Soziales und politisches Engagement in der Schweiz

Auszug aus dem Buch des Zürcher Fotojournalisten Gerd Michael Müller

VORWORT

Dieses Buch des Zürcher Foto-Journalisten Gerd Michael Müller nimmt Sie ab den wilden 80er Jahren mit auf eine spannende Zeitreise durch 30 Länder und 40 Jahre Zeitgeschichte mit Fokus auf viele politische Vorgänge in Krisenregionen. Er beleuchtet das Schicksal der indigenen Völker, zeigt die Zerstörung ihres Lebensraumes auf, rückt ökologische Aspekte und menschenrechtliche Schicksale in den Vordergrund, prangert den masslosen Konsum und die gnadenlose Ausbeutung der Ressourcen an, zeigt die Schmetterlingseffekte der Hedge Funds und Auswirkungen wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und politischer Prozesse auf und skizziert Ansätze zur Bewältigung des Klimawandels. Pointiert, hintergründig, spannend und erhellend Eine gelungene Mischung aus gehobener Reiseliteratur, globalem Polit-Thriller, gespickt mit abenteuerlichen Geschichten und persönlichen Essays – den Highlights seines abenteuerlich wilden Nomaden-Lebens für die Reportage-Fotografie eben. Der Autor publizierte Hunderte von Reportagen in deutschsprachigen Tageszeitungen und Magazinen

Im Oktober 1989 nahm ich an einem einwöchigen Journalismus-Workshop mit dem linken Journalisten, Schriftsteller und Historiker Niklaus Meienberg teil, der den «Villiger-Skandal im 2. Weltkrieg» aufdeckte. Dieser führte uns überraschend nach Kreuzlingen zur Asylantenempfangsstelle, wo wir noch am Abend unserer Ankunft eine menschenunwürdige Situation vorfanden. Vor der geschlossenen Asylanten-Empfangsstelle hatten gut ein Dutzend frierender Flüchtlinge ein Feuer angezündet, das gerade von der Polizei gelöscht wurde.

Da kam Niklaus Meienberg so richtig in Fahrt und der wortgewaltige Hühne orchestrierte eine Schandtirade feinster Didaktik. Aber Meinenberg wäre nicht Meienberg, wenn den Worten nicht auch Taten folgen würden und so wies er uns an, die Flüchtlinge in die Jugendherberge zu verschieben, die gerade noch geöffnet hatte. Der arme Herbergen-Verwalter fiehl fast vom Stuhl als er das Dutzend Flüchtlinge vor sich sah mit einer Schar angehender Journalisten. Jetzt ging das Prozedere mit den Papieren und Identitäten los und konnte nach den ersten fünf Personen, weil hoffnungslos abgebrochen werden.

Meienberg indes hatte schon am nächsten Morgen die halbe Deutschschweizer Presse auf den Plan gerufen und über die menschenunwürdigen Vorkommnisse und Praktiken vor der Flüchtlingsstelle (Strafaktion) hingewiesen. So sahen wir uns plötzlich im Presse-Trubel mit einer Schar Journalisten konfrontiert und belagerten so das Flüchtlingszentrum, bis wir mit dem Leiter der Empfangsstelle eine Aussprache hatten.

Dann kamen die Politiker, die Mauerten, Peter Arbenz, der Flüchtlingsdelegierte und die kirchlichen Organisationen schalteten sich ein und so war die ganze Woche action und ein Riesen-Medienzirkus. Der Kurs ging damit zu Ende, dass jeder am Freitag-Abend die Story über das Geschehen der letzten Woche schreiben konnte und Meienberg einen kurzen Kommentar dazu abgab. Immerhin kam ich so zu recht viel Recherche-Know How und zu Medienkontakten und auch zu meiner zweiten Publikation samt Bild in der damals renommierten «Weltwoche».

Dann kam der Mauerfall und die westliche Welt stand wieder Kopf. Anschliessend folgte der Balkankrieg, bei dem Europa total versagte und in der Folge zur Balkanisierung der germanischen und helvetischen Länder führte. Wieder waren es die Amis, die Europa aus der Misere bomben mussten.

Die Zeit als Radio-Moderator und Produzent

Durch das «Calypso & Steeldrum Festival», das ich mit zwei Freunden initiierte und mit Hilfe des «Montags Clubs», einem Freundeskreis-Verein, konnte ich nicht nur mit Roger Schawinskis «Radio 24» kooperieren und gab sowohl bei ihm zu einem einstündigen Interview und Sondersendungen zu Gast sondern auch bei Radio «DRS 3», welches eine einstündige Sendung über den Calypso aus Trinidad und Might Sparrow machte.

Zudem war natürlich auch Frederic Dru von «Radio Tropic» daran interessiert, diesen Event so richtig zu zelebrieren. Letztlich nach dem Konzert von Mighty Sparrow liess sich das Schweizer Fernsehen für Ihre 1. Reisesendung die Karibik zum Thema nehmen und sie luden Mighty Sparrow dazu ein. Denn der SRF-Reise-Redaktor Kurt Schaad und der Musik-Redaktor waren an unserem Galakonzert gewesen. Wir waren also die Inspirationsquelle für die 1. Schweizer Reisesendung. Erfreulich war aber auch, dass ich bei «Radio Tropic» als Allrounder auf freiwilliger und unentgeltlicher Basis zu arbeiten begann und dann sehr schnell meine eigenen Sendungen mit den Airlines und Reiseversantaltern produzierte und dabei völlig freie Hand hatte. Das war eine super Erfahrung und ich habe zweistündige Spezialsendungen über Australien und die Karibik gemacht.

Ein oder zwei Jahre später hatte ich dann die Gelegenheit beim Radio «Kanal K» ebenfalls Sendungen zu produzieren. Der als Untergrund Musik- und Kulturradio bekannte Sender im Kanton Aargau liess ebenfalls sehr viel Spielraum zu. Und so machte ich zur Verblüffung aller ein hochkarätiges Interview mit vier kantonalen Parteipräsidenten zur heiss debattierten Asylanten-Initiative der SVP.

Mit von der Partie waren die vier Aargauer Parteipräsidenten u.a. Gerry Müller, der später Stadtpräsident von Baden wurde. Der nächste Protagonist ist mein Lieblingsfeind Andreas Glarner von der SVP aus der aargauer Gemeinde Arni. Schliesslich noch der kantonale FDP und CVP-Präsident. Eine reine Männerrunde also. Das war mein erstes derartiges und hochkarätiges Interview mit vier Spitzenpolitikern zu einem der heissesten Themen im Inland dazumal. Und ich glaube, ich habe es brilliant gemeistert und eine sehr engagierte und kontroverse Diskussion entfacht. Auch Glarners Schirmherrn, Christoph Blocher und Christoph Mörgeli habe ich mehrmals getroffen als Fotojournalist.

Der Fichenskandal und die P-26 Geheimloge

Die 90 er Jahre brachen an und der erste «Big Bang» war der «Fichenskandal», der die Schweiz der Enthüllung der subversiven «P-26» Geheimloge in den Medien enthüllt wurden. Auch ich bestellte meine Fiche, die dann doch überraschend detailliert war, was das Bewegungsprofil und die Kontakte angeht, aber ansonsten sehr belanglos war, bis auf die vielen schwarzen Stellen in dem 14 seitigen Protokoll, das wohl mehr die Spitzel-Identitäten verdecken und schützen sollten, als Staatsgeheimnisse, staatsfeindliche Aktivitäten oder Landesverrat der Überwachten zu Tage brachten.

Es zeigte nur den blinden Eifer der Behörden und traurige Abbild der Spitzel, die wir ja eben zu «Gurkensalat» und Biofutter verarbeiten wollten. Die wenigsten von uns waren Marxisten, Leninisten, Maoisten oder Kommunisten. Da wurde viel Staatspropaganda aufgefahren und mit Kanonen auf Spatzen geschossen, was sich letztlich aber an der Hartnäckigkeit der Ausläufer der «Bewegung» und ihren Forderungen als Bummerang erwies. Doch ein Besuch bei überzeugten Kommunisten im tropischen Paradies zog mich an. Also flog ich nach Kuba. Zumal ich auf einem zweiten Segeltörn in der Karibik von Grenada nach Trinidad zum alljährlichen Megaspektakel, dem Karneval fahren in Port of Spain in Trinidad segeln wollte.

Auszug aus der noch unveröffentlichten Autobiografie «Nomadenleben für die Reportage-Fotografie» des Zürcher Fotojournalisten Gerd Michael Müller

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Über gmc

1992 gründete der Zürcher Fotojournalist Gerd Müller die Presse- und Bildagentur GMC Photopress und reiste hernach als Agenturfotograf und Fotojournalist in über 80 Länder. Seine Reportagen wurden in zahlreichen Reise- und Spa-Magazinen publiziert. 2021 publizierte er Auszüge aus seinem Buch Highlights of a wild life -Metamorphosen politischer und ökologischer Natur.

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