reha-Station sein und machte mich deshalb vor den anderen auf den Rückweg auf dem Steg. Als ich an einem jungen handicapierter Orang Utan, mit einem abgehackten, aber schon verheilten Arm vorbeischleichen wollte, der rücklings auf dem Steg lag und so den Durchgang blockierte, packte er mich am Unterschenkel. Was sollte ich tun? Als ich seine Hand, die mein Bein umklammerte, sachte lösen wollte, packte er mich einfach am Handgelenk, worauf wir beide, der junge Orang Utan und der immer noch fiebernde und verschwitze Fotograf Hand in Hand durch den Urwald bis zur Station liefen. Das war ein herrliches Gefühl. Der Orang Utan hätte mich gleich mit hinauf in die Baumkronen zu seinen Kumpanen mitnehmen können. Das ging zwar nicht, dafür hatte ich aber einen verdammt guten Auftritt in der Reha-Station, als wir immer noch Hand in Hand, wie gute alte Freunde dort eintrafen, um mit dem Stations-Leiter zu sprechen.

Meine Reportage über die «bedrohten» Menschenaffen kam hernach in den Schweizer Medien gut an und nebst sieben Tageszeitungen, die den Bericht abdruckten, publizierte auch der «Brückenbauer» mit Millionenauflage damals die Story mit einem Spendenaufruf, worauf einige zehntausend Franken gespendet wurden und der Orang Utan Reha Station in Sepilok zu Gute kamen. Bekannt sind die Menschenaffen durch den Schweizer Umwelt- und Menschenrecht-Aktivisten Bruno Manser geworden, der sich vehement für die Ureinwohner des Regenwaldes, die einstigen Kopfjäger, eingesetzt hat und dann spurlos verschwand und möglicherweise von der „Holzmafia“ ermordet wurde, denen er ein Dorn im Auge war.

Der Appenzeller Bruno Manser lebte von 1984 bis 1990 auf Borneo, machte Aufzeichnungen über die Fauna und Flora des tropischen Regenwaldes und lernte die Sprache und Kultur der Penan, einer NomadenVolksgruppe auf Borneo kennen und lebte mit ihnen zusammen. 1990 musste er in die Schweiz fliehen, nachdem er von der malaysischen Regierung ausgewiesen und zur „unerwünschten Person“ erklärt wurde. Auch ein Kopfgeld von 50000 Dollar wurden auf ihn ausgesetzt. 1993 beteiligte sich Manser an einer Fastenaktion und. einem Hungerstreik vor dem Bundeshaus in Bern zum Protest gegen den Import von Tropenholz. Im Jahr 2000 reiste er trotz Einreiseverbot und ausgesetztem Kopfgeld vom indonesischen Teil Borneos (Kalimantan) über die grüne Grenze in das malaysische Sarawak zu den Penan und ward nie mehr gesehen. Seither gilt Bruno Manser als verschollen und wurde 2005 amtlich für tot erklärt.

Der Orang Utan, auf malaiisch der „Waldmensch“, ist seit Mitte der 60er Jahre vom Aussterben bedroht. Trotz internationaler Artenschutzabkommen, damals noch äusserst restriktiven Handelsabkommen und den beiden Auffang- und Rehabilitationsstationen auf Semengho in Sarawak und Sepilok in Sabah auf der malaiischen Insel Borneo sind die nahen Verwandten des Homo Sapiens akuter den je gefährtet. Die Gier nach Tropenholz und Palmöl zerstören ihren Lebensraum, den Primärwald. Durch die Vernichtung ihrer Refugien sind sie heute in kleinen Gruppen isoliert. Der Kahlschlag des Regenwaldes vernichtet nicht nur die materielle sondern auch die geistige Existenzgrundlage vieler Naturvölker, weil die Vorstellung der Orang Ulu, Melanau, Kenzah und Kajan-Stämme davon ausgehen, dass ihre Ahnen als Vögel, Insekten oder Tiere in der heimischen Umgebung weiterleben. Somit wird mit jedem Baumschlag das kulturelle Erbe entweiht und erbarmungslos vernichtet. Und der weitaus grösste Bevölkerungsteil in Sarawak, die Bidayuh-Reisbauern glauben an die Symbiose des menschlichen und pflanzlichen Lebenszyklus und glauben daran, dass die Menschen nach ihrem Tod als Wassertropfen auf die Erde zurückkehren, welche die Böden befruchten und Leben spenden.

The timber industry is very activ and destructiv in Borneo and works together with the palm oil industry. © GMC Photopress

Wie sieht die Situation heute aus? Der Lebensraum der Menschenaffen hat sich weiter drastisch reduziert und so ist auch ihr Bestand nicht gewachsen sondern wurde weiter dezimiert. Zwar haben Genomiker an Universität in Zürich kürzlich eine neue Art auf Sumatra entdeckt, den Tapanuli-Orang Utan, deren Refugium in den zerklüfteten Bergen der Region Batang Toru in Indonesien liegt. Ein erschossener Orang Utan in Raja wurde näher untersucht und von den Wissenschaftlern als neue Art eingestuft. Sie wird zugleich aber auch die Art sein, die am schnellsten wieder auf dem Primatenradar verschwinden wird.

Die geschätzten 800 Primaten sind, wie auf Borneo auch hier in Indonesien von Waldrodungen für Palmölplantagen, Zersiedlung und von einem Staudamm-Projekt betroffen. Und nicht nur sie sterben lautlos aus. Auch viele andere Spezies gehen unter. Eine Million Arten sind in den nächsten Jahrzehnten vom Aussterben bedroht. Dies ist das vernichtende Fazit des «Weltbiodiversitätsrates» (IPBES) von 2019. Reptilien und Vögel haben es schwer, aber auch immer mehr Säugetiere sterben aus. 540 Landwirbelarten wurden im 20 Jahrhundert ausgerottet. Die meisten im asiatischen Raum.

Die Schweiz hat gerade eben mit Indonesien ein umstrittenes Wirtschaftsabkommen abgeschlossen und setzt dabei im Abkommen auf «RSPO»-Standards, die in Zusammenarbeit mit Unternehmen, Umweltorganisationen und Hilfswerken entstanden war. Gemäss dem Verordnungsentwurf würden Zertifizierungen nach vier Standards geprüft. Neben dem «Round table on sustainabel Palm Oil» (RSPO), dem «Standard ISCC Plus» (International Sustainability and Carbon Certification) und der sogenannten «POIG» (Palm Oil Innovation Group). Doch damit werden weder die Abholzung noch Staudamm-Projekte gestoppt und auch der Lebensraum der Orang Utan und vieler anderer Spezies ist weiterhin dem Untergang geweiht. Ein Abkommen mit Nachhaltigkeitszielen ist zwar ein kleiner Fortschritt, ändert aber leider nichts an der Tatsache, dass der Raubbau weiter geht und es zu wenig Schutzgebiete gibt, denn der Bedarf an Palmöl ist extrem gestiegen und steigt weiter.

Entsprechend wuchs auch die Anbaufläche, die durch die Rodung des Primärwaldes zustande kam. Seit 2008 ist die Fläche dafür jährlich um 0,7 Millionen Hektaren angestiegen, eine Fläche viermal so gross wie der Kanton Zürich. Und der Bedarf wird sich bis 2050 voraussichtlich nochmals mehr als verdoppeln. Auf der Insel Borneo gehen 50 Prozent der Rodungen auf den Palmölanbau zurück. Im viel grösseren Indonesien sind es auch schon 20 Prozent. Es gibt zwar auch positive Anzeichen der «RSPO»-Zertifizierung, doch das Gros der Betriebe handeln nach dem Prinzip der Ökonomie der Grösse (70 Prozent) und nur ein Drittel werden über Kleinbauern und Kooperativen angebaut, womit das weitere Zerstörungspotential eminent hoch bleibt.

Sechs Prozent aller Tierarten befinden sich auf der Insel Borneo. Seit über 4000 Jahren werden die Regenwälder Borneos von den Indigenen bevölkert. Im Laufe der letzten 50 Jahren wurde knapp die Hälfte des Regenwaldes in Kalimantan, dem indonesischen Teil Borneos abgeholzt. Es gibt Tausende von Landkonflikten von indigenen Gemeinden gegen grosse Holzunternehmen, doch der Staat und die Justiz machen es der Bevölkerung schwer, an ihre Rechte heranzukommen und ihr Land gegen den Raubbau zu verteidigen.

Zwar gibt es seit 30 Jahren eine Konvention zum Schutz der Regenwälder, doch die wurde nie vom indonesischen Parlament ratifiziert und umgesetzt. Ausserdem ist zu beobachten, dass fast alle Politiker entweder ehemalige oder noch amtierende Holzindustrielle in Jakarta sind, wie Norman Jiwan von der NGO «TuK» berichtet. Und von der Palmölindustrie profitieren nur weniger als 30 der reichsten indonesischen Familien. Da die Rechte der indigenen Völker und ihre seit Jahrhunderten ökologisch genutzter Grundbesitz nicht annerkannt sind, kann die Holzindustrie schalten und walten wie sie will, notabene mit den notwendigen Papieren der Regierung.

Die Abnehmer der Holzfirmen sind auch die Eigentümer der Palmölindustrie-Betriebe, die so durch den Raubbau gleich doppelt verdienen, denn nur fünf Jahre nach dem Abholzen des Regenwaldes können schon erste Gewinne aus dem Palmölgeschäft vernbucht werden. Die Kleptokratie in Indonesien kennt keine Grenzen. Die Rechte der Indigenen Völker werden gnadenlos unterminiert, ihr Grundbesitz kaum oder ohne Entschädigung  enteignet. Ist der Urwald einmal gerodet kann die Regierung ihn problemlos als minderwertigen Wald bzw. landwirtschftliche Nutzfläche deklarieren und durch Lizenzen an die Palmölgesellschaften verpachten womit die lokalen Gemeinschaften so für immer ihre Rechte an eigenen Land verlieren. Die internationalen Profiteure nebst den indonesischen Firmen sind global Players wie «Nestle», «Cargill», «Unilever», «Procter & Gamble» usw..

Die Hafenstadt Samarinda an der Mündung des Flusses Mahakam, ideal gelegen um das Die Hafenstadt Samarinda an der Mündung des Flusses Mahakam, ist ideal gelegen um das „Grüne Gold“ nach Übersee zu verschiffen. Das lokale Sägewerk in Samarinda und die Holzfällerfirma sind «FSC»-zertifiziert. Viele streben die «FSC»-Zertifizierungen an und erhalten sie auch, obschon sie ihr Geschäft mit Landraub auf indigenen Gebieten rücksichtslos ausdehnen. Daher kann man den wenigsten Zertifizierungen Glauben schenken. Es ist reine Augenwischerei, darauf vertrauen zu wollen. Denn die Kontrolleure sogenannter Zertifizierungslabels sind private Firmen, die sich die nächsten Aufträge dadurch sichern wollen, dass sie möglichst viel und bedenkenlos zertifizieren, vermeldet die österreichische «Greenpeace-Sprecherin» Ursula Bittner. „Eines der grössten Probleme bei den Kontrollen sind die Akteure im Geschäft. Je lascher die Kontrollen sind, desto mehr Aufträge fliessen den Kontrolleuren zu“. Das führe zu wenigen und ungenügenden Kontrollen, zu Intransparenz, die kaum eine echte Ursprungs-Rückverfolgbarkeit zulassen, moniert «Greenpeace». Die Entscheidungen orientieren sich an der Industrie und der korrupten Politik. Auch Lukas Straumann vom «Bruno Manser Fond» in Basel bestätigt, dass die Korruption in Malaysia und in Indonesien weitverbreitet ist.

Tropisches Regenwald-Sperrholz gelangte so auch zu den Olympischen Spielen in Tokyo und wurden dort über die «Firma Sumitomo Forestry», die der wischtigste Holzlieferant für die Olympischen Spiele in den Stadien dafür gebraucht wurden, die Betonfundamente auszuformen, so .Hanna Heineken, Finanzexpertin von «Rainforest Action Network». Die japanische Regierung musste in der Folge zugeben, dass in allen Olympischen Stadien tropisches Regenwaldholz verbaut wurde, das aus zwielichtigen Quellen und von Firmen kam, die in Landkonflikte, Menschenrechtsverletzungen, Steuerbetrug, Lizenz-Betrug und viele andere Wirtschaftsdelikte involviert waren. Tja und wo ist der Sitz der Olympischen Gemeinde? In der Schweiz, in Lausanne. Und wie weit reicht die Verantwortung des Olympischen Kommitees. Nirgendwo hin. Die scheren sich offensichtlich keinen Deut um nachhaltige Spiele und sollten fortan in die Pflicht genommen werden.

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IN EIGENER SACHE: IHR BEITRAG AN HUMANITAERE UND OEKO-PROJEKTE

Geschätzte Leserin, werter Leser

Der Autor unterstützt noch immer zahlreiche Projekte. Infolge der COVID-19 Pandemie ist es aber für den Autor selbst für und zahlreiche Projekte schwieriger geworden. Die Situation hat sich verschärft. Für Ihre Spende, die einem der im Buch genannten Projekte zufliesst, bedanke ich mich. Falls Sie einen Beitrag spenden wollen, melden Sie sich bitte per Mail bei mir gmc1(at) gmx.ch. Vielen Dank im Namen der Empfänger/innen.