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Bund gründet Netzwerk für Klimadienstleistungen

Bern, 16.11.2015 – Bei Entscheiden das Wissen zum Klima einbeziehen – aber wie? Die Klimadienstleistungen des National Centre for Climate Services NCCS helfen Behörden, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft klimabedingte Risiken und Chancen zu erkennen. Damit können Risiken reduziert, Chancen genutzt und Kosten optimiert werden. Die vom NCCS und den verschiedenen Fachstellen bereitgestellten Grundlagen tragen dazu bei, angesichts des Klimawandels die Weichen für die Zukunft richtig zu stellen.

Klimadienstleistungen (Climate Services) sind wissenschaftlich basierte Informationen über das vergangene, heutige und zukünftige Klima und seine Folgen. Sie sind Grundlage für Entscheide zum Umgang mit den Auswirkungen des Klimas. Klimadienstleistungen sind auch Vorrausetzung dafür, dem Klimawandel bereits bei der Planung und Umsetzung von Massnahmen zu berücksichtigen und somit langfristig Kosten zu sparen.

Das NCCS des Bundes mit Sitz an der MeteoSchweiz koordiniert die Erarbeitung und Verbreitung von Climate Services und stellt sie in verständlicher Form zur Verfügung. Als Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Praxis fördert es den Dialog und die gemeinsame und interdisziplinäre Entwicklung der Klimadienstleistungen. Dabei sorgt das Netzwerk dafür, dass diese auf die Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer ausgerichtet sind.

Schwerpunktthemen

Das NCCS erarbeitet Klimadienstleistungen zu mehreren Schwerpunktthemen. So sollen die heutige Variabilität des Klimas in der Schweiz und die möglichen künftigen Veränderungen aufgezeigt werden. Weiter wird untersucht, wie sich der Klimawandel beispielsweise auf die Wasserressourcen, die Naturgefahren wie Hochwasser oder Rutschungen, die Waldgesundheit, die Verbreitung von Baumarten oder von Schädlingen in der Landwirtschaft auswirkt. Anschauliche Szenarien für extreme Wetterereignisse sollen nicht zuletzt neben notwendigen Präventionsmassnahmen die Ereignisbewältigung und auch den Bevölkerungsschutz weiter verbessern.

Auf verschiedenen Ebenen den Dialog fördern

Alle praxisnahen und regelmässig aufdatierten Informationen und Grundlagen zum Klima werden im Rahmen des NCCS an einem Ort verfügbar sein. Die Webseite www.nccs.ch wird zu einer Webplattform für Behörden, Entscheidungsträger und -trägerinnen aus Politik und Wirtschaft, Verbände sowie für die Gesellschaft ausgebaut. Ergänzend  finden Vernetzungsanlässe statt, die den Austausch fördern und mögliche Forschungslücken identifizieren. Dieser Dialog bildet die Grundlage für die Erarbeitung und Weiterentwicklung der bestmöglichen Klimadienstleistungen. Bei Bedarf organisiert das NCCS interdisziplinäre Workshops für einzelne Sektoren wie die Landwirtschaft oder zu spezifischen Themen wie beispielsweise den Klimaszenarien.

Das NCCS – Kurz erklärt

Im Rahmen des vom Bundesrat verabschiedeten Aktionsplans zur Anpassung an den Klimawandel in der Schweiz übernimmt das NCCS die Stärkung der sektorübergreifenden Zusammenarbeit bei der Erarbeitung der Daten und Informationen und verbessert damit die gemeinsamen, praxisnahen Grundlagen. Der Bund folgt mit dem NCCS der Empfehlung aus dem Globalen Rahmenwerk für Klimadienste (Global Framework for Climate Services GFCS), welches 2009 von der Weltorganisation für Meteorologie WMO an der dritten Weltklimakonferenz in Genf lanciert wurde.

Am NCCS sind das Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz, das Bundesamt für Umwelt BAFU, das Bundesamt für Landwirtschaft BLW, das Bundesamt für Bevölkerungsschutz BABS, die ETH Zürich und die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL beteiligt. Die Geschäftsstelle ist bei MeteoSchweiz in Zürich angesiedelt.

Neben den genannten Bundesämtern und Forschungsinstitutionen sind zurzeit die Agroscope, das Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL und die Universität Bern mitbeteiligt. Ziel ist, weitere Institutionen für die Mitarbeit zu gewinnen.

Diese und weitere Fragen stehen im Fokus des NCCS:

  • Wird es stärker regnen und deswegen grössere Hochwasser geben? Was bedeutet dies für meine Gemeinde?
  • Verursachen Schädlinge im Obst-, Wein- und Ackerbau künftig mehr Verluste? Was bedeutet dies für den Pflanzenschutz?
  • Wie stark werden die Hitzewellen zunehmen? Was bedeutet dies für die Bevölkerung?
  • Welche Baumarten sollen wir heute fördern? Welche liefern trotz höheren Temperaturen und grösserer Trockenheit guten Holzertrag und Lebensraum für Tiere und Pflanzen?
  • Wie werden sich die Wasserressourcen verändern? Was bedeutet dies für die Gesellschaft?

Verfolgt auf Schritt und Tritt? Datenschutztag 2015 gibt Aufschluss

Welche Veränderungen kommen durch GesundheitsApps und Wearables im Gesundheitsbereich auf uns zu? Welche Chancen und Risiken entstehen für Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft? Über diese Fragen diskutieren heute am 9. Internationalen Datenschutztag Experten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft mit dem Eidgenössischen Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragten Hanspeter Thür.

Die Interessen an unseren Gesundheitsdaten sind vielfältig, und oftmals gehen wir unachtsam damit um. Dass es sich dabei um hochsensible Informationen handelt, wird gerne bewusst vernachlässigt, wenn sich damit Geld verdienen lässt. – Wer darf bestimmen, welche Daten in wessen Hände geraten? – Hinsichtlich der Sensibilität der Gesundheitsdaten muss das Recht auf informationelle Selbstbestimmung im Zuge des technologischen Fortschritts auch im Gesundheitsbereich gewährleistet bleiben.

Der Eidgenössische Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragte, Hanspeter Thür, diskutiert heute mit Vertretern der verschiedenen sektoriellen Interessen in einem Podiumsgespräch. Die Diskussion mit Jean Christophe Schwaab, Nationalrat SP/VD, Prof. Henning Müller, eHealth-Experte und Professor an der Fachhochschule Westschweiz (HES-SO), und Marc Lounis, Senior Product Manager für innovative Accessoires bei Swisscom, findet heute Vormittag in Bern statt. Moderiert wird der Anlass von Michael Marti, Verantwortlicher Online und Newsnet beim Tagesanzeiger.

Interessierte Bürgerinnen und Bürger können ihre Meinung zum Thema Datensicherheit und Datenschutz von GesundheitsApps und Wearables auf dem Blog des EDÖB äussern. Der Blog wird heute um 9 Uhr aufgeschaltet: http://www.blog.edoeb.admin.ch.

Der Internationale Datenschutztag wird jährlich auf Initiative des Europarats ausgerichtet. Er hat zum Ziel, das Bewusstsein der Bürgerinnen und Bürger für den Schutz der Privatsphäre und das Recht auf informationelle Selbstbestimmung zu stärken. Er findet dieses Jahr zum neunten Mal statt.

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Das Programm der Mitglieder des Bundesrates am WEF-Jahrestreffen 2015

Bern, 20.01.2015 – Das Jahrestreffen des World Economic Forum (WEF) hat nach Ansicht des Bundesrates für Davos und die Schweiz einen hohen Stellenwert. Am Jahrestreffen, das dem informellen Meinungsaustausch dient, versammeln sich alljährlich führende Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik. Angesichts der wirtschaftlichen und politischen Herausforderungen unserer Zeit ist eine solche direkte Kontaktmöglichkeit unter Entscheidungsträgern sehr wichtig.

Für den Bundesrat bietet das WEF-Jahrestreffen die einmalige Möglichkeit, die Beziehungen zu zahlreichen hochrangigen Persönlichkeiten zu pflegen. Dieses Jahr besteht dabei insbesondere auch die Gelegenheit zum Austausch mit Mitgliedern der neu bestellten EU-Kommission. Alle Mitglieder des Bundesrates nehmen in Davos Termine wahr; es dürften rund 60 bilaterale Treffen stattfinden.

Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga, Vorsteherin des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartements (EJPD), eröffnet das Jahrestreffen des World Economic Forum (WEF) in Davos am Mittwoch, 21. Januar, zusammen mit Prof. Klaus Schwab. Am Tag der Eröffnung wird sie mit Chinas Premierminister Li Keqiang zusammenkommen. Auch Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf und Bundesrat Alain Berset werden an diesem Treffen teilnehmen. Auf dem Terminplan von Bundespräsidentin Sommaruga in Davos stehen des Weiteren Gespräche mit dem niederländischen Ministerpräsidenten Mark Rutte, mit Schwedens Ministerpräsident Stefan Löfven, mit EU-Parlamentspräsident Martin Schulz und mit dem deutschen Innenminister Thomas de Maizière. Vereinbart wurden ausserdem Treffen mit Präsident Abdel Fattah al-Sisi (Ägypten), Präsident Ilcham Alijew (Aserbaidschan) und Ministerpräsident Mehdi Jomaa (Tunesien).

Am Donnerstagmittag werden die Bundespräsidentin, der italienische Aussenminister Paolo Gentiloni und weitere Gäste an einer „SRF Live Debate“ zum Thema „Escaping from Poverty“ teilnehmen. Am Donnerstagabend ist ein Auftritt der Bundespräsidentin am Open Forum zum Thema „Offene Grenzen: Unvermeidbar oder unnötig?“ vorgesehen.

Bundesrat Johann N. Schneider-Ammann, Vizepräsident des Bundesrates und Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF), ist von Mittwoch bis am Samstag, 24. Januar, in Davos. Während seines Aufenthalts trifft er sich mit Premierministern sowie verschiedenen Wirtschafts-, Industrie- und Handelsministern.

Zu den Gesprächspartnern von Vizepräsident Schneider-Ammann zählen die lettische Premierministerin Laimdota Straujuma, welche derzeit die EU-Ratspräsidentschaft innehat, und Deutschlands Vizekanzler und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel. Unter anderem wird der WBF-Vorsteher ausserdem gemeinsam mit Bundesrätin Widmer-Schlumpf mit EU-Arbeits- und Wachstumskommissar Jyrki Katainen zusammenkommen.

Mit dem indonesischen Handelsminister Rachmat Gobel wird Vizepräsident Schneider-Ammann zudem über die Verhandlung für ein Freihandelsabkommen sprechen. Am Samstag ist Bundesrat Schneider-Ammann Gastgeber eines informellen WTO-Ministertreffens mit rund 25 Teilnehmern, das der Umsetzung des an der Welthandelskonferenz 2013 in Bali beschlossenen Pakets dient.

Bundesrat Didier Burkhalter, Vorsteher des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA), sieht während seines Aufenthalts von Mittwochabend bis Freitag Gespräche unter anderem mit dem stellvertretenden EU-Kommissionspräsidenten Frans Timmermanns sowie der EU-Aussenbeauftragten Federica Mogherini vor. Auch mit seinen Amtskollegen Laurent Fabius (Frankreich) und Mohammed Dschawad Sarif (Iran), seiner Amtskollegin Tamar Berutschaschwili (Georgien) sowie mit Tony Blair, dem Sondergesandten des Nahost-Quartetts, wird der Schweizer Aussenminister in Davos sprechen. Ausserdem werden Bundesrat Burkhalter und Prof. Klaus Schwab am Freitag eine Vereinbarung zwischen der Schweiz und dem WEF unterzeichnen. Die auf dem Gaststaatgesetz basierende Übereinkunft sieht eine verstärkte Zusammenarbeit vor.

Bundesrat Alain Berset, Vorsteher des Eidgenössischen Departements des Innern, wird das Treffen mit der Delegation aus China nutzen, um ein bilaterales Abkommen zu den Bereichen Gesundheit und Lebensmittel zu unterzeichnen. In Davos wird er auch auf den deutschen Vizekanzler Sigmar Gabriel, den deutschen Gesundheitsminister Hermann Gröhe und den Präsidenten des Europäischen Parlaments Martin Schulz treffen.

Bundesrat Ueli Maurer, Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS), wird am Rande des WEF-Jahrestreffens am Donnerstag mit seiner deutschen Amtskollegin Ursula von der Leyen zusammenkommen.

Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf, Vorsteherin des Eidgenössischen Finanzdepartements (EFD), bespricht in Davos – zusätzlich zu den erwähnten Terminen -finanzpolitische Fragen mit Finanzminister Pier Carlo Padoan (Italien), EU-Kommissar Pierre Moscovici und Zentralbankgouverneur Agustín Carstens (Mexiko). Zusammen mit Bundesrat Schneider-Ammann trifft sie zudem den indischen Finanzminister Arun Jaitley.

Bundesrätin Doris Leuthard, Vorsteherin des Eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK), nutzt ihren Aufenthalt in Davos am Donnerstag und Freitag vor allem für Gespräche zu energiepolitischen Fragestellungen. So trifft sie sich mit dem für die Energieunion zuständigen EU-Kommissar Maroš Šefčovič, mit Österreichs Vizekanzler und Energieminister Reinhold Mitterlehner sowie mit Deutschlands Vizekanzler und Energieminister Sigmar Gabriel. Zudem wird Bundesrätin Leuthard an zwei Veranstaltungen der WEF-Reihe „Energy Summit“ teilnehmen.

Das Jahrestreffen des WEF in Davos bietet darüber hinaus Gelegenheit für viele weitere Kontakte und Gespräche; Programmänderungen sind daher auch in letzter Minute noch möglich. Die oben stehenden Angaben erfolgen deshalb unter Vorbehalt.

Weitere Informationen zum WEF-Jahrestreffen unter www.news.admin.ch > Dokumentation > World Economic Forum.

„Ohne Inländervorrang geht es nicht mehr“

Appelle an die Freiwilligkeit der Unternehmen, mehr inländische Arbeitnehmer anzustellen reichen offensichtlich nicht aus. Da hilft nur die Peistsche. Das Zuckerbrot war gestern. Denn: Die Beschwörungsformeln für mehr Selbstverantwortung greifen ins Leere und seien längst zu unglaubwürdigen Worthülsen geworden, konstatiert Rudolf Strahm, der einstige Preisüberwacher in seiner Kolumne im Tages Anzeiger. Der Fachkräftemangel sei nur «ein Vorwand, um jüngere und billiger Arbeitskräfte ins Land zu holen» und die Ü50 Generation in den vorzeitigen Ruhestand beim Sozialamt zu spedieren.

«Wir haben es schon länger mit einem schleichenden und versteckten Verdrängungseffekt von ausländischen gegenüber schweizerischen Arbeitskräften im Inland zu tun». Strahm spricht damit aus, was zig zehntausende von Arbeitnehmern schon lange vermutet haben. «Die steigende Sockelarbeitslosigkeit ist ein Beweis dafür», konstatiert der ehemalige Preisüberwacher.

Strahm zieht für seine These die Statistiken zur Hand und zeigt auf, dass im Dezember 5300 Gesundheitsfachleute arbeitslos seien, derweil die Spitäler lauthals den Mangel an Pflegepersonal beklagen. Auch die Banken und Informatikbranche sagt, sie könne nur noch Fachkräfte im Ausland rekrutieren, im Inland sei dieser erschöpft. Gleichzeitig sind aber 3717 Bankenfachleute und 3061 IT-Fachleute als arbeitslos registriert. Die RAV melden 13814 Arbeitslose aus dem Gastgewerbe und 19951 arbeitslose Baukräfte. Auch diese Branchen zeichnen sich durch einen exzessiv hochen Ausländeranteil aus.

Auch Tourismus- und Kommunikationsbranche will keine älteren Schweizer

Zwei weitere Beispiele aus der Tourismus- und Kommunikationsbranche. In vielen Schweizer Hotels werden die Gäste von einem deutschen Receptionisten empfangen, von einem deutschen Koch bekocht und von einer deutschen Spa-Therapeutin betreut. Weit über 50% Prozent aller Kommunikationsstellen in der gehobenen Hotellerie und in der Industrie sind mit deutschen PR-Damen besetzt.

Auch in den PR-Agenturen und Medienhäusern gibt es einen hohen Anteil Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem nördlichen Nachbarland. Dieser Trend hat schon vor der Finanzkrise Einzug gehalten. Damals schon konnte man als Kommunikationsfachmann beobachten, wir monatlich ein oder zwei PR-Mitarbeiterinnen aus den Metropolen und Hamburg ein Mail schrieben, sie kämen jetzt auch in die Schweiz arbeiten und hätten eine Stelle in einem Hotel erhalten.

Für einen Ü50 jährigen Schweizer PR- und Kommunikationsspezialisten gibt es aber keine Jobs mehr. Schon lange nicht mehr. Rund 50‘000 Beschäftigte sind in den letzten fünf Jahren ausgesteuert geworden. Kaum einer wird je wieder einen Job finden, wenn die Politik nicht endlich handelt und die künstliche Verteuerung älterer Arbeitskräfte aufgrund der höheren Sozialabgaben nicht endlich abschafft. Ausgesteuerte und Ausgegliederte werden gar nicht mehr in der Statistik erfasst. Daher sind die der Öffentlichkeit präsentierten Zahlen falsch und wiederspiegeln keineswegs die reale Situation.

Diskriminierung und Augenwischerei mit System

Die Diskriminerung lässt sich auch bei den Medien und in der Kommunikationsbranche relativ einfach nachvollziehen. Probe auf’s Exempel: Wenn man als gut gebildeter Arbeitssuchender mit einer kaufmännischen Ausbildung samt einem PR-Abschluss und einer Webpublisher-Weiterbildung sowohl von den Stellenbüro’s als auch von den HR-Damen bei der Nennung des Jahrganges und der Frage, ob man da ein Handicap habe, klar als nicht vermittelbar beziehungsweise chancenlos gilt, ist die düstere Ausgangslage schon glasklar. Auch beim Tages-Anzeiger war man so offen, zu sagen, dass man im Cross-Media-Bereich als Ü50 chanchenlos dasteht.

Würden alle Stellensuchenden über 50 Jahre die Frage des Alters und des Lohns gleich direkt ansprechen und notieren, dann könnte man eine reale Statistik und eine Realsatire über die Absagegründe und Vorwände erstellen, die ein ganz anderes Bild ergeben würden, als das uns von Politikern, Wirtschaftsverbänden und Arbeitgebern servierte Szenario.

Inländervorrang mit Indikationsmodell und Schutzklausel verknüpfen

Ein weiteres Indiz, dass über 55 Jährige chancenlos auf dem Arbeitsmarkt sind, ist die Tatsache, dass jedes Jahr rund 6000 Arbeitnehmer vor ihrer Pensionierung ausgesteuert werden. Auf die ganze Altersgruppe hochgerechnet seien dass über 30‘000 Personen, schreibt Strahm in seiner Kolumne. Er schlägt vor, dass den Inländervorranges mit einem Indikatorenmodell zu verknüpfen, welches den echten Fachkräftemangel branchenweise viel exakter erfasst. Man könne diesen auch mit der von den Industrieverbänden geforderten Schutzklausel verbinden. Strahm verweist darauf, dass auch andere Länder de facto einen Inländervorrang kennen und anwenden. Wir dürfen uns nicht von dem Dogma der totalen Marktliberalisierung einschüchtern lassen.

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„Gesunde Paranoia“ vor Datenbank, die „vor Misstrauen krank macht“

Der Kanton Zürich schafft eine Datenbank, in der Patientendaten zusammengeführt erfasst werden. Darin sollen die Patientendaten von Computerdaten der Spitäler, Ärzte und Apotheker über mehrere Register miteinander verlinkt sein. Die Immunabwehr im Zeitalter von NSA und BIG-Data schaltet da automatisch auf Abwehr feindlicher Angriffe von Aussen.

Jeder Bürger soll dabei frei entscheiden können, ob er eine E-Akte will und welche Angaben er dieser anvertraut. Er allein soll Zugriff auf die Daten haben? Schon dieser Satz macht stutzig, liegt doch das Daten-Hoheitsgebiet nicht beim Patienten, sondern bei den Datenlieferanten und –sammlern. Immerhin darf ich dann als E-Akten-Informationsspender sehen, wer meine Daten eingesehen hat. Wunderbar, erst ritze ich mir alle Poren auf, dann darf ich überall Pflästerchen auflegen, wo es angezeigt ist.

Gesunde Paranoia zur Zwangspsychose und politischen Manipulation

So eine Gesundheitsdatenbank ist brandgefährlich, weil da so viele substanzielle Informationen über meinen geistigen und psychischen Gesundheitszustand drin stehen, dass mir schlecht werden könnte, auch wenn ich ein kerngesunder Mensch bin. Denn wir alle wissen, dass die Pathologisierung des Menschen nun schon bei den Spermien und im prenatalen Zustand fortschreitet, dass Zappelphilippe heute mit Ritalin und Anti-Depressiva ruhig gestellt werden. Von der bedenklichen Tatsache, dass jeder Vierte in den Psychiatrien zwangsintegriert wurde und eingesperrt ist und oft gegen seinen freien Willen mit Medikamenten vollgestopft wird. Und wir wissen geflissentlich auch, dass keine Datenbank jemals sicher ist und auch kein Recht auf Vergessen herrscht. Bewusst ist uns auch, dass Big Data bewirtschaftet und kommerziell genutzt werden will. Alles andere kann man nicht einmal mehr einem Blinden oder Gehörlosen andrehen – ohne diese Betroffenen desavouiren zu wollen.

Kamikazie-Projekt für E-Akteninhaber

Was wir aber nicht so genau wissen, ist, wie in ein paar Jahren mit diesen Daten umgegangen wird. Administrativ, politisch wie technisch und auch aus krimineller Sicht gesehen. Da ist nur eins gewiss: Wir werden noch unser blaues Wunder erleben. Zum Beispiel: Werden Krankenkassen uns ablehnen, weil wir zuviele Kosten verursachen oder noch einfacher, weil wir mit einer Erbkrankheit oder einer auto-immunschwäche ausgestattet sind? Werden wir einen Job nicht erhalten, weil der Arbeitgeber rausfindet, dass wir ein Alkoholproblem haben oder regelmässig Psychopharma zu uns nehmen?  Wird uns das Autobilett entwendet weil wir hin und wieder einen Joint rauchen? Wissen nun alle über unseren Schwangerschaftstest oder den -abbruch oder den HIV-Test Bescheid?

Statt heile Welt und Prävention, Ausgrenzung und Repression

So wie jedes Computersystem zu knacken ist, können auch Schutzwälle und Intimsphären unter politischem oder privatem Druck erodieren und zum tickenden Pulverfass werden. Die Freiwilligkeit endet heute sehr schnell beim kollektiven Zwang. Und wer keine E-Akte will, könnte schon bald ebenso ausgeschlossen werden, wie diejenigen, die auf Kreditkarten und Smartphones verzichten oder den ganzen Social-Media-Zirkus in die Wüste schicken. So gesehen, entblösen sich Risikopatienten gleich selber.  Daher gleich nochmals die Frage: Wollen wir das? Dass irgend einer in 20 Jahren veröffentlich, der hat schon mit 15 und dann mit 23 in die Hosen gepinklt und dass die da schon mit 15 Geschlechtsverkehr oder -krankheiten hatte und ähnliches dann flugs auch die Runde in den Social Media’s machen?

Politische Kundgebung, Kommunisten, Ahmedabad, Gujarat | political celebration, communist party, masses of peoples. © GMC Photopress, gmc1@gmx.ch

Narenda Modi halftert die Ghandi-Dynastie ab

Indiens Bevölkerung hat eine historischen Regierungswechsel vollzogen. Der Wahlsieg der hindunationalistischen BJP-Partei katapultiert das Land mit 1,2 Milliarden Menschen in ein neues Zeitalter. Narenda Modi, der vom Westen infolge des Massakers an Muslimen lange Geächtete, wird nun wieder von allen Staatschefs umworben. Vor allem die Beziehungen zwischen Indien und China dürften enger werden. Wer ist Narenda Modi und wohin steuert er sein Land? Allmytraveltips-Herausgeber Gerd Müller hat den BJP-Führer in vor einem Jahr in Ahmedabad, der Hauptstadt Gujarats getroffen.

Narenda Modi zelebriert und zementiert seine Macht auf der Basis des hindu-nationalistischen Fundamentes. Bild: GMC/Gerd Müller Narenda Modi zelebriert und zementiert seine Macht auf der Basis des hindu-nationalistischen Fundamentes. Bild: GMC/Gerd Müller

Der 63 jährige Narenda Modi aus dem Ghandi-Bundesstaat Gujarat tritt auf wie ein Heiliger und hält sich die Journalisten und Besucher mit zwei Dutzend schwerbewaffneten Soldaten und einigen Leibwächtern vom Leib, als er im neu gebauten Kongresszentrum in Ahmedabad im April 2013 vor die versammelten Gäste tritt. Rund 100 ausgewählte Journalisten und Top-Reiseveranstalter aus der ganzen Welt wurden damals auf Geheiss Modi’s nach Gujarat eingeladen, um den trockensten Bundesstaat und seine Reize kennenzulernen.

Der erste Eindruck für die meisten der ausländischen Besucher beginnt damit, dass man ihnen den Alkohol am Flughafen abnimmt. Denn Alkoholkonsum ist in Gujarat schon seit vielen Jahren verboten. Die Handschrift und Stossrichtung Modi’s wird schon bei Ankunft klar. Disziplin und Drill sind zwei Tugenden, die sich der Sohn eines Teeverkäufers schon früh verinnerlicht hat. Denn früh war er Mitglied bei der RSS, dem nationalistischen Freiwilligen-Corps, die auch eine grosse Verehrung für die Nazi’s und Hitler gezeigt hatten.

Narenda Modi und Gujarat's Tourismusminister in Ahmedabad im April 2013 am Gujarat Travel Mart. Bild: GMC/Gerd Müller

Narenda Modi und Gujarat’s Tourismusminister in Ahmedabad im April 2013 am Gujarat Travel Mart. Bild: GMC/Gerd Müller

Der aus armen Verhältnissen stammende junge Hindu hat sich mit eisernem Willen hoch gearbeitet und in den letzten zehn Jahren hat Modi Gujarat wie ein Unternehmen regiert und einer der ärmsten Bundesstaaten im Westen Indiens reformiert. Dabei half ihm sein Sarkasmus und sein Image als Winnertyp, der auch durch schlechte Zeiten gut hindurch kommt und auch durchgreifen kann. Modi ist ein ausgeprägter Machtmensch, der seine natürliche Autorität mit dem Pathos eines Heiligen geschickt kombiniert. Modi zementiert seine Macht auf der Basis der hinduistischen Religion. Das hinterlässt bei den 13 Prozent Muslimen im Land ein schaurig kribbelndes Gefühl.

Der Schandfleck des heiligen Aufsteigers

Doch dieser Aufsteiger trägt eine schweres Erbe mit sich herum, für das er seit Februar 2002 verantworten muss. In Godhra ging am 27.Februar ein Zug mit Hindu-Pilgern in Flammen auf. 58 Insassen kamen ums Leben. Der Verdacht einer Brandstiftung durch Muslime kam auf und ein wütender Hindu-Mob löschte kurzerhand mehr als 1000 Menschenleben aus. Modi wollte oder konnte dieser Tragödie nicht Einhalt gebieten und es blieb der Verdacht, dass er den Konflikt noch geschürt hat. Jedenfalls griff die Polizei nicht durch und liess den Mob gewähren.

Modi unnahbar: Narenda umgibt sich mit schwerbewaffneten Soldaten und Bodyguards. Bild: GMC Photopress/Gerd Müller

Modi unnahbar: Narenda umgibt sich mit schwerbewaffneten Soldaten und Bodyguards. Bild: GMC Photopress/Gerd Müller

Narenda Modi wird Indien dank seiner komfortablen Mehrheit gewiss viel straffer und organisierter führen, als sein Vorgänger Rahul Ghandi. Der Mann hat die Fähigkeit die Ghandi-Dynastie, die Indien wie keine andere geprägt hat, in den Schatten zu stellen. Rahul Ghandi, Sohn von Premier Rajiv, Enkel von Indira und Urenkel des Staatsgründers Jawaharal Nehru hat es nicht geschafft, dem Aufsteiger aus Gujarat die Stirn zu bieten.

Modi hat die Ghandi-Dynastie abgehalftert

Dem BJP-Spitzenkandidaten gelang es, die Mehrheit der Muslime und viele Bürger der Unterschicht hinter sich zu scharen. Er macht die Religion zur Politik und wählte den heiligsten Kral der Hindus, Varanasi, zu seinem Wahlkreis. Der Ort am Ganges gilt als heiligste Stätte des Hinduismus. Modi ist kein säkularer Politiker, er ist mehr ein Prophet, der seinem Land einen Weg in die Moderne verspricht. Und genau diesen Kurs fordert die wachsende Mittelschicht Indien’s. Sie wünschen sich ein von vielen religiösen Zwängen befreites Land und holen sich dazu paradoxerweise einen religiösen Führer ins Boot.

Modi unnahbar: Narenda umgibt sich mit schwerbewaffneten Soldaten und Bodyguards. Bild: GMC Photopress/Gerd Müller

GujaratsTourismus-,Transport-, Chief Minister Nahredra Modi, Gujarat Travel Mart, Ahmedabad | Gujarats Tourism-, Transport-, Chief-Minister Nahredra Modi, Gujarat Travel Mart, Ahmedabad-City. © GMC Photopress/Gerd Müller

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