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Bundesrat konsultiert Kantone zur Biodiversitätsstrategie Schweiz

Die Oberengadiner Gletscherseenlandschaft zählt zu den schönsten und spektakulärsten Wander und Ferienregionen der Schweiz. The Upper Engadina Region is one of the most famous and spectacular holiday regions in Switzerland

Die biologische Artenvielfallt ist auch für den Alpenraum von überlebenswichtiger Bedeutung.

Bern, 18.02.2015 – Der Bundesrat hat an seiner heutigen Sitzung das Aussprachepapier des UVEK zum Stand der Arbeiten am «Aktionsplan Strategie Biodiversität Schweiz» zur Kenntnis genommen und das weitere Vorgehen festgelegt. Der Aktionsplan soll dazu dienen, dem deutlichen Rückgang der biologischen Vielfalt und damit der Bedrohung unserer Lebensgrundlagen und unseres Wohlstands entgegenzuwirken. Um eine Einschätzung und eine Priorisierung vornehmen zu können, werden diejenigen Massnahmen, die die Kantone direkt betreffen, diesen vorgelegt. Zudem beabsichtigt der Bund, ab 2017 Sofortmassnahmen umzusetzen, sofern sich auch die Kantone daran beteiligen.

Alpenflora im Val d'Annivers im Wallis

Alpenflora im Val d’Annivers im Wallis. Alle BIlder: GMC

Sowohl in der Schweiz als auch weltweit nimmt die Biodiversität seit Jahrzehnten markant ab. Dieser Rückgang gefährdet die Stabilität der Ökosysteme, die uns mit sauberem Wasser, Nahrung und zahlreichen weiteren überlebenswichtigen und wirtschaftlich zentralen Leistungen und Ressourcen versorgen und zudem Schutz vor Naturkatastrophen bieten. Schwindet dieses Naturkapital weiter, fallen Leistungen der Natur für Wirtschaft und Wohlstand in der Schweiz aus, die nicht oder nur mit sehr teuren Massnahmen ersetzt werden können. Berechnungen auf europäischer Ebene gehen davon aus, dass den Ländern – wenn sie nicht handeln – Kosten in der Höhe von 4% des Bruttoinlandprodukts entstehen. Aus diesem Grund beschloss der Bundesrat 2012 die Strategie Biodiversität Schweiz (SBS), deren Ziel es ist, die biologische Vielfalt in der Schweiz langfristig zu erhalten und zu stärken.

Zur Umsetzung der zehn strategischen Ziele der SBS hat das Bundesamt für Umwelt (BAFU) in engem Austausch mit Kantonen, Gemeinden, Organisationen und Fachleuten Grundlagen für einen Aktionsplan erarbeitet. Die dabei skizzierten Massnahmen umfassen zum einen die Minderung schädlicher Nutzungen der Biodiversität, die Unterstützung gefährdeter Arten und die Sensibilisierung für die Biodiversität, umzusetzen bis 2025, zum anderen den Aufbau und den Unterhalt von Schutz- und Vernetzungsgebieten, umzusetzen bis 2040.

Beliebt: Herbst-Wanderungen in den Schweizer Alpen beim Bernina-Pass. Trekking in the swiss mountains at the Bernina-PassDer Bundesrat hat am 18. Februar 2015 diese Stossrichtung, die geplante zeitliche Etappierung und den geschätzten finanziellen Ressourcenbedarf des Bundes zur Kenntnis genommen. Die Kosten würden sich aus heutiger Sicht für die Vorbereitungsphase bis 2020 auf jährlich 79 Millionen Franken und für die Umsetzungsphase bis 2040 auf circa 210 Millionen Franken pro Jahr belaufen, sofern in diesem Zeitraum sämtliche den Kantonen vorgeschlagene Massnahmen realisiert würden. Da es sich bei der Biodiversität um eine Verbundaufgabe handelt, würden bei den Kantonen Mehrausgaben in der gleichen Grössenordnung anfallen.

Bevor der Bundesrat über die Massnahmen und die dafür notwendigen Mittel entscheidet, sollen sich daher die Kantone zu denjenigen Massnahmen des Aktionsplans äussern, von deren Umsetzung und Finanzierung sie betroffen sind. Dieser Prozess soll nicht nur über die Akzeptanz der einzelnen Massnahmen und ihre Priorisierung, sondern auch über die Bereitschaft der Kantone Aufschluss geben, sich im vorgeschlagenen finanziellen und zeitlichen Rahmen zu beteiligen. Gestützt auf die Rückmeldungen der Kantone wird das UVEK bis Frühjahr 2016 eine Vernehmlassungsvorlage ausarbeiten, welche den konkreten Aktionsplan und die für die Umsetzung nötigen Ressourcen und Gesetzesanpassungen beinhaltet.

Zudem beabsichtigt der Bund, ab 2017 Sofortmassnahmen in der Höhe von 20 – 40 Millionen Franken pro Jahr umzusetzen, sofern auch die Kantone ihren Mitteleinsatz entsprechend erhöhen. Damit könnten unter anderem die grössten Vollzugsdefizite im Bereich Sanierung und Unterhalt bestehender Schutzgebiete rasch geschlossen werden.

Im Rahmen der Biodiversitätskonvention (Convention on Biological Diversity CBD) engagiert sich die Schweiz auch global gegen die Abnahme der Biodiversität. Um den internationalen Verpflichtungen nachzukommen, berücksichtigt der Aktionsplan Biodiversität die Ziele des strategischen Plans der CBD.

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Schatz gehoben: Bodendaten aus vier Jahrzehnten inventarisiert

Reckenholz, 12.02.2015 – Verlässliche Bodendaten sind in der Schweiz dünn gesät: Informationen über die Verteilung und Eigenschaften der verschiedenen Böden liegen nur für einen Drittel der landwirtschaftlichen Nutzfläche vor. Sie bilden aber eine unerlässliche Grundlage, um Nutzungsansprüche im Sinne einer nachhaltigen Ressourcenpolitik und einer sicheren Ernährung effizient steuern zu können. Agroscope hat zusammen mit Bund, Kantonen und Privatwirtschaft ein Archiv mit Bodendaten aus den Jahren 1963 bis 1996 digitalisiert.

Böden erfüllen zahlreiche lebenswichtige Funktionen: beispielsweise liefern sie Nahrung für Menschen und Tiere, speichern und filtern Wasser und tragen zum Hochwasserschutz bei, speichern Nährstoffe und Kohlenstoff und bilden die Grundlage der Biodiversität. Die für die Landwirtschaft wertvollsten, weil sehr fruchtbaren Böden befinden sich im Mittelland, wo gleichzeitig ein hoher Siedlungsdruck vorherrscht. „In der Raumplanung werden die Qualität des Bodens sowie die Funktionen und Dienstleistungen, die er erbringt, bislang nur wenig berücksichtigt“, erklärt dazu Armin Keller von Agroscope.

Wertvoller Bodenschatz

Mit Unterstützung der Bundesämter für Raumentwicklung (ARE), für Umwelt (BAFU) und für Landwirtschaft (BLW) sowie der Kantone machte Agroscope umfangreiche Bodeninformationen aus einem Bodendatenarchiv der landwirtschaftlichen Forschung (vgl. Kasten) mit einem geschätzten Neubeschaffungswert von über vierzig Millionen Franken digital verfügbar. Dies erfolgte in enger Zusammenarbeit zwischen Agroscope, kantonalen Stellen, externen Fachleuten und der Bodenkundlichen Gesellschaft der Schweiz (BGS). Da die Bodenprofile über mehrere Jahrzehnte erstellt wurden, mussten sie während der Digitalisierung in das seit 1996 geltende Datenmodell übersetzt werden. Diese Harmonisierung war aufwändig, führte aber zu einem national vergleichbaren Datensatz. Für die Sicherung, Verwaltung und Nutzung der digital aufgearbeiteten Bodeninformationen stellt das BAFU den Kantonen mit dem nationalen Bodeninformationssystem NABODAT eine ausgereifte IT-Lösung zur Verfügung. Die Teilnahme am NABODAT-Verbund ist freiwillig. Darin bestimmt der einzelne Kanton über die Verfügbarkeit seiner Bodeninformationen und ist somit für den Datenzugang zuständig.

Handlungsbedarf für Bund und Kantone

Im Gegensatz zur Situation in Nachbarländern wie Deutschland oder Österreich wurde in der Schweiz keine landesweite Bodeninventur durchgeführt. Für mehr als zwei Drittel der landwirtschaftlichen Nutzfläche liegen hierzulande derzeit keine Bodenkarten vor. Zuverlässige Bodeninformationen sind nur in wenigen Kantonen flächendeckend für landwirtschaftlich genutzte Böden vorhanden (BL, ZG, ZH), in anderen für grössere Teilgebiete (beispielsweise AG, GE, GL, LU, SG, SH, SO, VS). Insbesondere in Regionen, in denen ausgeprägte raumplanerische Nutzungskonflikte bestehen und für die keine ausreichenden Informationen zur Qualität der Böden vorliegen, sind weitere Bodeninventuren erforderlich. Federführend dafür sind die Kantone, doch benötigen sie Unterstützung im Hinblick auf die spätere nationale Vergleichbarkeit der erhobenen Bodeninformationen. Die Kantone benötigen für die kostengünstige Durchführung von Bodeninventuren einheitliche Rahmenbedingungen, aktualisierte methodische Grundlagen und fachliche Unterstützung. Agroscope erachtet es deshalb als erforderlich, dass weitere Anstrengungen unternommen werden. Dazu gehören das Verfügbarmachen einheitlicher Arbeitsgrundlagen für den Vollzug und die Förderung der Zusammenarbeit zwischen Bund, Kantonen und externen Fachpersonen. Basierend auf den Bodendaten aus den Bodeninventuren können geeignete Grundlagen für die Raumplanung erarbeitet werden. Der Einbezug von Bodeninformationen erlaubt es, bei künftigen Raumplanungs- und Nutzungsentscheiden den Wert von Böden bezüglich der verschiedenen Funktionen zu berücksichtigen.

Weitere Informationen:

Grob U., A. Ruef., U. Zihlmann, L. Klauser und A. Keller. 2015. Inventarisierung Agroscope Bodendatenarchiv. Institut für Nachhaltigkeitswissenschaften, Agroscope Science. Nationales Bodeninformationssystem NABODAT: www.nabodat.ch

Hintergrund zum Bodendaten-Archiv am Agroscope Standort Reckenholz

Seit den 60er Jahren bis 1996 erhob der nationale Bodenkartierungsdienst in mehr als 350 Projekten an über 13 000 Standorten in der Schweiz Beschaffenheit, Verbreitung und Eignung der Böden für die Landwirtschaft anhand von Bodenprofilen und erstellte mehr als 400 Bodenkarten. Zuständig dafür war die damalige Eidgenössische Forschungsanstalt für landwirtschaftlichen Pflanzenbau FAP bzw. für Agrarökologie und Landbau FAL in Zürich, Reckenholz. Die Bodenprofile und -karten geben nicht nur Auskunft über die Verbreitung von Böden, sondern auch über deren Empfindlichkeit gegenüber Gefahren wie Verdichtung, Erosion oder dem Eintrag von Schadstoffen. Zusätzlich wurden im Labor an rund 25 000 Bodenproben chemisch-physikalische Messungen durchgeführt. Die Daten aus den früheren Bodenkartierungen für Meliorationsprojekte und Güterzusammenlegungen sind auch heute noch wertvoll: Sie geben beispielsweise Hinweise auf das Wasserspeichervermögen oder die Bodeneignung für die Nahrungs- und Futtermittelproduktion.

Der Bund hob 1996 den landwirtschaftlichen Bodenkartierungsdienst am Agroscope-Standort Reckenholz auf und übertrug die Verantwortung für Bodeninventuren vollständig den Kantonen. Durch die damals abrupte Einstellung des nationalen Bodenkartierungsdienstes wurden die Bodendaten weder systematisch inventarisiert noch digital gesichert, was deren Nutzung in der Folgezeit erheblich erschwerte. Den Grundstein für die digitale Aufarbeitung älterer Bodendaten legte das Projekt Bodeninformation Schweiz (BI-CH; http://bich.soil.ch), welches entsprechende Werkzeuge und Übersetzungsschlüssel entwickelte. Nun konnten diese Bodeninformationen aus früheren Erhebungen für heutige Fragestellungen nutzbar gemacht werden.

Internationales Jahr des Bodens – Agroscope forscht für fruchtbare Böden

Die UNO-Generalversammlung hat das Jahr 2015 zum „Internationalen Jahr des Bodens“ erklärt. Bodenfruchtbarkeit und Bodenschutz sind für Agroscope zentrale Themen: Einerseits werden Grundlagen erarbeitet, um die Bodenfruchtbarkeit zu beurteilen, anderseits stellt Agroscope Hilfsmittel für die nachhaltige landwirtschaftliche Nutzung der Böden und ihren umfassenden Schutz bereit. Im Referenzmessnetz der nationalen Bodenbeobachtung NABO werden landesweit Bodenbelastungen erfasst und beurteilt. In der Bodenökologie erforscht Agroscope die Wechselwirkungen zwischen Pflanzen und Bodenorganismen.

Das Internationale Jahr des Bodens ist ein wichtiger Meilenstein, um weltweit auf die Bedeutung der Böden für die Ernährungssicherung aufmerksam zu machen.

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